Sebastian Vettel, Lewis Hamilton, Max Verstappen, Daniel Ricciardo und Robert Kubica - die Besetzung der ersten Pressekonferenz der Formel-1-Saison 2019 hatte es in sich. Mit Vettel, Hamilton und Verstappen saßen gleich die drei Topfavoriten auf den Weltmeistertitel vor der versammelten Weltpresse.

Doch von Spannung zwischen den Piloten erstmal keine Spur. Freundlich reicht Hamilton seinem Hauptkonkurrenten der letzten Jahre die Hand, Vettel und der Mercedes-Pilot werden von Lokalmatador Ricciardo räumlich voneinander getrennt.

Doch beim ersten Thema sind alle geeint: Charlie Whiting. Am frühen Morgen war der langjährige Renndirektor überraschend verstorben. "Ich bin gestern noch die ersten paar Kurven die Strecke zusammen mit ihm abgegangen", erinnert sich Vettel. "Ich bin geschockt. Es ist schwer, das überhaupt zu begreifen."

"Er war unser Fahrer-Mann", so Vettel. "Es gibt Regeln, es gibt uns und er war die Mitte. Er war jemand, den man jederzeit alles fragen konnte. Seine Tür stand allen immer offen, er war ein Racer, ein sehr netter Kerl."

Charlie Whiting: Vettel, Verstappen & Co. geschockt

Auch die Kollegen zeigten sich geschockt. Selbst der sonst so kühl und abgeklärt wirkende Verstappen: "Es ist unglaublich, er wurde nur 66 Jahre alt. Das zeigt, dass wir die Tage mehr genießen müssen. Es gibt mehr als nur Formel 1."

Der Niederländer verbrachte im Rahmen des Stewards Seminars im Januar noch einen ganzen Tag an der Seite des Renndirektors. "Als wir uns dort verabschiedet haben, haben wir noch 'bis Australien' gesagt. Es ist ein großer Schock", so Verstappen. "Er hat so viel für den Sport gemacht, möge er in Frieden ruhen", ergänzt Hamilton.

Vettel kann Favoritenrolle nicht ganz abweisen

Doch das Leben in der Formel 1 geht weiter. Und damit auch das übliche Geplänkel vor dem Saisonstart. Die Favoritenrolle will keiner richtig annehmen. Am ehesten noch Vettel. "Wir sind alle Jäger und Gejagte, denn wir haben alle null Punkte. Aber hoffentlich werden wir Melbourne als Gejagte verlassen."

Formel 1 2019: Der große Saisonausblick (35:58 Min.)

Für neutrale Beobachter ist Vettel in der Favoritenrolle. Ganz verneinen kann auch Vettel das nicht. "Wir sind ganz klar besser vorbereitet als letztes Jahr", sagt Vettel. "Letztes Jahr lief der Wintertest nicht gut, wir mussten Probleme am Auto lösen. Wir sind besser vorbereitet und unser Auto scheint gut zu funktionieren - aber das Ergebnis wird nicht besser."

Im Vorjahr holte Vettel - trotz mäßiger Vorbereitung - überraschend den Sieg im Albert Park. "Aber wir hatten durch das VSC Glück", erinnert Vettel. "Es ist ein schwieriges Wochenende hier, man ist ein bisschen nervös und weiß nicht wo man ist. Aber die Atmosphäre bei uns ist gut."

Hamilton sieht Mercedes noch hinter Ferrari

So gut wie Vettel - machte zwischendurch immer wieder Scherze mit seinem Ex-Teamkollegen Daniel Ricciardo - waren Hamilton und Verstappen nicht gelaunt. Bei Hamilton ist das vor allem auf die Testfahrten zurückzuführen. Die Glaskugel stellt für den Weltmeister offenbar keine große Herausforderung dar: "Es ist nicht schwer zu lesen, es ist ziemlich klar. Auch wenn wir nicht wissen, was die anderen gemacht haben: Wir haben Arbeit zu tun ..."

Beim Test sah sich Hamilton noch eine halbe Sekunde hinter Ferrari. Das könnte sich aber gebessert haben. "Am Ende des Tests ist das Auto etwas gealtert. Dazu gibt es inzwischen neue Infos aus dem Windkanal, jeder macht nach dem Test einen Schritt. Hier fahren wir mit einem frischeren Auto und haben ein besseres Verständnis."

Red Bull mit Upgrade, Mercedes nicht

Doch während Mercedes das große Upgrade-Pulver schon in der zweiten Testwoche verschoss, hat die Konkurrenz noch etwas in petto. "Wir haben hier keine Upgrades", verrät Hamilton. "Aber es wird spannend zu sehen sein, wie das Upgrade von Red Bull funktioniert und auch was Ferrari bringt."

Red Bull brachte gegen Ende des Tests ein großes Paket, konnte das aber aufgrund eines Unfalls von Pierre Gasly nicht testen. Trotzdem ist Verstappen zufrieden mit der Vorbereitung: "Der Test war gut, wir hatten nicht viele Probleme. Wir haben ohne Probleme einen neuen Motor im Chassis integriert. Ich konnte mein Programm größtenteils fahren. Aber bei der Performance ist es schwer zu sagen, wo wir sind, denn für Performance-Runs hatte ich keine Zeit mehr. Es könnte aber immer besser sein."