Für Red Bull war das Qualifying der Formel 1 in Brasilien eine klare Angelegenheit. Max Verstappen und Daniel Ricciardo landeten wie vom Team erwartet auf den Plätzen fünf und sechs hinter den Piloten von Mercedes und Ferrari. Der Rückstand auf Pole-Sitter Lewis Hamilton fiel deutlich, jedoch nicht eklatant aus. Eklatant war laut Verstappen eher der durch das Powerdefizit des Renault-Motors verursachte Zeitrückstand.

"Eine Sekunde", antwortet der Niederländer, als er den Leistungsnachteil gegenüber den Power Units von Mercedes und Ferrari auf dem Autodromo Jose Carlos Pace in Rundenzeit beziffern soll. Beim Rückstand von einer halben Sekunde auf die Pole Position würde das also bedeuten, dass Red Bull mit einem ebenbürtigen Motor relativ mühelos ganz vorne gelandet wäre - und das, obwohl Verstappen mit dem RB14 nicht vollends glücklich war.

"Die Balance des Autos war nicht ideal. Uns fehlte es auf der Vorderachse an Grip", sagt der 21-Jährige. Den viertplatzierten Kimi Räikkönen hätte er ansonsten vielleicht sogar noch erwischt: "Wenn das gepasst hätte, hätten wir vielleicht eine kleine Chance gehabt, einen Ferrari zu schlagen. Aber wenn du auf der Geraden so viel Zeit verlierst, ist das immer schwierig."

Verstappen: Red Bull braucht keinen Regen und keinen Soft-Reifen

Dass man mit den Qualifying-Modi der Konkurrenz in Interlagos nicht mithalten würde können, hatte Red Bull schon vor dem Start ins Wochenende erwartet. Der Vorteil soll beim RB14 wieder in der Rennpace, vor allem im Reifenmanagement liegen. Die Chance sich wie Ferrari in eine möglicherweise günstigere Ausgangslage in Form eines Starts auf dem Soft-Reifen zu bringen, verpasste Red Bull allerdings.

Für Verstappen ist das aber nicht weiter tragisch. "Wir wollten nur sehen, ob wir schneller fahren konnten, aber es macht nicht wirklich einen großen Unterschied, ob du auf Soft oder Supersoft startest", sagt er. "Vielleicht bei der Performance am Start, aber mehr nicht." Genau so wenig störte er sich daran, dass der Regen sich schlussendlich doch zurückhielt.

Vergangene Saison waren Wetterkapriolen bei Red Bull und Verstappen noch gewünscht, um das Leistungsdefizit wettmachen zu können. Dieses Jahr stört man sich offenbar nicht daran, wenn es trocken bleibt. "Nein, überhaupt nicht", sagt Verstappen gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Wir haben einfach versucht, das Beste aus dieser Situation zu machen."

Verstappen hofft auf Strategie: Überholen ohne Topspeed schwierig

Im Rennen wird kein Regen erwartet. Zwar hofft Verstappen, bei der Rennpace wie gewohnt näher an der Konkurrenz dran zu sein, doch mit einem Kampf auf der Strecke rechnet er nicht. "Wenn es was wird, dann mit Strategie", meint er. "Auf der Strecke ist das Hinterherfahren hier ziemlich schwierig, und wenn dir der Topspeed fehlt kommst du sowieso nicht vorbei."

Mit dem Start auf Supersoft sieht er sich allerdings gut aufgestellt. "Auf dem Longrun fühlten sich beide [Mischungen] okay an. Ich bin mir sicher, dass unser Auto ein gutes Setup für das Rennen hat. Außerdem soll es im Rennen wärmer sein, das ist für die Hinterreifen härter. Das sollte uns entgegenkommen."

Ricciardo trotz Strafe entspannt: Weiß, wo man in Brasilien überholen kann

Teamkollege Daniel Ricciardo wird nach seinem Turboladerwechsel an diesem Wochenende als Elfter starten. "Mit der Strafe starten wir natürlich hinter der Spitzengruppe, aber ich werde hoffentlich schnell einen Weg durchs Feld finden und dann ein bisschen Spaß haben, sobald ich im Kampf an der Spitze bin", sagt der Australier. Er würde angesichts dieser Voraussetzungen lieber nicht auf Supersoft starten.

"Idealerweise wollten wir auf Soft starten, aber leider hat nur Ferrari das hinbekommen", erklärt er. Ähnlich wie Verstappen baut er allerdings auch auf die Rennperformance seines Boliden. Was das Überholen angeht, kennt er sich in Interlagos außerdem aus. 2017 startete er nach einem Motorwechsel als 14.

"Ich kenne hier ein paar Stellen, wo man überholen kann", ist er zuversichtlich, dass die Konkurrenz von Haas und Sauber ihm das Leben nicht allzu schwer machen wird. Mit einem glücklichen Händchen bei der Strategie soll außerdem noch einiges drin sein: "Vielleicht gibt es ein Zweistopp-Rennen, das die Dinge etwas durcheinanderbringt."