Daniel Ricciardo erlebt in den finalen Zügen der Formel-1-Saison 2019 vielleicht einen bitteren Vorgeschmack auf seine Zukunft bei Renault. Die Power Units der Franzosen lassen ihn im Heck seines Red Bulls derzeit regelmäßig im Stich. Angesichts des Defekt-Horrors platzte dem Australier in Austin richtig der Kragen. Reue über den Wechsel kommt bei ihm aber trotzdem nicht auf.

"Nein, mir ist klar, dass es Arbeit zu tun gibt. Aber das wusste ich auch, als ich unterschrieben habe", sagt Ricciardo. "Ich denke, ich freue mich immer noch mehr darauf ein neues Umfeld und einen Tapetenwechsel zu haben." Wie im Moment sollte es aber trotzdem nicht weitergehen. "Hoffentlich haben wir in den nächsten paar Rennen einen guten Lauf, sonst haben die Jungs von mir wahrscheinlich bald die Schnauze voll, wenn ich austicke", scherzt er.

In Austin hatte er nach dem Rennen seinen Frust abgebaut, indem er mit der Faust ein Loch in die Wand zwischen seiner Umkleide und der von Max Verstappen schlug. Teamchef Christian Horner scherzte daraufhin, dass sein Fahrer mit Renault wohl ein ernstes Wort reden muss: "Ich bin mir sicher, dass er ein Gespräch mit seinem zukünftigen Arbeitgeber haben wird, denn es ist einfach so frustrierend, dass er immer ausfällt."

Ricciardo-Defekte lassen sich auch mit Aberglaube nicht erklären: Keine Leitern oder schwarze Katzen

Ricciardo ist es hingegen lieber, nicht länger auf der Misere herumzureiten: "Es ist wahrscheinlich für jeden gut, nach vorne zu schauen." Zurückzuschauen bringt ihm auch nichts, denn der Gedanke an die verlorenen Resultate würde wohl wenig zum Frustabbau beitragen. In fünf der letzten zehn Rennen schied er aus. Verstappen hingegen erwischte es nur ein Mal. Schnell wurden Unkenrufe laut, Red Bull würde dem Niederländer besseres Material zur Verfügung stellen.

"Ich checke jetzt nicht persönlich die Teilenummern, aber meines Wissens nach ist die Antwort ja", erklärt Ricciardo, dass er mit identischen Spezifikationen wie Verstappen ausgestattet ist. Weshalb es trotzdem immer ihn erwischt? "Ich bin nicht abergläubisch, aber selbst wenn es so wäre, ich bin nicht unter Leitern hindurchgegangen und habe auch keine schwarzen Katzen überfahren", flachst er. "Ich weiß es wirklich nicht."

Zumindest der Defekt aus Austin hatte sich schnell aufgeklärt. "Wir hatten Probleme mit der Batterie, da gab es einen Fehler", erklärt Ricciardo, der glaubt, dass der Fehler bei Renault lag. "Ich denke nicht, dass es daran lag, dass einer meiner Mechaniker etwas nicht richtig gemacht hat. Es sind einfach Zufälle." Diese Zufälle sind für ihn schlichtweg Teil des Geschäfts. "Das ist einer der Gründe, weshalb ich diesen Sport manchmal nicht mag", sagt der siebenmalige Grand-Prix-Sieger.

Ricciardos Hassliebe zum Rennsport: Motorisierte Fahrzeuge sind komisch

"Das habe ich schon in jungen Jahren gelernt. Als ich mit neun Jahren begann Go-Karts zu fahren, wollte es an einem Wochenende einfach nicht laufen. Wir wechselten Benzinschläuche, versuchten all die kleinen Dinge, aber nichts funktionierte. Am nächsten Wochenende kamen wir wieder, hatten das Go-Kart nicht angerührt, und es lief. Von diesem Tag an wusste ich, dass motorisierte Fahrzeuge komisch sind", gibt er eine Anekdote zum Besten.

Für die ausstehenden drei Rennen bleibt ihm nur zu hoffen, dass sich das Glück wieder wendet, und er sich mit einem Erfolgserlebnis von Red Bull verabschieden kann. "Ich habe nicht wirklich das Gefühl, dass ich irgendetwas ändern muss. Ich bin immer noch motiviert, es mit einem guten Resultat zu Ende zu bringen", so Ricciardo, der weiß, dass Mexiko für den RB14 wahrscheinlich die beste Chance sein wird.

Ricciardo bleibt bescheiden: Mexiko-Podium reicht

"Wir können hier sicherlich schnell sein. Mit der Höhenlage balanciert sich alles etwas aus. Im Moment glaube ich noch, dass Mercedes sehr stark ist. Aber ich denke, wir können eine gute Chance haben", hofft er wie Verstappen, dass die Lage von Mexico City dem Red Bull auf die Sprünge hilft. Während der Teamkollege am liebsten seinen Vorjahressieg wiederholen will, ist Ricciardo genügsamer.

"Ich werde nicht einmal gierig, mir reicht ein Podium. Selbst einen lausigen dritten Platz nehme ich mit", sagt er mit einem Augenzwinkern. Für ihn ist der Blick vom Treppchen aus im Baseballstadion schon Anreiz genug: "Die Anlage hier, das Podium. Das ist all die Motivation die ich jetzt brauche."