Haas-Sponsor Rich Energy sorgte im Rahmen der Präsentation des neuen Formel-1-Autos der US-Amerikaner für Aufsehen. CEO William Storey kündigte an, Energydrink-Riese Red Bull sowohl kommerziell als auch sportlich attackieren zu wollen. Eine gewagte Ankündigung, die in der F1-Welt für hochgezogene Augenbrauen sorgte. Die Teamführung und die Fahrer von Haas teilen die Ambition des angriffslustigen neuen Partners.

"Abseits der Rennstrecke weiß ich es nicht. William kann darüber besser reden als ich. Ich bin kein Experte was Energydrinks angeht, aber es ist sicherlich eine Zielsetzung", erklärt Haas-Teamchef Günther Steiner in der Pressekonferenz nach der Vorstellung des VF-19 in London, dass Red Bull durchaus im Fadenkreuz seines Teams ist.

Der Blick muss schließlich auch bei einem kleinen Team wie Haas stets nach vorne gerichtet sein: "Du musst alles geben. Wenn du kein Ziel hast wirst du nie etwas erreichen." Der Südtiroler führt Haas seit der Debütsaison des Rennstalls 2016. In der noch jungen Teamgeschichte zeigte man einen kontinuierlichen Aufwärtstrend, landete 2018 mit Platz fünf in der WM das bis dato beste Resultat.

"Red Bull ist auf der Strecke gut. Aber du weißt nie. Letztes Jahr hatten wir das viertschnellste Auto, denke ich, und wir sind Fünfter geworden. Also waren die nächsten vor uns Red Bull. Wir können es versuchen", sagt Steiner. "Ob wir es erreichen oder nicht, weiß ich nicht. Aber wenn du es nicht versuchst, wirst du es garantiert nicht schaffen. Und warum sollten wir das hier überhaupt machen, wenn wir uns keine hohen Ziele setzen?"

Haas-Fahrer stapeln tief: Red Bull richtiges Ziel, Zeitpunkt zu früh

Umsetzen müssen diese Ziele auf der Rennstrecke die Fahrer Romain Grosjean und Kevin Magnussen. "Ich denke, dass es toll ist, ein großes Ziel zu haben", meint Magnussen. "Er [William Storey] hat eine Firma gegründet, die außerhalb der Formel 1 im direkten Konkurrenzkampf mit ihnen [Red Bull]steht. Du brauchst ein solches Ziel, wenn du erfolgreich sein willst. Daran ist nichts falsch."

Ein Weltmeisterteam wie Red Bull aufs Korn zu nehmen, das mit Max Verstappen obendrein über einen der schnellsten Fahrer im Feld verfügt, ist eine große Aufgabe. Eine Aufgabe, die gewiss auch Druck mit sich bringt. Um den etwas herauszunehmen, gibt sich Haas mit seinem Angriff auf Red Bull etwas Zeit.

Rich Energy ist ab 2019 Titelsponsor des Haas F1 Teams, Foto: Haas F1 Team
Rich Energy ist ab 2019 Titelsponsor des Haas F1 Teams, Foto: Haas F1 Team

"Wir können nicht sagen, was im Moment möglich ist", zügelt Magnussen die Erwartungen. Teamkollege Grosjean bleibt ebenfalls realistisch. Für einen Angriff auf die Spitze muss nicht nur innerhalb des Hauses Haas etwas passieren. "Auf lange Sicht, ja, denn die Formel 1 wird den Teams bessere Siegchancen einräumen", so der Franzose.

Unter den derzeitigen Voraussetzungen glaubt Grosjean nicht, dass die Top-Teams in Schlagdistanz sein werden. "Ich glaube nicht, dass wir vor 2021 etwas spüren werden." Steiner hingegen kann sich vorstellen, dass zumindest Red Bull durch den Wechsel zu Honda möglicherweise in die Gefilde von Haas abrutschen könnte.

Haas-Teamchef spekuliert: Red Bull durch Honda geschwächt?

"Es ist schwer zu sagen, da sich Honda verbessern wird. Sie sind jedes Jahr besser geworden und sie werden wieder besser werden. Und Red Bull wird ihnen natürlich helfen, sich zu verbessern", so der Haas-Teamchef, der gleichzeitig betont, dass Red Bull mit dem neuen Motorenpartner nicht zwangsläufig besser werden muss.

"Honda hatte letztes Jahr ein paar Probleme mit der Zuverlässigkeit. Also warten wir erstmal ab, was da dieses Jahr passiert. Ich will niemanden niedermachen, aber wenn wir besser sein sollten, freue ich mich. Es kann in beide Richtungen gehen, es gibt eine Chance."

Realistisch betrachtet werden die Gegner von Haas aber eher Renault, Force India & Co. heißen. Die Aufgabe lautet, aus diesem Kampf als Sieger hervorzugehen, nachdem man im Vorjahr knapp gegen Renault den Kürzeren zog. "Wir wollen es besser machen als im letzten Jahr, aber wir haben die Messlatte hoch gelegt, indem wir Fünfter wurden. Wenn wir können, wollen wir also Vierter werden", sagt Grosjean.