Das vergangene Jahr war für Williams mit dem letzten Platz in der Formel-1-Weltmeisterschaft eine Enttäuschung. Neben der oft kritisch beäugten Fahrerpaarung soll es vor allem am FW41 gelegen haben, der nicht gerade als gut ausbalanciertes Auto galt. 2019 steht das Team mit neuem Titelsponsor, neuem Auto und neuen Fahrern vor einem Neuanfang. Robert Kubica und George Russell erhoffen sich vom neuen Boliden eine scharfe Waffe für den Kampf im Mittelfeld.

"Die Hauptsache, die ich mir vom Auto erhoffe, ist, dass es mir Selbstvertrauen gibt", so Russell über seine Erwartungen an den FW42, der mit dem neuen Hauptsponsor Rokit in neuem Glanz erstrahlt. Der Formel-2-Champion gibt beim britischen Traditionsrennstall 2019 sein Debüt in der Königsklasse und tritt damit in die Fußstapfen von Sergey Sirotkin, der vergangene Saison ebenfalls als Neuling in den Williams stieg.

Der Russe konnte im internen Duell gegen Lance Stroll zwar bestehen, für Glanzlichter reichte es jedoch nicht. Das nervöse Auto schien alles andere als Rookie-gerecht zu sein. Russell hofft, nicht dasselbe durchmachen zu müssen. "Es muss schön fahrbar sein, damit ich im Qualifying und Rennen mein ganzes Vertrauen ins Auto stecken und absolut alles geben kann", so der 20-Jährige. "Ich denke, das ist aus Sicht des Fahrers sehr wichtig."

Williams 2019: Neues Auto, neuer Sponsor, neue Fahrer (09:17 Min.)

Als Robert Kubica der Williams FW41 peinlich war

Die recht unerfahrene sowie inkonstante Fahrerpaarung machte es dem Team 2018 schwer, für den FW41 eine Kur zu finden. Etwas, das selbst Technikchef Paddy Lowe nach wenigen Rennen zähneknirschend durchklingen ließ. Die schwierige Charakteristik des Autos bestätigte jedoch auch der erfahrene Kubica, der 2018 als Test- und Entwicklungsfahrer regelmäßig im Auto saß.

"Es war mir etwas peinlich, als ich im Auto saß und fuhr. Denn es war so schwierig und ich fühlte mich an einigen Stellen so langsam", so der O-Ton des Polen, nachdem er in Barcelona im 1. Freien Training erstmals seit über sieben Jahren wieder an einem Grand-Prix-Wochenende ins Auto gestiegen war.

Robert Kubica war vom Williams FW41 nicht überzeugt, Foto: Sutton
Robert Kubica war vom Williams FW41 nicht überzeugt, Foto: Sutton

Williams plant für 2019 ohne Wunder

Der 34-Jährige gibt 2019 sein Comeback als Stammfahrer. Er ist zuversichtlich, dass Williams beim FW42 seine Fehler nicht wiederholen wird. "Die F1 ist ein sehr dynamischer Sport, alles ändert sich schnell, also muss nicht zwangsläufig dasselbe passieren. Wir haben verschiedene Bereiche in der Fabrik umstrukturiert. Es gibt einen Plan, um die Dinge zu verbessern", erklärt er im Rahmen des Launch-Events in Grove.

Helfen sollen darüber hinaus auch die Änderungen am Technischen Reglement. Wie üblich in der Formel 1 stützen sich vor allem die Teams, die zuletzt hinter ihren Erwartungen zurückgeblieben waren, auf die neuen Regeln. Die für 2019 veränderte Aerodynamik, angefangen vom Frontflügel über die Bremsbelüftung und die Bargeboards bis hin zum Heckflügel, soll Möglichkeiten eröffnen.

"Regeländerungen sind immer gut, denn dadurch erfährt die Aerodynamik-Seite einen Reset", so Kubica, der nach dem Debakel 2018 aber realistisch bleibt. "Wir können keine Wunder erwarten, obwohl es Wunder natürlich auch gibt", erklärt er mit einem Augenzwinkern. "Es ist besser, konzentriert zu arbeiten und wenn es gut läuft, auf eine positive Art überrascht zu sein, als Wunder zu erwarten und dann passiert nichts."

Kubica mahnt: Harte Zeiten im Formel-1-Mittelfeld

Mit nur sieben Punkten lag Williams 2018 abgeschlagen auf dem letzten Platz in der WM. Die Lücke zum Mittelfeld war bis auf wenige Ausnahmen wie Baku oder Monza das ganze Jahr über enorm. Nachdem man 2017 noch Fünfter war, glauben nicht wenige, dass Williams mit der richtigen Fahrerpaarung und einem besseren Chassis wieder dort anknüpfen kann. Kubica mahnt jedoch zur Vorsicht.

"Die Zeiten sind nicht einfach, der Wettbewerb in der Formel 1 ist hart, besonders das Mittelfeld ist eng beisammen", sagt er. "Wir müssen klare, aber realistische Ziele haben. Du kannst dir selbst hohe Ziele setzen und sie im Winter sogar erreichen. Aber du weißt dann immer noch nicht, was deine Gegner erreicht haben. Die Antwort werden wir erst in Australien bekommen, im Qualifying."

Doch auch ohne eine ultimative Standortbestimmung werden die Wintertestfahrten für Williams bereits richtungsweisend sein, was den Erfolg im Jahr 2019 angeht. "Du kannst bei den Wintertests schon ein bisschen ein Gefühl bekommen. Als Fahrer freut man sich auf die erste Ausfahrt und die ersten Eindrücke. Das reicht schon, um dir eine klare Vorstellung zu geben, was möglich sein wird", so Kubica.

Williams verabschiedet sich mit dem FW42 von der Martini-Lackierung der vergangenen Jahre, Foto: Williams
Williams verabschiedet sich mit dem FW42 von der Martini-Lackierung der vergangenen Jahre, Foto: Williams

Williams will Fehlstart in die F1-Saison 2019 vermeiden

Ein Fehlstart gilt es zu vermeiden, denn davon erholt sich ein Team im Laufe der Saison nur selten. Das Gefühl muss auch beim Test schon stimmen, meint Kubica: "Auf Anhieb ein gutes Auto zu haben, ist bei einem F1-Boliden fundamental. Besonders für ein Team wie Williams, damit man sich auf die Weiterentwicklung konzentrieren kann und darauf, das Maximum herauszuholen. Dann musst du dich nicht darauf fokussieren, Probleme zu lösen."

Bei den Testfahrten werden die Karten in der Regel zwar nicht aufgedeckt, doch ob eine Rundenzeit unter höchsten Anstrengungen auf den weichsten Reifen oder relativ mühelos in den Asphalt gebrannt wurde, gibt schon früh Aufschluss darüber, welche Basis den Fahrern zur Verfügung steht. Das weiß auch Kubica: "Die einzige goldene Regel in der Formel 1, ist die Stoppuhr. Die Stoppuhr lügt niemals."