Beim Brasilien-GP der Formel 1 gab es bei Toro Rosso am Ende des Rennens noch einmal dicke Luft. Pierre Gasly wurde aufgefordert, den von hinten herankommenden Brendon Hartley durchzulassen. Doch Gasly weigerte sich lange, was seinen Teamkollegen Hartley nicht freute.

Hartley hatte die Box um Anweisungen gebeten, nachdem er auf frischen Reifen mit Carlos Sainz im Schlepptau zu Gasly aufschloss. Toro Rosso gab die Anweisung aus, dass Gasly seinen Teamkollegen vorbeilassen solle. Gasly verweigerte allerdings die Anweisung. Erst zwei Runden vor Schluss kam Hartley vorbei und vor auf Platz elf.

Am Ende ging Gasly auch nur unter Zwang vom Gas: "Mir ging das Benzin aus, also musste ich es machen." Gasly verlor in der nächsten Runde noch die Position an Carlos Sainz, damit wurde es nur Platz 13 für ihn. Hartley kam auf Platz elf letztendlich auch ins Ziel.

Hartley dank Alternativ-Strategie am Rennende schneller als Gasly

Die Toro-Rosso-Auseinandersetzung in Brasilien begann durch unterschiedliche Renn-Strategien von Hartley und Gasly. Hartley fuhr nach schlechtem Qualifying einen langen ersten Stint auf Medium-Reifen, und wechselte dann spät für einen Schluss-Spurt auf Supersoft. Gasly startete nach gutem Qualifying auf alten Supersoft-Reifen aus den Top 10, und mühte sich dann 48 Runden lang auf Medium-Reifen ab.

Während Gasly auf Platz elf gegen Ende langsam machte, um Reifen zu schonen, kam Hartley mit den neuen Supersoft-Reifen angeflogen. Mehr als eine Sekunde war er da pro Runde schneller, und in Runde 62 lief er auf Gasly auf. Hinter Hartley kam jetzt auch Sainz auf neuen Supersoft-Reifen näher. Hartley fürchtete um seine Position, und bat die Box am Funk um Unterstützung: "Okay, ich komme jetzt ziemlich nah an Gasly ran. Wenn ich nicht vorbeikomme, wird mich Sainz überholen."

Für Hartley ging es da nur mehr darum, ob er auf den Positionen elf, zwölf oder 13 ins Ziel kommen würde. Punkte waren zu weit weg, Sergio Perez auf Platz zehn fuhr noch immer deutlich bessere Zeiten als Hartley. Das wusste auch Gasly. Er beschloss, dass er seine Position nicht wie vom Team gefordert herschenken würde.

Hartley versteht Weigerung nicht: Bin in seinem verdammten Arsch!

Hartley blieb also in den letzten Rennrunden hinter Gasly stecken, und seine Laune verschlechterte sich schnell. Nach zwei Runden fragte er, was denn los sei. Die Box antwortete, dass Gasly informiert sei. Also wartete Hartley weiter ab.

Als nach sechs Runden noch immer nichts passierte, fluchte Hartley schließlich: "Lässt er mich jetzt vorbei? Was ist verdammt noch einmal los? Er hält mich zu sehr auf." Auf die Antwort der Box, er solle näher heranfahren, gab er entnervt zurück: "Mann, ich bin in seinem verdammten Arsch!"

Nach dem Rennen erklärt ein noch immer etwas frustrierter Hartley bei TV-Interviews, dass er aufgrund der Umstände keine echte Attacke wagen wollte: "Ich verteidige mich gleichzeitig gegen das Auto hinter mir, und passe auf meine Reifen auf. Also habe ich nicht angegriffen. Ich habe vier oder fünf Mal erwartet, dass er mich vorbei lässt, was nicht passiert ist. Sonst weiß ich nichts."

Gasly bleibt stur: Soll mich doch überholen, geht um nichts

Pierre Gasly bekennt sich nach dem Brasilien-GP ganz klar zu seiner Weigerung, Hartley durchzulassen. Er verstehe überhaupt nicht, warum man in dieser Situation eine Teamorder ausspricht: "Ich glaube einfach, wenn du in der Position bist, solltest du kämpfen. Außerdem war er auf neuen Supersoft-Reifen, ich bin auf Mediums gestorben."

Pierre Gasly wird kurz vor Ende des Brasilien-GPs von Carlos Sainz attackiert, Foto: LAT Images
Pierre Gasly wird kurz vor Ende des Brasilien-GPs von Carlos Sainz attackiert, Foto: LAT Images

Gasly verhandelte am Funk noch weiter mit dem Team. Nach dem Rennen erklärt er: "Ich sagte ihnen: Gut, wenn er schneller ist, kann er mich überholen. Aber aus irgendeinem Grund, keine Ahnung, hat er es zehn Runden lang nicht gemacht. Danach waren wir mit dem Benzin in einer so kritischen Situation, dass ich es zwei Runden vor Schluss machte."

Seine Weigerung erklärt Gasly eben damit, dass es um Platz elf ging. Also um nichts, schließlich gibt es nur bis Platz zehn Punkte. "Ich glaube, es ist anders, wenn du in den Top 10 bist, da geht es um was", sagt er. "Am Ende des Tages bin ich ein Rennfahrer, ich bin hier, um Rennen zu fahren. Das will ich machen, das mache ich gerne, so sehe ich Motorsport und so soll es sein."

Hartley entschuldigt sich für Flüche - Rennen sonst gut

Auf der Auslaufrunde des Brasilien-GPs funkte ein wieder etwas beruhigter Hartley schließlich noch an die Box: "Sorry für die Schimpfwörter am Funk. Sonst ... hättest du gesagt, dass wir um die Positionen kämpfen, hätte ich attackiert, aber so ..."

Später erklärt Hartley: "Ich habe ihn schnell eingeholt und gefragt, was passieren würde. Da gibt es drei Möglichkeiten: Wir fahren gegeneinander, Position halten, oder er lässt mich vorbei. Und mir wurde gesagt, dass er mich vorbeilassen würde." Entsprechend wartete Hartley darauf, dass Gasly ihn vorbeiwinken würde, anstatt ein Risiko einzugehen.

Mit dem Rest seines Rennens war Hartley zumindest glücklich: "Ehrlich gesagt war das ein richtig gutes Rennen für mich. Es nervt, dass du keine Punkte dafür bekommst, irgendeine Belohnung. Aber es gab keine Ausfälle vor uns. Ich denke, dass ich das bestmögliche Rennen zusammengebracht habe."