1. - S wie Startaufstellung

Die Startaufstellung für das Formel-1-Rennen in Abu Dhabi (Startzeit 14:10 Uhr, heute live bei RTL, ORF, SRF F1 TV und im Live-Ticker von Motorsport-Magazin.com) liefert an der Spitze ein sehr einheitliches Bild: Aus Reihe eins starten die beiden Mercedes von Lewis Hamilton und Valtteri Bottas, dahinter legen Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen in ihren Ferrari los, ehe sich Daniel Ricciardo und Max Verstappen für Red Bull Reihe drei teilen.

Das beste Qualifying-Ergebnis im Mittelfeld erzielte Haas-Pilot Romain Grosjean mit P7. Charles Leclerc, Esteban Ocon und Nico Hülkenberg komplettieren die Top-10. Gridstrafen bleiben in Abu Dhabi dieses Mal aus, sodass das Ergebnis der Qualifikation auch außerhalb der ersten zehn der Startaufstellung für das Rennen entspricht.

2. - S wie Start

Die einfachste und effektivste Möglichkeit, gerade auf dem überholfeindlichen Yas Marina Circuit, eine oder mehrere Positionen gutzumachen, liefert gleich der Start. Allerdings beträgt der Weg bis zur ersten Kurve nur extrem kurze 304,5 Meter. Nach der folgenden Highspeed-Links-Rechts-Kombination bietet allerdings erst eine langsame Schikane, dann eine enge Haarnadel schnell weitere Ausbremsmöglichkeiten im Startgetümmel.

Hier wittern insbesondere Ferrari und Red Bull ihre Chancen. Mercedes ist entsprechend gewarnt. "Uns ist bewusst, dass wir einen guten Start sowie eine starke erste Runde benötigen - und selbst danach wird es ein langes Rennen, das den Reifen sehr viel abverlangen wird", mahnt Teamchef Toto Wolff. Beim Launch unmittelbar aus der Startbox ist Mercedes unterdessen relativ sicher - zumindest nicht im Nachteil. Die Top-5 starten geschlossen auf Ultrasoften Reifen, erst Max Verstappen hat dank weicherer Hypersoft bessere Traktion am Start.

3. - S wie Strategie

"Ehrlich gesagt sieht es ein bisschen lahm aus. Hoffentlich wird es nicht nur ein langweiliges Hinterherfahren und Reifenschonen." Dieser O-Ton von Sebastian Vettel auf Nachfrage zu den möglichen Strategien für das Rennen in Abu Dhabi sagt alles. Denn dieses Mal geht selbst Pirelli fast einzig und allein von einem Einstopp-Rennen aus.

Nur eine minimale Einschränkung machen die Italiener - für alle, die auf Hypersoft starten. Dann gehen auch zwei Folge-Stints mit Ultrasoft, um die 55 Rennrunden zu meistern. "Ein Stopp sollte die schnellste Variante sein, aber es hängt auch davon ab, wie der Hypersoft mit viel Benzin am Start des Rennens abbaut", sagt Sportchef Mario Isola. Dabei ist die Strategie in Yas Marina ganz besonders wichtig. Durch die berüchtigte Überholproblematik der Strecke ist die Taktik nach dem Start die gefühlt einige Möglichkeit, den Gegner zu überlisten.

Genau deshalb hofft Pirelli, zumindest durch leichte strategische Abweichungen unter den Teams Spannung zu erleben. Etwa durch Sebastian Vettel, der im Q2 als einziger zwei Satz Ultrasoft verwendete. Pirelli vermutet, dass Ferrari hier vielleicht plant, im zweiten Stint auf Hypersoft zu gehen. Von dieser Mischung verfügt Vettel als einziger Fahrer der Top-Teams noch über einen brandneuen Satz.

Und auch Vettel selbst deutet indirekt eine derartige Überlegung an: "Wir stehen auf P3 und P4. Vielleicht können wir sie unter Druck setzen, indem wir splitten ..." Außerdem spricht dafür, dass Vettel den Hypersoft auffällig als Rennreifen abschreibt. "Wir waren uns ziemlich sicher, dass es kein Rennreifen sein würde. Ich wollte unbedingt auf dem Ultrasoft starten, deshalb war ich gerne bereit, das Risiko einzugehen", erklärte Vettel bei Motorsport-Magazin.com. "Niemand wird den Hypersoft fahren", meint auch Kollege Räikkönen. Taktisches Kalkül, um die Konkurrenz in Sicherheit zu wiegen?

Möglich. Offen gepokert wird dagegen bei Red Bull. Hier liefern schon die unterschiedlichen Startreifen ein eindeutiges Indiz. "Daniel und ich fahren unter anderen Voraussetzungen los, das gibt uns mehr strategische Möglichkeiten", sagt Max Verstappen. Direktes Teamplay, also einen schnellen Positionstausch, werde es aber nicht geben, so Daniel Ricciardo. "Nein, nein. In den ersten Runden dürfen wir auch nicht zu clever sein, sondern müssen beide unser Rennen fahren", sagt der Australier zu bei Motorsport-Magazin.com.

"Meine Vorgabe ist erst einmal, direkt die vor mir zu attackieren. Dann können wir schauen. Wenn Max dann eine Sekunde schneller ist, dann machen wir vielleicht etwas." Noch dazu sieht sich Verstappen mit dem Hypersoft im Startstint nicht einmal im Nachteil. "Die werden sich nun alle Sorgen machen, dass ich in den ersten Runden schneller bin und sie undercutte. Und die Erfahrung hier hat gezeigt, dass du auch auf die ultraweichen Reifen aufpassen musst", warnt der Niederländer die Konkurrenz.

Mercedes unterdessen schwankt zwischen Zuversicht und Vorsicht. Durch die starke Hamilton-Runde auf Ultrasoft im Q2 sei klar, dass man damit am Start gut aufgestellt sei, so Teamchef Toto Wolff. "Aber man darf auch nicht unterschätzen, dass die Red Bull beim Reifenmanagement besser sind."

4. - S wie Safety Car

Überraschung, Überraschung: Obwohl die Mauern in Yas Marina an einigen Passagen nah an der Strecke sind - es auch 2018 insbesondere im dritten Sektor im Training schon ein paar Mal leicht krachte - ist die Safety-Car-Wahrscheinlichkeit beim Abu Dhabi GP statistisch extrem gering. In den vergangenen fünf Jahren war Bernd Mayländer sogar arbeitslos.

Dennoch: Außer Acht lassen darf man ein SC nie, ist so ein zusätzlicher Stopp ohne großen Zeitverlust möglich. Gerade in diesem Jahr könnte das ein Geniestreich sein, verfügt der Hypersoft laut Pirelli über ein eklatantes Delta von 1,4 Sekunden zum Ultrasoft. Für einen kurzen Schlussstint wäre das eine Waffe.

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5. - S wie Schlussakkord

Apropos Schlussstint. Den erleben in Abu Dhabi gleich mehrere Fahrer. So viele Abschiede aus der Formel 1 oder zumindest letzte Rennen für verschiedene Teams wie beim Saisonfinale 2018 gab es schon lange nicht mehr. Kimi Räikkönen, Daniel Ricciardo, Pierre Gasly, Charles Leclerc & Co. wollen vor dem Abschied zu ihren neuen Arbeitgebern nochmal Highlights mit der alten Rennfamilie, Fernando Alonso, Stoffel Vandoorne, Esteban Ocon & Co. dagegen letzte Highlights vor dem (vorläufigen) F1-Karriereende. Wer erlebt den schönsten Abschied?

6. - S wie Sonnenuntergang

Das Setting für einen Abschied jedenfalls könnte in Abu Dhabi kaum besser sein. Das Rennen wird bei untergehender Sonne gestartet, endet in der Nacht, unter obligatorischem Feuerwerk. Wie gemalt also. Doch auch sportlich hat das Relevanz. Das Reifenmanagement ist durch die sich noch während des Rennens mehr als irgendwo sonst verändernden Bedingungen besonders diffizil. "Die Fahrer müssen das ganze Rennen über fallende Temperaturen managen. Generell können sie deshalb immer härter pushen", erklärt Mario Isola.

7. - S wie Sieger

Doch unter dem Strich ist und bleibt nichts wichtiger als die Rennpace. Auch die beste Strategie bringt nichts, kann man sie dann nicht auch mit überlegener Performance nutzen. Wer hier am besten aufgestellt ist? Nach den Longrun-Daten vom Freitag am ehesten Red Bull. Entsprechend hoch schätzt auch die Konkurrenz die Bullen ein.

"Sie werden morgen stark sein, das sind sie immer Rennen immer. Dieses Muster hat sich das ganze Jahr über gezeigt", sagt etwa Lewis Hamilton. "Denn sind besser als alle anderen darin, auf die Reifen zu achten. Sie müssen nicht so viel managen, weil sie mehr Downforce haben."

Genau die fehlt bei Ferrari. "Aber unser Topspeed ist gut", hält Vettel jedoch mit einer Stärke dagegen. Deshalb könne man im ersten und zweiten Sektor attackieren – nämlich Mercedes. Nur verteidigen gegen Red Bull will sich Vettel nämlich partout nicht. "Ich denke, dass wir im Renntrimm gut unterwegs sind", sagt Vettel. "Es wird schwierig, sie zu schlagen, aber wir werden es versuchen. Ein Wort mitreden können werden wir."

Hamilton bringt das nicht aus der Ruhe. Im Gegenteil. Der Weltmeister hofft sogar, dass Ferrari stark ist. Nämlich gerade stark genug, um die in seinen Augen stärkeren Red Bull aufzuhalten. "Die Ferrari sind auf den Geraden schnell. Es wird für sie (Red Bull) also nicht leicht, an denen vorbeizukommen."

Doch ausgerechnet Red Bull selbst stapelt tiefer als sonst. In Abu Dhabi glaubt man nicht unbedingt an die eigene Rennstärke. "In Brasilien war ich wirklich verblüfft, wie einfach das alles war. Aber das ist eine andere Strecke als hier. Dort kannst du mit den Linien experimentieren, hier ist das Überholen schwieriger, weil die meisten Kurven 90-Grad-Ecken sind, da ist die Linie für alle gleich", erklärt Verstappen. "Ich glaube nicht, dass es zum Sieg reichen wird." Unversucht lassen werde man allerdings nichts, ergänzt Ricciardo.