Für Fernando Alonso endete in Abu Dhabi mit dem Fallen der Zielflagge sein Abenteuer in der Formel 1. Der Spanier verpasste als Elfter die Punkte, hatte anders als mancher vor ihm aber immerhin das Glück, sein letztes Rennen auch zu beenden. Lewis Hamilton und Sebastian Vettel fuhren für ihn auf der Ehrenrunde Spalier.

"Das war eine schöne In-Lap. Die war ein bisschen improvisiert, das hatten wir vorher nicht geplant", erklärt Alonso, der auf beiden Seiten von seinen beiden Rivalen vergangener Tage flankiert wurde, als es zum Doughnut drehen zurück auf die Start- und Zielgerade ging. "Ich hatte ein Auto links und eins rechts und so fuhren wir bis zur Ziellinie zurück. Ich habe mich über diese nette Geste sehr gefreut."

"Wir haben ihn vermisst und wir werden ihn vermissen", sagt Vettel, der den einstigen Titelrivalen in den vergangenen vier Jahren nur bei Überrundungen zu Gesicht bekam. "Fernando ist eine wahre Legende. Es war ein wahres Privileg, in derselben Ära wie er Rennen zu fahren", zollt auch Hamilton dem 37-Jährigen seinen Respekt.

Alonso: Hamilton und Vettel großartige Champions

"Ich respektiere sie sehr. Sie sind großartige Champions und es war mir eine Ehre, den Großteil meiner Karriere gegen sie gefahren zu sein", gibt Alonso das Kompliment gerne zurück und bedankt sich für all die Respektsbekundungen, die ihm an diesem letzten Wochenende zuteil wurden.

"Es war ein schönes Wochenende mit all den Aktionen, die für mich veranstaltet wurden. Das erste Wort, das mir dafür einfällt, ist danke. Ich habe viel Unterstützung und Respekt für mich erfahren und das ist etwas, das mir sehr viel bedeutet. Ich kann mich nicht genug bedanken", sagt der F1-Rentner, der mit dem Motorsport bekanntermaßen aber längst nicht abgeschlossen hat.

"Ich muss dabei natürlich auch sagen, dass ich weiter Rennen fahren werde. Es ist nicht so, dass ich damit aufhöre. Ich liebe Motorsport und ich werde jedes Auto fahren, alles, was ein Lenkrad hat. Nächstes Jahr das Indy 500, Le Mans, und wer weiß welche Rennserie in Zukunft noch", betont er.

Alonso sorgt für letzten lustigen Funkspruch: Habe doch schon 1800 Punkte

In seinem letzten Rennen zeigte Alonso noch einmal den Kampfgeist der ihn auszeichnet, und auch den von ihm gewohnten Humor. Sein Renningenieur feuerte ihn an, Jagd auf den letzten Punkt zu machen. Alonso quittierte die Aufforderung mit: "Ich hab doch schon 1800 Punkte."

Natürlich versuchte er bis zum Schluss Kevin Magnussen abzufangen, pushte dabei sogar so hart, dass er sich für eine Abkürzung eine Zeitstrafe einhandelte. Am Ende half alles nichts, mit stumpfen Waffen war Platz elf das Maximum bei seinem 311. und letzten Formel-1-Rennen. "Ich denke, generell war es ein gutes Rennen", so das Fazit des zweimaligen Weltmeisters.

"Wir haben es immer versucht, alles gegeben und bis zur letzten Kurve gegen Haas gekämpft." Dass es sein Abschiedsrennen war, hatte er während der 55 Runden nicht im Sinn. "Es war ein normales Rennen. Wir hatten mit dem Reifenmangement zu kämpfen und mussten Benzin sparen, all diese Dinge."

Alonso tauscht am Montag nach Bahrain erstmal seinen F1-Boliden gegen Jimmie Johnsons NASCAR, Foto: LAT Images
Alonso tauscht am Montag nach Bahrain erstmal seinen F1-Boliden gegen Jimmie Johnsons NASCAR, Foto: LAT Images

Alonso braucht Zeit für sich: Hunderte Nachrichten auf dem Telefon

Zeit zu reflektieren hatte er aufgrund des Trubels um ihn herum an diesem Wochenende ohnehin keine. "Es war der stressigste Morgen den ich je vor einem Grand Prix hatte", sagt Alonso. "Ich hatte hunderte Nachrichten auf dem Telefon. Jedes Mal wenn ich mich hinsetzen und sie checken wollte, klopfte es an der Tür und jemand wollte mich sehen."

"Ich denke, ich brauche jetzt zwei oder drei Tage, um das alles zu verarbeiten. Ich brauche Zeit für mich um all die Dinge zu realisieren, die ich dieses Wochenende hinter mir gelassen habe. Sie werden immer in meinem Herzen sein." Wehmut kam bei Alonso trotz dieser emotionalen Worte trotzdem keine auf.

Ein gerührter Alonso mit Tränen in den Augen wäre auch nicht gerade das gewesen, was die Motorsportwelt an diesem Tag vom beinharten Kämpfer aus Asturien erwartet hätte. "Es sind schöne Erinnerungen, meine ganze Zeit in der Formel 1 war eine fantastische Reise, von jungen Jahren an bis hierher. Ich habe immer gekämpft, unter allen Gegebenheiten und allen Autos, und habe große Erfolge gefeiert, die ich nie erwartet hätte", erklärt er.

"Ich kam aus einem Land, dass keine Motorsport-Tradition hatte. Ich war ein Go-Kart-Pilot, mein Vater war kein Rennfahrer. Alles geschah überraschend, und ich bin darüber sehr glücklich. Ich habe es genossen, mein letztes Rennen zu fahren. Hoffentlich werde ich weiter nah an der F1 dran sein und irgendwie involviert sein, denn das ist der Sport, den ich liebe."

McLaren-Boss wettet auf Alonso-Comeback: Da könnt ihr viel Geld gewinnen

McLaren CEO Zak Brown freut sich darauf, 2019 mit Alonso bei den Indy 500 die Triple Crown zu jagen. Der US-Amerikaner hatte außerdem behauptet, all sein Geld darauf zu wetten, dass Alonso eines Tages in die Formel 1 zurückkehrt. "Dann hat er viel Geld. Die Wette solltest ihr annehmen, da könnt ihr viel Geld gewinnen", lacht Alonso.

Für ihn ist das Thema Formel 1 für den Moment abgehakt. "Ich betrachte das hier als mein letztes Rennen", stellt er klar. "Im Moment denke ich nicht daran, zurückzukehren, das ist sicher. Ich brauche jetzt eine Pause und ein paar neue Challenges. Ich will um die Triple Crown kämpfen, bei den Indy 500 und anderen legendären Rennen starten, vielleicht Daytona."

Alonso kehrt 2019 zu den Indy 500 zurück, Foto: IndyCar
Alonso kehrt 2019 zu den Indy 500 zurück, Foto: IndyCar

Alonso: Rückkehr vielleicht als Besucher oder Kommentator

"Vielleicht fühle ich 2020 wieder das Verlangen, eine ganze Saison zu fahren. Dann fahre ich vielleicht eine ganze Saison IndyCar oder Formel 1. Aber vielleicht genieße ich nächstes Jahr auch so sehr, dass ich nicht wiederkomme." Mit 37 Jahren hat Alonso zweifelsohne die Chance, in ein paar Jahren noch einmal in die Königsklasse zurückzukehren, wie es Michael Schumacher 2010 mit 41 Jahren tat.

Es kann aber auch sein, dass Alonso in gänzlich anderer Form wieder im Paddock auftaucht. "Vielleicht komme ich eines Tages als Besucher oder auch als Kommentator zurück und genieße die Formel 1 auf eine andere Weise", schmunzelt er.