Als respektlos hatte Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton nach dem Qualifying in Brasilien Williams-Fahrer Sergey Sirotkin auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com für einen Vorfall im Q2 kritisiert. Einfach völlig unnötig sei die Aktion gewesen, die beinahe zu einem üblen Crash in Sao Paulo geführt hätte. Noch hinzu sei das danach unnötige Verlangsamen des Russen gekommen, das die fliegenden Runden beider zerstört hätte, polterte Hamilton.

Was passiert war: Vor der letzten Kurve war Hamilton auf einer Outlap langsam unterwegs, von hinten rauschte Sirotkin mit gewaltigem Überschuss an. Hamilton wollte ihn offenbar außen durchlassen, zog deshalb nach links, weg von der Ideallinie. Doch für diese Seite hatte sich auch der Russe entschieden. Nur knapp verhinderte Hamilton mit einem schnellen Schlenker zurück nach rechts einen Crash. Danach ließ Sirotkin den Mercedes nicht gleich wieder durch, das Duo fuhr noch bis Kurve eins Seite an Seite.

Sirotkin lobt Hamilton-Reaktion: Wollte Platz machen

Doch was sagt der Russe überhaupt selbst zu dem Vorfall mit dem Weltmeister und dessen Kritik? Ziemlich Überraschendes. "Ich habe durch Kurve 11 noch voll gepusht und dann kam Lewis, der sehr langsam war. Ich habe nicht erwartet, dass er mir da den Platz lassen würde, weil wir beide auf einer Outlap waren. Ich hatte so einen großen Überschuss, dass ich einfach versucht habe, mich selbst zu bewegen, um durchzurutschen", so Sirotkin zunächst über die Entstehungsgeschichte der Szene aus seiner Sicht.

Ein Vorwurf an Hamilton sei das nicht. Ganz im Gegenteil. Sirotkin lobt Hamilton sogar noch für dessen späte, aber immerhin noch gerade rechtzeitige Reaktion. "Aber im letzten Moment hat er mich wohl noch gesehen und wollte doch noch Platz machen, indem er nach links gefahren ist. Dann war es sehr schwierig, den Kontakt noch zu verhindern. Aber es ist keine große Sache, sowas kann passieren. Und er ist ein Champion, er weiß, was er macht, und es hat meine Position am Ende des Tages nicht beeinflusst. Generell war es ein guter Tag", sagt der Russe entspannt.

Toto Wolff teilt Hamilton-Ärger nicht: Missverständnis

Für Mercedes-Teamchef Toto Wolff liegt die Sache genauso. Eine Schelte für Sirotkin wie von seinem Fahrer gibt es vom Österreicher nicht. "Das war überhaupt kein Ding. Es war nur die Aufwärmrunde und einfach ein Missverständnis. Kein Problem", sagt Wolff.

Doch was ist mit dem zweiten Vorwurf Hamiltons, dem Verlangsamen unmittelbar nach dem verhinderten Unfall selbst? Hier verteidigt sich Sirotkin. "Ich habe langsam gemacht, weil ich auf dem Gras war und zurück auf die Linie wollte. Außerdem musste ich noch meine Einstellung am Lenkrad vornehmen. Er war eben einfach nur direkt hinter mir zu diesem Zeitpunkt", erklärt der Russe im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com.

Sirotkin: Wenn einer Respekt hat, dann ich

Angesprochen auf den Vorwurf der Respektlosigkeit seitens Hamilton, weist Sirotkin diesen jedoch entschieden zurück. "Da stimme ich nicht zu. Es gibt nicht viele andere Fahrer, die den Spitzenautos so viel Respekt erweisen wie ich. Gerade denen, die um den Titel fahren", sagt Sirotkin.

Dass es für Hamilton keine Strafe gesetzt habe sei für ihn unterdessen komplett korrekt. "Ich weiß nicht wie es mit den Regeln aussieht. Da ist es vielleicht strenger, aber rein menschlich war das für mich eine ganz normale Szene. Er hat mich im letzten Moment erst gesehen, denke ich. Es ist nicht viel passiert am Ende. Da sollte man nicht zu viel raus machen", meint der Williams-Pilot.