Bei Testfahrten sollte man nie zu viel in die Ergebnisse und Bestzeiten hineinlesen. Doch drängt sich bei den Formel-1-Tests in Barcelona 2019 neben der augenscheinlich extrem starken Ferrari-Vorstellung direkt dahinter im Klassement noch etwas anderes besonders deutlich auf: McLaren.

Sowohl am Montag mit Carlos Sainz am Steuer des neuen MCL34 als auch jetzt am Dienstag mit Rookie Lando Norris im Cockpit schob sich das Traditionsteam aus Woking auf den zweiten Platz hinter Sebastian Vettel respektive Charles Leclerc. Nur drei Zehntel fehlten den fast zeitgleichen McLaren-Neuzugängen auf die Ferrari-Duftmarken.

Mehr als 100 Runden für beide McLaren-Fahrer

Zwar verwendeten der Spanier und der Brite dafür beide eine um eine Nummer weichere Reifenmischung als die Ferrari-Piloten, dennoch überrascht das Bild. Zumal McLaren auch noch kräftig am Kilometerstand arbeitete. Mehr als hundert Runden schafften sowohl Sainz als auch Norris.

Nachdem deshalb schon der Spanier am Montag verhalten positiv geklungen hatte, schließt sich dem jetzt auch sein Teamkollege an. "Für mich war es der erste Tag im Auto, für mich ging es also erst einmal nur darum, überhaupt auf Speed zu kommen und mit dem Auto warm zu werden", sagt Norris.

Lando Norris: McLaren atmet auf - keine Probleme

"Aber das wirklich Positive ist, dass wir über hundert Runden gefahren sind. Das ist das Wichtigste. Kilometer waren in den vergangenen Jahren bei uns ja schon immer der Knackpunkt ...", erinnert der Youngster an die Zeit, in der er McLaren noch als Junior begleitete hatte und in dieser Rolle mit ansehen musste, wie das Team schon bei den Testfahrten durch Defekte & Co. gnadenlos ins Hintertreffen geriet.

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Ganz anders 2019. Der McLaren MCL34 schnurrt wie das berühmte Kätzchen. "Es gab keine Überraschungen. Wir konnten viel testen und haben das gut verstanden - auch im Vergleich mit dem Windkanal [die Korrelation zählte in den Vorjahren auch nicht gerade zu den größten Stärken McLaren, Anm. d. Red.]. Wir haben viel über unser Paket gelernt, aber keine Überraschungen erlebt", berichtet Norris.

Norris: Das bringt McLaren Zuversicht

"So konnte ich auch einige längere Runs fahren, was ich bei all meinen bisherigen Test nie geschafft habe", ergänzt der Brite. "Deshalb ist es für mich, aber auch für das Team gut zu wissen, dass wir auch einen ganzen Tag ohne große Probleme schaffen können. Früher oder später kommt so etwas dann auch mal. Aber gerade ist es einfach gut zu sehen, dass wir es können."

Denn so sei McLaren in der Lage einerseits zu lernen, wo potentielle Fehlerquellen liegen könnten und tanke andererseits neue Zuversicht. "Das bringt mir und dem ganzen Team gutes Selbstvertrauen, weil wir diesmal wissen, dass wir nicht jede Menge aufholen müssen", so Norris über den in den Vorjahren schlechten Vergleich zur Konkurrenz schon nach den ersten Testtagen. "Jetzt ist es echt gut für das Team, dass wir an beiden Tagen durch unser Programm gekommen sind."

Norris erklärt: Deshalb wirkt der MCL34 so unruhig

Doch nicht nur das. Auch der MCL34 an sich mache Laune. "Es ist natürlich noch kein perfektes Auto, aber Carlos und ich sind beide ziemlich happy damit, wie es sich bisher verhält", lobt Norris sein Gefährt. Der von außen teils sehr unruhig liegend erscheinende Eindruck des Boliden täusche, meint Norris.

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"Eigentlich war es ziemlich gut. Aber wir haben natürlich zeitweise zu kämpfen, weil wir eben verschiedene Dinge probieren, verschiedene Aero-Balances fahren, um zu sehen, wie das Auto in unterschiedlichen Situationen reagiert. Wir bringen das Auto deshalb bewusst zum Übersteuern und Untersteuern", erklärt Norris.

"Perfekt sehen wird man die Autos an diesen Tagen hier kaum. Aber hoffentlich bekomme ich zum Ende des Tests hier mal ein paar Scheitelpunkte", scherzt der Nachwuchsstar.

Formel-1-Test Barcelona I, Tag 2: Ergebnis, Zeiten, Runden

PosFahrerTeamZeitRundenReifen
1LeclercFerrari1:18.247157C3
2NorrisMcLaren1:18.553104C4
3MagnussenHaas1:19.20659C3
4AlbonToro Rosso1:19.301132C4
5GiovinazziAlfa Romeo1:19.312101C4
6BottasMercedes1:19.53589C3
7GaslyRed Bull1:19.81492C3
8HülkenbergRenault1:19.83795C3
9RicciardoRenault1:19.88628C3
10HamiltonMercedes1:19.92874C3
11StrollRacing Point1:20.43379C3
12FittipaldiHaas1:21.84913C3