Renault hat den vierten Platz in der Formel-1-Weltmeisterschaft 2018 so gut wie sicher. Mit starken Rennen in den USA und Mexiko verschafften Nico Hülkenberg und Carlos Sainz ihrem Team Luft zu Konkurrent Haas. Nach einer regelrechten Formkrise kam dieser Aufschwung gerade richtig, um Renault vor einer Blamage zu bewahren. Beim vorletzten Grand Prix des Jahres in Brasilien erwarten die Piloten wieder härtere Zeiten.

"Ich glaube, vom Gefühl her wird es hier für uns ein bisschen schwieriger", sagt Hülkenberg, der fürchtet, dass die Charakteristik der Traditionsrennstrecke von Interlagos dem R.S.18 nicht entgegenkommt: "Es ist hier ein bisschen schneller und flüssiger, so wie in Suzuka. Diese Charakteristik liegt dem Auto ein bisschen weniger." Sainz sieht im Gespräch mit Motorspor-Magazin.com gleich zwei Achillesfersen für den Renault.

"Die Strecke mehr Power-sensitive und dazu langsam, deshalb ist es ein bisschen ein Fragezeichen. Wir müssen erst sehen, was hier am Ende mehr Gewicht hat", so der Spanier, dem Hülkenberg bei einem Punkt allerdings widerspricht. Von Lowspeed-Kurven hat der Deutsche in Interlagos nämlich noch nicht so viele gesehen: "Die sind mit diesen Autos eher mittelschnell", beschreibt er gegenüber Motorsport-Magazin.com das Infield auf dem Autodromo Jose Carlos Pace.

"Die sind schon langsam, aber Lowspeed-Kurven sind für mich zwischen 80 und 120 km/h. Hier sind wir da oftmals schon drüber. Die Zeit, wo du langsam fährst, ist sehr gering." Was der Renault braucht, sei etwas ganz anderes. "Eher wie Austin, das Infield dort. Richtige Haken und Ecken, wie auch in Singapur", sagt der 31-Jährige.

Renault in Brasilien besser drauf als 2017: Zuverlässigkeit passt

Ob es so gut wie zuletzt läuft, bleibt abzuwarten. Besser als 2017 sollte es aber in jedem Fall laufen, denn vor einem Jahr reiste Renault mit dem Defektteufel im Gepäck nach Brasilien. Im Qualifying schafften es die Piloten mit Hängen und Würgen in die Top-10, im Rennen gab es mit den Plätzen elf und zwölf keine zählbaren Resultate. "Letztes Jahr mussten wir die Motoren extrem runterdrehen und waren deswegen nicht bei der Musik", sagt Hülkenberg.

Diese Vorsichtsmaßnahme wird es 2018 nicht geben. "Es war ein Schneeballeffekt, das Team und unsere Motorenjungs wollten einfach kein Risiko eingehen. Jetzt ist es eine andere Situation, die Zuverlässigkeit ist in Ordnung. Von daher bleibt alles wie gehabt", erklärt der Emmericher weiter. Auch Sainz ist zuversichtlich: "Nach einem starken Wochenende in Mexiko kommen wir hier voller Zuversicht hin, dass wir den Motor und das Auto ans Limit pushen können."

Sainz: P4 für Renault ohne Dummheiten oder verrücktes Haas sicher

Eine Wiederholung von Mexiko, wo Sainz in den Trainings als Dritter hinter dem Red-Bull-Duo für Aufsehen sorgte, wird es zwar nicht geben, doch mit Blick auf den WM-Stand wird das auch kaum notwendig sein, um Platz vier gegenüber Haas zu verteidigen. Bei 30 Punkten Vorsprung ist sich Sainz der Sache relativ sicher. "Wenn wir nichts Dummes machen oder Haas nichts verrückt gutes anstellt, sollten wir Platz vier haben", sagt er.

Die 22 Punkte kamen in den letzten beiden Rennen gerade recht, um das vom Team für die Saison angegebene Ziel mehr oder weniger in trockene Tücher zu bringen. "Nach einem Formtief in Suzuka und Sotschi waren wir wieder auf Rennstrecken, auf denen wir konkurrenzfähiger waren", so Sainz. "Zu verstehen wie wir unser Paket bestmöglich zusammenrbingen und diese Punkte zu holen, war gut für uns."

Formel 1 Rennkalender: Die Zukunft von Vietnam und Brasilien (04:21 Min.)

Hülkenberg auf Kurs: Best of the Rest das Maximum

Während das Team in der Konstrukteurs-WM den Titel des Best of the Rest im Visier hat, könnte sich Hülkenberg in der Fahrer-WM dieses Erfolges rühmen. Aktuell liegt er dort an siebter Stelle, zwölf Punkte vor Force-India-Pilot Sergio Perez. "Ich habe dieses Jahr ein paar gute Rennen abgeliefert, deshalb finde ich mich in dieser Position wieder", sagt der Deutsche.

"Das befriedigt mich zwar nicht unbedingt, aber du musst das mitnehmen, was für dich das Maximum ist. Und ich denke, das ist das Beste, was wir dieses Jahr mit diesem Auto und diesem Paket erreichen können." Dass er 2018 seine bisher beste Saison fährt, glaubt Hülkenberg allerdings nicht. Unter dem Strich stimmt für ihn wie immer das Gesamtbild.

Mit Interlagos steht für ihn am Wochenende sozusagen seine Schicksalsstrecke in der Formel 1 auf dem Programm. 2010 holte er in seiner Debütsaison mit Williams sensationell die Pole. Zwei Jahre später war er im Force India auf Podestkurs, räumte beim Versuch die Führung zu übernehmen allerdings Lewis Hamilton ab und ruinierte sich das Ergebnis, dass ihn schon damals von seinem Podestfluch hätte erlösen können.

"Man spürt hier das Magische, dass hier viele Geschichten geschrieben und Meisterschaften entschieden wurden. Darum ist es eine besondere Atmosphäre", so Hülkenberg über den Kurs, der 1973 erstmals die Formel 1 beherbergte.