Ferrari geht nach den Testfahrten in Barcelona als Favorit in die Formel-1-Saison 2019. Sebastian Vettel und Charles Leclerc fuhren die schnellsten Runden beider Testwochen, auch bei den Rennsimulationen waren die Ferrari Piloten top (mehr dazu in der ausführlichen Test-Analyse am Samstag).

Mercedes-Pilot Lewis Hamilton bescheinigte Ferrari bereits einen Vorsprung von 0,5 Sekunden. Das verbale Geschenk aus England will Ferraris neuer Teamchef Mattia Binotto aber nicht annehmen. "Wir fokussieren uns auf unser Auto, das wir verstehen müssen, aber ich glaube, dass Mercedes in Melbourne sehr stark und nicht weit hinten sein wird", so der Italiener.

Den Testergebnissen traut Binotto deshalb nicht so sehr: "Jeder fährt ein anderes Programm, wir kennen die Benzinmengen, Motormodi und so weiter nicht."

Mattia Binotto beerbte Maurizio Arrivabene 2019 als Ferrari-Teamchef, Foto: Sutton
Mattia Binotto beerbte Maurizio Arrivabene 2019 als Ferrari-Teamchef, Foto: Sutton

Doch wie sieht es mit dem eigenen Auto aus, wollte Motorsport-Magazin.com vom Ferrari-Teamchef wissen. Wo liegen die Stärken, wo die Schwächen? "Das Auto hatte eine perfekte Balance und hat den Fahrern Vertrauen gegeben", erklärt der 49-Jährige.

"Allerdings bedeutet das nicht, dass es auf allen Strecken so ist. Es war hier in Barcelona sehr gut ausbalanciert, hier war es unsere Stärke - aber das mag nicht überall gelten", schränkte Binotto ein.

Und wie sieht es mit den Schwächen aus? "Wir hatten ein paar Zuverlässigkeitsprobleme", gesteht der Teamchef. Während in der ersten Woche alles wie am Schnürchen lief und Ferrari das Programm teilweise früher als geplant beenden konnte, gab es in der zweiten Woche vermehrt Probleme.

Vettel-Crash nicht 100-prozentig geklärt

"Das Programm ist nicht immer so gelaufen, wie wir das erhofft hatten", gibt Binotto zu. Am Dienstag musste Charles Leclerc ein paar Stunden pausieren, weil es ein Problem am Kühlsystem gab. Am Mittwoch verlor Ferrari Testzeit, weil Vettel aufgrund eines Technik-Defekts abflog und das Auto schwer beschädigte. Am Donnerstag machte der Auspuff kleinere Probleme.

Sebastian Vettels Unfall ist noch immer nicht ganz aufgeklärt, Foto: LAT Images
Sebastian Vettels Unfall ist noch immer nicht ganz aufgeklärt, Foto: LAT Images

Vor allem der Unfall warf Ferrari zurück. Ursprünglich hieß es, die vordere linke Felge sei von einem externen Objekt Sekunden vor dem Kollabieren beschädigt worden. Doch so ganz sicher hört sich Binotto nicht an: "Es war eine sehr unglückliche Situation. Das ist bislang die beste Antwort, die wir dafür haben, aber wir untersuchen den Fall weiter."

Doch die Zuverlässigkeitsprobleme sind Jammern auf hohem Niveau. In der ersten Testwoche drehte nur Mercedes mehr Runden als Ferrari, in der zweiten Testwoche lief es Donnerstag und Freitag schon wieder deutlich besser.