McLaren verschaffte sich beim Formel-1-Rennen in Mexiko in der Weltmeisterschaft wieder etwas überraschend Luft zu Force India. Die vier WM-Punkte für den achten Platz kamen mindestens so unerwartet wie die Tatsache, dass Stoffel Vandoorne an diesem Tag der Heilsbringer des Teams war. Fernando Alonso schied erneut unverschuldet aus. Das Pech des Spaniers hätte größer kaum sein können.

"Die Chancen stehen eins zu einer Million, um so einen Ausfall zu haben", konnte Alonso sein Schicksal in Mexico City kaum fassen. Er hatte seinen McLaren in der dritten Runde abstellen müssen, nachdem er beim Start völlig unbeteiligt Schaden davongetragen hatte, als sich Esteban Ocon und Nico Hülkenberg vor ihm in der ersten Passage berührten.

"Es war extrem unglücklich. Ein Unfall, in den wir nicht einmal involviert waren", so Alonso, der Teile von Ocons Frontflügel geradewegs vor das Auto geschleudert bekam. "Die Wrackteile landeten im Lufteinlass meines Kühlers", erklärt er. Zunächst konnte er scheinbar unbeeinträchtigt weiterfahren: "Mit dem Auto hat sich an sich nichts falsch angefühlt. Aber am Kühler ging etwas kaputt."

Alonso ohne Groll: Gehört zum Racing dazu, Ergebnis hätte Leben nicht verändert

Alonso musste damit den zweiten Ausfall in Folge verkraften. In Austin wurde er in der Startphase von Lance Stroll aus dem Rennen befördert. "Von meiner Seite gibt es keine Fehler. Wenn du von hinten abgeschossen wirst, kannst du nichts machen. Jetzt bekommst du die Wrackteile von jemandem ab und dein Auto gibt den Geist auf", ist er ratlos. Der übliche Rundumschlag gegen die Konkurrenz blieb anders als in den USA aus.

"Das gehört zum Racing dazu. Ein anderes Mal passiert es den anderen und wir profitieren davon", blieb Alonso ganz entspannt. "Und solange es nicht dein eigener Fehler ist, brauchst du auch nicht so viel Zeit um es zu verdauen oder zu analysieren." Am Ende zeigte Vandoorne mit seinem achten Platz, was für Alonso an diesem Tag möglich gewesen wäre.

Doch auch das verpasste Resultat schien Alonso gut zu verkraften. Kurz vor seinem Abschied aus der Formel 1 scheint er selbst von seinem unbändigen Ehrgeiz völlig befreit. "Wir hätten irgendwo zwischen den Plätzen acht und zwölf landen können, aber das hätte mein Leben auch nicht verändert", sagt er.

Vandoorne feiert Befreiungsschlag in Mexiko: Großartig für mich

Ebenfalls nicht lebensverändernd war für Stoffel Vandoorne der achte Platz, dessen Formel-1-Aus durch seinen Formel-E-Vertrag längst besiegelt ist. Für den Belgier war das erste zählbare Resultat seit Baku dennoch ein Grund zur Freude. "Es ist eine Weile her", sagt er mit Blick auf seine 14 Rennen überdauernde Durststrecke. "Der achte Platz ist großartig für mich und auch für das Team."

Dabei hatte das Rennen für Vandoorne zunächst nicht gut begonnen. Vom 15. Startplatz aus fiel er zunächst auf den letzten Platz zurück. "Am Anfang war es nicht einfach. Aber wir kamen gut zurück, es waren tolle Überholmanöver dabei. Ich habe immer zur richtigen Zeit attackiert, wenn ich musste, und dabei die Reifen weiter gemanagt."

Vandoorne und McLaren dank richtiger Reifentaktik erfolgreich

Das Reifenmanagment war ähnlich wie bei Räikkönen auf dem Weg zu Platz drei für Vandoorne der entscheidende Faktor. Er fuhr ebenfalls mit einer Einstoppstrategie durch, während der Großteil seiner Konkurrenz im Mittelfeld zweimal stoppte. "Die Strategie war der Knackpunkt, ob wir einen oder zwei Stopps machen. Das war schwierig, denn die Reifen sahen übel aus", erklärt er.

Ohne etwas zu verlieren zu haben ging das Team Risiko und entschied, den in der zwölften Runde aufgezogenen Supersoft bis zum Fallen der Zielflagge zu fahren. Die Taktik ging auf, denn Vandoorne wurde nicht nur in die Punkte nach vorne gespült, sondern konnte sich seine Verfolger auf frischeren Reifen auch mühelos vom Leib halten.

Vandoorne: Performance dank Punkten endlich erkannt

"Ich denke, wir hatten vor ein paar Rennen schon einige wirklich gute Rennen, aber heute sieht es jeder, weil wir mit Punkten dafür belohnt wurden", so Vandoorne, für dessen gebeutelte Rennfahrerseele dieses Resultat im richtigen Moment kam, bevor er sich vorerst aus der Königsklasse verabschieden muss.

Mindestens so wichtig wie für Vandoornes Ego war das Ergebnis für McLaren. In der Konstrukteursweltmeisterschaft erhöhte das Team auf 62 Zähler und hat nun wieder 15 Punkte Vorsprung auf Force India, die in der zweiten Saisonhälfte nach dem Verlust sämtlicher WM-Punkte mit Riesenschritten auf dem Weg zu Platz sechs sind.