Am 20. Mai 2019 verstarb die österreichische Formel-1-Legende Niki Lauda 70-jährig im Kreis seiner Familie. Ein Schock für die F1-Welt - war Lauda schließlich ein Charakter, der in der Geschichte der Serie ganz und gar einzigartig und nicht zu ersetzen war.

Lauda lieferte in seiner langen Formel-1-Karriere so mehr als genug erinnerungswürdiges Material. In Gedenken an den verschiedenen dreifachen Weltmeister werfen wir einen Blick zurück in die Geschichte, auf ein paar klassische Lauda-Momente in der Formel 1: Wie er von seinem Feuerunfall zurückkam, die mitten im Training zurücktrat oder einen Fahrer-Streik mitanzettelte.

Niki Lauda ist tot - Erinnerung an die Formel-1-Legende (03:00 Min.)

1976: Laudas Comeback in Monza

Für immer unvergesslich bleiben wird Niki Laudas Rückkehr ins Ferrari-Cockpit nach seinem Feuerunfall auf dem Nürburgring 1976. Mit schweren Verbrennungen war Lauda da ins Krankenhaus gekommen, er wurde ins Koma versetzt, und erhielt die Krankensalbung.

Aber Lauda war noch immer WM-Führender. Sogar weit in Front. Also begann der Kampf ums Comeback. Schließlich ging es nicht nur darum, wieder zu fahren - es ging darum, noch in der WM mitzufahren. Zwei Rennen ließ Lauda aus, dann war es soweit: Bei Ferraris Heim-GP in Monza stand er wieder auf der Starterliste, und führte noch immer die WM an.

Niki Lauda 1976 in Monza, Foto: Sutton
Niki Lauda 1976 in Monza, Foto: Sutton

Doch Laudas Zustand war in Monza bei weitem nicht gut: Die Verbrennungen waren noch nicht so verheilt, dass sie dem Druck einer Grand-Prix-Distanz standhalten würden. Im Rennen brachen die Wunden auf, begannen zu bluten. Blinzeln fiel aufgrund der verbrannten Augenlider schwer. Dennoch fuhr Lauda weiter, und weiter. Am Ende wurde er als Vierter abgewunken, und entschloss sich, die Saison fertig zu fahren.

Laudas WM-Niederlage 1976: Zu gefährlich ist zu gefährlich

Trotz Unfall und trotz aller gesundheitlichen Probleme reiste Lauda 1976 schließlich als WM-Führender auch zum letzten Rennen der Formel 1 in Fuji. Drei Punkte Vorsprung hatte er noch auf seinen WM-Rivalen James Hunt. Im Qualifying sortierten sich Hunt und Lauda auf zwei und drei ein.

Aus dem dramatischen WM-Finale wurde dann aber nichts. Oder zumindest wurde es anders als gedacht. Nachdem bei Starkregen der Start weit nach hinten verschoben wurde, startete das Rennen in beinahe unfahrbaren Bedingungen, um die TV-Übertragung zu garantieren. Lauda traf nach zwei Runden die Entscheidung, dass es unfahrbar war. Er stellte ab und ging. Zum Flughafen, obwohl er noch die WM anführte.

Niki Lauda 1976 im Regen von Fuji, Foto: Phipps/Sutton
Niki Lauda 1976 im Regen von Fuji, Foto: Phipps/Sutton

Ferrari-Chefingenieur Mauro Forghieri bat Lauda noch an, die Aufgabe als Defekt darzustellen. Lauda lehnte ab. Während Lauda schon im Auto zum Flughafen saß, ließ der Regen nach. Lauda war schon weit weg, als das Rennen bei viel besseren Bedingungen endete. James Hunt wurde Dritter und Weltmeister. Trotzdem steht Lauda bis heute zu seiner Entscheidung.

Laudas Rücktritt 1979: Keine Lust auf Formel 1

Trotz aller Vorfälle ließ sich Niki Lauda durch die Saison 1976 nicht von der Formel 1 abbringen. Stattdessen wurde er 1977 zum zweiten Mal nach 1975 Weltmeister. Was ihn zwei Jahre später zum tatsächlichen Rücktritt trieb, war nicht etwa die ständige Gefahr. Es wurde die Lustlosigkeit. Und das mitten im Training zum Kanada-GP.

Die Vorgeschichte: Ab 1978 startete Lauda für Bernie Ecclestones Brabham-Team, nachdem seine Beziehung mit Ferrari trotz zweier WM-Titel 1977 sauer geworden war. Doch der Brabham war kein WM-Auto. 1978 konnte Lauda neun Rennen nicht beenden. Die Unserie ging 1979 weiter. Als die Formel 1 Ende September in Montreal ankam, waren WM-Ambitionen für Lauda und Brabham in weite Ferne gerückt.

Niki Lauda und Bernie Ecclestone in 1979, Foto: Sutton
Niki Lauda und Bernie Ecclestone in 1979, Foto: Sutton

Lauda stieg also in Montreal ins Auto, fuhr raus auf die Strecke - und kam bald wieder an die Box. Obwohl er nur Wochen zuvor einen neuen Vertrag unterschrieben hatte. Die Lust war nach zwei schlechten Jahren endgültig weg. Lauda holte seine Sachen, ließ seine Rennfahrerkluft liegen, verließ die Box und machte sich auf zum Flughafen. Für die verwirrten Journalisten lieferte er die einfachste Erklärung: "Ich will nicht mehr im Kreis fahren." Das war es. Aus. Vorbei. Das Kapitel Formel 1 war für Niki Lauda abgeschlossen.

Lauda kommt zurück - und zettelt Streik an

Die Freude an der Formel 1 kam für Lauda ein paar Jahre später dann doch wieder zurück - als TV-Experte für das österreichische Fernsehen war er schließlich auch wieder nah bei einem Rennen dabei, und bemerkte beim Österreich-GP: Die negative Stimmung ist wieder weg. Kurz darauf wurde mit Ron Dennis verhandelt, und für 1982 bekam Lauda eine Comeback-Chance bei McLaren.

Zum Saisonauftakt 1982 brachten die sportlichen Regelhüter der FIA, die FISA, neue Vertragsbedingungen für die Fahrer. Lauda gehörte zu jenen, die darin grobe Nachteile orteten und sich bei der Behörde dagegen auflehnten. Als die FISA nicht einlenkte, zettelte Lauda gemeinsam mit Ferrari-Pilot Didier Pironi beim Saisonauftakt in Südafrika einen Streik an.

Niki Lauda spricht beim Fahrerstreik von 1982 mit Medienvertretern, Foto: LAT Images
Niki Lauda spricht beim Fahrerstreik von 1982 mit Medienvertretern, Foto: LAT Images

Lauda und Pironi fingen die Fahrer auf dem Weg zur Rennstrecke mit einem Bus ab, und verfrachteten alle in ein nahe gelegenes Hotel. Türen wurden verbarrikadiert, Lauda spielte dort Unterhalter und wurde gleichzeitig offizieller Fahrersprecher. Der Streik dauerte bis zum ersten Training: Als nur ein Auto auf die Strecke kam, lenkte die FISA ein. Lauda wurde im Rennen Vierter, und zwei Rennen später feierte er in Long Beach den ersten Sieg nach der Rückkehr.

Laudas letzte WM: Fernduell in Estoril

Die Formel 1 wusste also, dass Lauda noch immer Rennen gewinnen konnte - aber konnte er auch noch ein drittes Mal Weltmeister werden? 1984 hatte er endlich ein WM-fähiges Paket. McLaren hatte bei Porsche einen Turbomotor besorgt, und hatte wohl das beste Auto. Allerdings musste Lauda zuerst einmal gegen den jüngeren Alain Prost ankommen.

Prost und Lauda lieferten sich ein enges WM-Duell, in dem Lauda als knapp Führender zum letzten GP in Portugal reiste. Prost war im Qualifying in bestechender Form, und Lauda gestand sich früh ein, dass er ihn nicht schlagen können würde. Also konzentrierte er sich auf das Renn-Setup. Das Ergebnis: Prost qualifizierte sich für Platz zwei, Lauda für elf.

Niki Lauda 1984 in Portugal auf dem Weg zum WM-Titel, Foto: Sutton
Niki Lauda 1984 in Portugal auf dem Weg zum WM-Titel, Foto: Sutton

Sollte Prost gewinnen, musste Lauda Zweiter werden. Dann würde er mit einem halben Punkt Weltmeister. Prost stürmte vorne weg, auf dem Weg zum Sieg. Doch dahinter kam Lauda durchs Feld geflogen - mit schnellsten Rennrunden überholte er Auto um Auto, und als sich Nigel Mansell von der Strecke drehte, übernahm Lauda Platz zwei. Den gab er nicht mehr her, und sicherte sich seine dritte und letzte Weltmeisterschaft.