Die Formel 1 passt sich für 2019 im Aerodynamik-Bereich an. Neue Regeln sollen Frontflügel, für Barge Boards und Heckflügel weniger komplex und dadurch das Überholen einfacher machen. 20 Prozent Verbesserung, so bezifferte die FIA diese ansonsten doch relativ kleinen Änderungen - und eineinhalb Sekunden langsamere Autos.

Von den Formel-1-Teams kommt hingegen Skepsis zurück. Die Änderungen seien viel zu klein, und wären auch gleich wieder ausgeglichen. Haas, Racing Point und Toro Rosso glauben, in Melbourne 2019 schon wieder ähnliche Abtriebswerte wie in Melbourne 2018 zu erreichen.

Bei den Top-Teams klingt es ebenfalls nicht nach vielen Änderungen. "Sie kämpfen gegen 2000 Aerodynamiker von allen Teams", erklärte Mercedes-Teamchef Toto Wolff etwa bei einem Sponsoren-Event von Hewlett Packard, "und ich glaube, wir haben Lösungen gefunden, um die Luft wieder ums Auto zu bekommen. Es wird nicht viel ändern."

Horner, Red Bull: Zu viel Aufwand für zu wenig Ergebnisse

Red-Bull-Teamchef Christian Horner gehörte über die Saison 2018 zu den größten Kritikern der Aerodynamik-Anpassungen. Schon im April übte er Kritik an der Entscheidung. Zu kurzfristig sei sie gekommen, meinte Horner damals. Eine übertriebene Reaktion auf ein schlechtes Rennen zu Saisonbeginn.

Zum Abschluss der Saison wiederholte Horner seine Kritik dann noch einmal. "Es ist eine signifikante Änderung", schickte er zuerst einmal voraus, "da das alles Dinge sind, die andere Dinge beeinflussen, und daher wird das eine teure Änderung." Signifikant also im Sinne des Aufwandes, nicht aber der Auswirkungen. Denn neue Flügel-Elemente beeinflussen den Luftfluss um das ganze Auto enorm.

Schließlich will jedes Team das von der FIA durch die Änderung geplante Abtriebs-Minus verhindern. Red Bulls Motorsport-Berater Dr. Helmut Marko sprach gegenüber Motorsport-Magazin.com am Saisonende von 15 Millionen an Mehrkosten, die dadurch entstanden seien - im Versuch, die Auswirkungen der vom Reglement auferlegten Einschränkungen mit allen Mitteln zu umgehen.

Horner fordert Stabilität: Nur so schließen sich Lücken

Eben diese hohen Mehrkosten könnten für manche Formel-1-Teams zum Problem werden. Für die Topteams weniger, doch im eng umkämpften Mittelfeld könnten sich die Kräfteverhältnisse ändern. Horner erinnert in diesem Zusammenhang: Stabilität bringt Teams auf dem Zeitenmonitor näher zusammen.

Regeländerungen mischen das Feld eher durch. "Wird es für die Autos dadurch möglich sein, näher hinterherzufahren? Ein bisschen vielleicht. Aber nichts Großartiges. Also werden es natürlich ein paar richtig machen, und ein paar falsch", erklärt Horner das Dilemma.

"Also wird es, wenn überhaupt, die Lücke zwischen den Teams weiter aufgehen lassen", warnt er. "Die beste Methode, um ein enges Starterfeld zu bekommen, ist Stabilität. Dann schieben sich die Teams zusammen."

Formel 1: Leistungsdichte oder Überholen?

Mit der Leistungsdichte sah es in der Formel 1 im abgelaufenen Jahr eigentlich gar nicht so schlecht aus. An der Spitze entwickelte sich nach und nach ein Dreikampf zwischen Mercedes, Ferrari und Red Bull. Sollte Red Bulls Honda-Update die erhoffte Mehrleistung gegenüber Renault bringen, wären die drei Topteams fast auf einem Level.

Das Mittelfeld lag zwar weit hinter diesen drei zurück, untereinander waren die Lücken aber extrem klein. An verschiedenen Wochenenden führten Renault, Haas, McLaren, Sauber, Force India und Toro Rosso die zweite Klasse der Formel 1 an. Sauber schaffte nach einigen schweren Jahren wieder den Anschluss.

Formel 1 2019: Der große Saison-Ausblick: (47:48 Min.)

Wer Horners Argumentation für eine engere Formel 1 durch mehr Stabilität teilt, kommt hier jedoch am Scheideweg an. Denn eng war es im Mittelfeld zweifelsohne. Überholen gestaltete sich mit den 2018er-Regeln trotzdem schwierig. Aktionen wie Charles Leclercs spektakuläres Überholen von Kevin Magnussen, als er sich außen in der langen Linkskurve am Haas vorbeidrückte, waren allerdings weder im Mittelfeld noch an der Spitze der Formel 1 an der Tagesordnung.

Ohne Eingriff wäre das nur noch schlimmer geworden, warnte FIA-Technikchef Nikolas Tombazis: "Wenn wir nicht eingeschritten wären, dann wäre 2019 schlimmer als '18 geworden und '20 würde schlimmer werden als '19." Und welchen Sinn hat ein enges Feld dann noch, wenn jedes Rennen in Formation beendet wird? Welche Entscheidung richtig war, wird sich nach den ersten Wochenenden der Formel-1-Saison 2019 zeigen.