"Mexiko war ein bittersüßes Wochenende." Besser als mit diesen Worten Toto Wolffs lässt sich der vergangene Grand Prix der Formel 1 2018 aus Mercedes-Sicht kaum beschreiben. Auf der einen Seite herrschte wahnsinnige Freude über den finalen fünften Titelgewinn Lewis Hamiltons. Auf der anderen Seite tiefes Trübsal über die frappierend schwache Performance im Renntrimm. Mercedes bekam die Reifen in Mexiko dramatisch schlechter zum Arbeiten als die Konkurrenz, eine Minute verlor Hamilton etwa auf Sebastian Vettel.

Mehrfach beschwerte sich Hamilton schon am Boxenfunk darüber. Auch Teamchef Toto Wolff fand nach Rennende scharfe Worte der Kritik, verglich - irgendwo zwischen Galgenhumor und Scherz - den Silberpfeil an diesem Sonntag sogar mit einem Formel-3-Auto. "Wir können mit unserer Rennperformance in Mexiko nicht zufrieden sein", stellt der Österreicher auch eine gute Woche später, im Vorlauf des kommenden Brasilien GP, noch klar.

Mercedes braucht Lösung in Brasilien: WM-Kampf mit Ferrari

Dort geht es für Mercedes sportlich immerhin noch immer um eine Menge. "Unser Ziel für diese Saison war es, beide Weltmeisterschaften zu gewinnen, nicht nur den einen oder den anderen Titel. Deshalb haben wir in Sao Paulo noch eine unvollendete Aufgabe vor uns. In der Konstrukteursweltmeisterschaft erwartet uns ein harter Kampf", erinnert Wolff. Trotz 55 Punkten Vorsprung auf Ferrari bei nur noch 86 zu holenden Zählern.

Doch Wolff mahnt: "Wir haben an den vergangenen Rennwochenenden Boden auf Ferrari verloren, obwohl wir die Basis-Performance hatten, um besser abzuschneiden." Insbesondere die Probleme mit der Überhitzung des schwarzen Golds im Rennen machten Mercedes dabei einen Strich durch die Rechnung. Auf Temperatur bekommen - ein auf eine schnelle Runde in der Formel 1 bei diversen Teams immer wieder mal auftretendes Problem - war also nicht das Übel.

Felgen-Kontroverse dank FIA aus der Welt?

"Das Qualifying sah vielversprechend aus, aber schon nach einigen Runden wussten wir im Rennen, dass wir große Schwierigkeiten mit den Reifen bekommen würden", sagt auch Wolff. Was Mercedes jedoch nicht wusste: Warum es so war. Noch nach Rennende äußerte sich Wolff komplett ratlos. Mehr als einen Zusammenhang mit den Reifen vermeldete der Teamchef nicht. Weil er ihn schon ahnte, aber nicht formulieren wollte? Weil ein Zusammenhang mit der jüngsten Kontroverse um die Felgen naheliegt?

"Kaum haben sie ihre Spezialfelgen nicht mehr, brechen sie komplett ein", vermutete jedenfalls Jacques Villeneuve bei Motorsport-Magazin.com. "Das war in den USA so und nun auch hier." Tatsächlich setzte Mercedes seine gelochten Distanzscheiben trotz Steward-Erlaubnis aus Sicherheitsgründen nicht ein - Ferrari hätte dennoch noch protestieren können.

Toto Wolff spricht von Fortschritt - nicht Lösung

Bis Brasilien will die FIA durch eine technische Direktive nun komplett Klarheit schaffen, das neue Mercedes-Design grundlegend legalisieren. So wäre das Thema nicht jedes Rennwochenende ein strittiges. Und Mercedes um eine potentielle Stärke reicher: Denn würden die gelochten Scheiben keinen positiven Effekt bringen, hätte man sie wohl kaum so gerne installiert.

Felge hin oder her: Hat Mercedes für Brasilien jetzt eine Lösung parat? Noch offenbar nicht. Zumindest nicht ganz. "Wir haben sofort nach dem Rennen mit der Analyse dieser Probleme begonnen und Fortschritte beim Verständnis für diese Herausforderungen und deren Ursache gemacht", sagt Wolff. Fortschritt. Nicht Lösung oder Durchbruch. Doch vielleicht ist das schon genug. "Es ist wichtig, dass wir alle diese Lehren anwenden, um uns in Brasilien gestärkt zurückzumelden", hofft Wolff.

Lewis Hamilton nach Titel noch hungrig

Genauso muss der Teamchef auf seine Fahrer hoffen. Im Fall Hamiltons, dass er auch nach dem eigenen Titelgewinn noch die nötige Motivation aufbringt, voll abzuliefern - noch nie hat der Brite in seiner F1-Karriere nach einem vorzeitigen WM-Titel noch ein Rennen gewonnen. Im Fall Bottas', dass er darauf aus ist, nach einem schwierigen Jahr immerhin mit Rückenwind in 2019 zu gehen.

Wolff ist bei beiden überzeugt: "Ich weiß, dass sowohl Lewis als auch Valtteri fest entschlossen sind, die Saison jeweils positiv abzuschließen, und auch als Team möchten wir das Jahr erhobenen Hauptes mit zwei Leistungen beenden, die unserem Performance-Niveau aus diesem Jahr entsprechen."