Für Red Bull Racing scheint die erste Woche der Formel-1-Testfahrten 2019 in Barcelona auf den ersten Blick alles andere als ein Erfolg gewesen zu sein. Zumindest mit Blick auf die Ergebnisse der vier Tage. Über einen einzelnen vierten Platz im Klassement kamen weder Max Verstappen noch Pierre Gasly je hinaus.

Doch dieser Anschein trügt. Zumindest selbst verbucht Red Bull die Woche durchaus nicht nur als gut, sondern sogar herausragend. "Soweit hatten wir eine sehr gute Zeit, was Red Bull und Toro Rosso angeht. Ich würde sagen, dass wir noch nie eine so gute Saisonvorbereitung hatten. Mit beiden Teams", schwärmt Motorsportberater Dr. Helmut Marko beim britischen TV-Sender Sky.

Red Bull & Toro Rosso: Honda fährt sechs Mal +100 Runden

Bezieht man Toro Rosso mit ein, ergibt diese Aussage auch mit Blick auf Rundenzeiten Sinn. Mit Daniil Kvyat erntete das Team aus Faenza am Mittwoch sogar eine Tagesbestzeit. Alex Albon unterbot diese am Donnerstag, fuhr damit nach Pacesetter Nico Hülkenberg im Renault die schnellste Zeit der ganzen Woche. Doch geht es überhaupt nicht um Rundenzeiten und Performance, sondern das Abspulen des geplanten Testprogramms.

Formel-1-Autos 2019 im Technik-Check: Red Bull RB15: (12:14 Min.)

Und hier kommt eine Partei ins Spiel, die Red Bull selbst zu diesem Zeitpunkt nicht so, wortwörtlich, zuverlässig erwartet hatte: Honda. "Die Sorge war natürlich die Zuverlässigkeit und das ist bislang überhaupt kein Problem", freut sich Marko. Ein Fakt. Bis auf Kvyat am Montag (77) und Gasly am Dienstag (92, Unfall) fuhr jeder Honda-befeuerte Bolide immer mehr als 100 Runden. Unter dem Strich machte das fast 1000 Umläufe (957).

Gasly: Red Bull-Basis stimmt

Da stört selbst die Wochenbestzeit des in die Wüste geschickten Partners Renault kaum noch. "Es ist ein neuer Abschnitt. Wir schauen nicht zurück. Wir schauen nach vorne. Es ist eine sehr gute Beziehung", sagt Marko, denkt nur noch japanisch. Ein Fehler darf der Wechsel des Motorenpartners nach der mehr unschönen als schönen Scheidung von den Franzosen ohnehin nicht sein.

Zumal sich Red Bull der Performance in Woche eins noch überhaupt nicht beschäftigt habe, wie Gasly nach dem letzten Testtag berichtet. "Das Gefühl im Auto ist insgesamt gut, auch wenn man das an den Rundenzeiten so nicht sieht. Aber wir sind eben nur beim Testen und wissen jetzt auf jeden Fall, woran wir sind", erklärt der Franzose. "Alles lief absolut glatt, ich habe viele Kilometer im Auto bekommen. Das war für mich wichtig, um mich daran zu gewöhnen."

Performance-Arbeit bei Red Bull erst nächste Woche

Erst in der zweiten Testwoche werde Red Bull dann die Performance schleifen. Anhand von Toro Rosso, das bereits etwas mehr den Hahn aufdrehte, könne man aber bereits sehen, dass auch motorenseitig die Richtung stimme. "Die waren mit dem Honda echt schnell", sagt Gasly. "Wir haben bisher aber nur danach geschaut, unser Paket zu verstehen und nicht voll gepusht. Aber spüren kannst du schon, dass die Performance zugenommen hat", so Gasly, insbesondere über den Honda.

Viel wichtiger sei jedoch die Zuverlässigkeit. "Das schaut echt vielversprechend aus", meint Gasly. Zumal eben auch bei Toro Rosso mit etwas mehr Feuer noch der Fall. "Es gibt also nur gute Nachrichten", meint Gasly deshalb. Außer vielleicht, dass Ferrari durchaus extrem stark wirkt.

Red Bull: Ferrari aktuell die Nummer eins

"Die sehen echt schnell aus, aber so wirklich werden wir das erst im Quali in Melbourne sehen", sagt Gasly jedoch entspannt. "Aber der Ferrari sieht schon schnell aus - jedes Mal wenn der auf der Strecke ist. Und Mercedes wird wie immer auch schneller sein", mahnt der Franzose dennoch.

Formel 1 2019: Bilanz der 1. Testwoche in Barcelona: (06:41 Min.)

Ähnlich sieht es Marko - zumindest gegenwärtig noch. "Der Ferrari ist momentan sicherlich das schnellste Auto. Dann kommen Red Bull und Mercedes", so der Doktor. "Aber schauen wir, was wir bis Melbourne machen können. Wir sind ziemlich optimistisch, dass wir dieses Jahr aus eigener Kraft Rennen gewinnen können, nicht nur wenn andere Probleme haben oder nur auf besonderen Strecken wie Monaco oder Singapur."