Pirelli bringt für 2019 stark überarbeitete Reifen in die Formel 1. Beim Australien-GP in Melbourne kommen diese Pirellis zum ersten Mal im Rennen zum Einsatz. Besonders auffällig: Die brandneuen Reifen zeigen beim Rausfahren aus der Box einen schwarzen Glanz.

Das war am ersten Testtag der Saison 2019 in Barcelona für viele neu. Und es sorgte damals gleich für viel Interesse - schließlich war die Pirelli-Oberfläche in den letzten Jahren immer mattschwarz. Doch Pirellis Sportchef Mario Isola konnte gleich zu Beginn des Testes Licht in die Sache bringen. Ein neues Herstellverfahren sorgt für den Glanz, erklärt er.

Pirelli-Glanz durch bessere Reifen-Formen

Genauer gesagt geht es um die Formen, in denen die Pirelli-Reifen hergestellt werden. "Wir nutzen neue Formen", beschreibt Sportchef Isola. "Diese sind mit Chrom behandelt. Im vergangenen Jahr haben wir das zum ersten Mal mit der Formel 2 getestet." Die Chrom-Formen sorgen für die glänzende Oberfläche auf den ganz neuen Reifen.

Natürlich waren die Gründe nicht optisch, wie Isola weiter ausführt. Der Glanz ist lediglich ein Nebenprodukt. "Wir haben es eingeführt, weil besonders der Hypersoft, oder in diesem Jahr der C5, sehr klebrig ist", so Isola. Die weichsten Reifenmischungen der Formel 1 lösten sich also nach dem Herstell-Prozess nicht perfekt aus den Formen.

Daher blieben auf der Oberfläche "kleine Imperfektionen" zurück, so nennt es Isola. Nur klein, aber trotzdem störend. Die wollte man loswerden, und hat das mit den Chrom-Formen geschafft: "Mit den neuen Formen ist es viel besser. Es sieht schöner aus und technisch gesehen ist es besser."

Pirelli-Glanz ohne Einfluss auf Performance

Verbessert wurde dadurch also die Herstellung der Pirellis für die Saison 2019. Mit Performance, oder mit der eigentlichen, inhaltlichen Konstruktion des Reifens hat der Glanz nichts zu tun, erklärt Isola: "Die Spezifikation ist dieselbe, die wir im vergangenen Jahr in Abu Dhabi [beim abschließenden Reifentest, Anm. d. Red.] verwendet haben. Kein Unterschied, nur die Oberfläche glänzt."

Der Pirelli-Glanz verschwindet nach erstmaliger Verwendung, Foto: LAT Images
Der Pirelli-Glanz verschwindet nach erstmaliger Verwendung, Foto: LAT Images

Der Glanz verbleibt außerdem nur kurz auf den Reifen. Sobald ein Auto die Reifen etwas beansprucht, verschwindet die glänzende erste Schicht sofort. Danach sieht alles wie gewohnt aus. Aber auch beim Rausfahren auf brandneuen Reifen gibt es keinen Einfluss auf die Performance, versichert Isola. Nur wer langsam und mit viel Sturz fährt (die Reifen also schräg anstellt), der könnte an den Rändern der Lauffläche den Glanz erhalten - aus dem einfachen Grund, dass die Lauffläche dort den Boden nicht berührt.

Bei viel Sturz berührt die Außenseite der Lauffläche des Reifens den Asphalt bei langsamer Fahrt gar nicht - daher nutzt sie sich auch nicht ab, Foto: LAT Images
Bei viel Sturz berührt die Außenseite der Lauffläche des Reifens den Asphalt bei langsamer Fahrt gar nicht - daher nutzt sie sich auch nicht ab, Foto: LAT Images

In der modernen Formel 1 stellt sich schließlich noch die Frage nach einem aerodynamischen Vorteil. Bringt die glänzende Oberfläche besseren Luftfluss über den Reifen mit sich? Isola glaubt nicht - aber er ist am Ende ein Reifen-Ingenieur, kein Aerodynamiker: "Fragt die Teams, wir wissen es nicht. Aber die Änderungen im Aero-Paket sind viel größer."

Der Glanz betrifft übrigens nur die fünf Slick-Mischungen von Pirelli. Intermediates und Regenreifen bleiben gewohnt matt-schwarz.