Wirklich Ruhe hat der Teamchefwechsel bei Ferrari zumindest in der Öffentlichkeit nicht gebracht - das Gegenteil ist der Fall. Ferrari-Präsident John Elkann ging das nun zu weit. Der Italo-Amerikaner wandte sich deshalb mit einem offenen Brief an die italienische Sporttageszeitung Gazetto dello Sport, weil er mit der Berichterstattung nicht einverstanden war.

Elkann, der gleichzeitig auch das Präsidentenamt des Fiat-Chrysler-Konzerns FCA innehat, verweilte dieser Tage auf der Detroit Motorshow und äußerte sich zur Rochade an der Ferrari-Spitze. Vor einigen Tagen wurde bekanntgegeben, dass Maurizio Arrivabene nicht länger Teamchef des Formel-1-Rennstalls der italienischen Mythosmarke ist.

Mit Mattia Binotto stand sein Nachfolger schnell fest. Binotto heuerte schon Mitte der 1990er Jahre bei Ferrari an und arbeitete sich nach und nach die Ferrari-Ränge nach oben. Zuletzt war er Technik-Direktor unter Teamchef Arrivabene. Doch die Chemie zwischen den beiden stimmte nicht, mit Binotto schien nun der Techniker den Machtkampf für sich entschieden zu haben.

John Elkann (rechts) übernahm nach dem Tod von Sergio Marchionne den Präsidentenposten bei Ferrari, Foto: Ferrari
John Elkann (rechts) übernahm nach dem Tod von Sergio Marchionne den Präsidentenposten bei Ferrari, Foto: Ferrari

"Ich bin erst seit ein paar Monaten direkt bei Ferrari involviert, aber es war nötig, die Organisation und die Struktur des Teams zu stärken", wurde Präsident Elkann von der Gazetto dello Sport zitiert.

Gleichzeitig, so deutete der Artikel an, wäre die Erneuerungsphase bei Ferrari noch nicht abgeschlossen. "Ich kann Entscheidungen, die bei der Scuderia in den nächsten Monaten getroffen werden, nicht vorhersehen, aber wir werden zur richtigen Zeit darüber sprechen. Wir wollen unsere Zukunft in Anlehnung an unsere erfolgreiche Vergangenheit gestalten", wurde Elkann zitiert.

Aussagen, die fast wie eine Bestätigung der Gerüchte verstanden werden konnten, wonach Ferrari Ex-Teamchef Stefano Domenicali zurückholen wolle. Domenicali wurde nach dem erfolglosen Saisonauftakt 2014 vom Hof gejagt. Der heutige Lamborghini-Boss übernahm Ende 2007 das Zepter von Jean Todt und holte 2008 den letzten WM-Titel nach Maranello.

In seinem offenen Brief stellt Elkann den Bericht nun klar. "Die Ernennung von Mattia Binotto zum Ferrari Teamchef stellt keinen Umbruch in unserem Management dar und entstand nicht aus Unstimmigkeiten innerhalb des Teams heraus", so Elkann. "Im Gegenteil, die Entscheidung des Unternehmens wurde zusammen mit Maurizio Arrivabene getroffen, der in den vier Jahren in dieser Position unermüdlich gearbeitet hat, um die Scuderia wieder zu solcher Performance zu bringen, die sie verdient."

Keine Unstimmigkeiten: Ferrari-Präsident Elkann dementiert das schlechte Verhältnis zwischen Binotto und Arrivabene, Foto: Sutton
Keine Unstimmigkeiten: Ferrari-Präsident Elkann dementiert das schlechte Verhältnis zwischen Binotto und Arrivabene, Foto: Sutton

Einen Umbruch will der Präsident deshalb nicht erkennen: "Die Arbeit von Mattia, die schon vor der bevorstehenden Saison begann, basiert auf dem, was in den vergangenen Jahren gemacht wurde. Es ist eine Linie der Kontinuität, die auf Evolution abzielt und keinen Bruch mit der Vergangenheit darstellt."

Den Domenicali-Gerüchten nimmt Elkann jeglichen Wind aus den Segeln: "Ich weise jegliche Gerüchte oder Fantasien zurück, wonach es eine Rückkehr zu Vergangenem oder weitere Änderungen in unserer Struktur gibt. Mir geht es darum, Stabilität bei Ferrari reinzubringen. Genau darum geht es auch unserem Geschäftsführer Louis Camilleri."

Damit dürfte klar sein, dass sich in der Führungsetage der Italiener zunächst einmal nichts ändern wird. Kein eigener Boss für die Gestione Sportiva, wie Ferraris Sport-Abteilung heißt, keine Rückkehr von Domenicali. Und offenbar auch keine neue Rolle für Laurent Mekies, dem manche die Nachfolge von Binotto als Technik-Direktor angedichtet hatten. Neu-Teamchef Binotto übersieht auch weiterhin alle Technik-Abteilungen. Der Umbruch, der keiner ist, ist also abgeschlossen.