Das Thema Benzinverbrauch, oder vielmehr das Spritsparen, ist in der Formel 1 seit Jahren ein unbeliebtes Thema. Niemand möchte sehen, dass Racing übertriebenem Lift&Coast - dem Lupfen vor dem Bremspunkt - zum Opfer fällt. Doch so gut wie immer müssen die F1-Fahrer diese Taktik anwenden. Je nach Streckenlayout mal mehr, mal weniger. Nicht immer werden die maximal erlaubten 105 Kilogramm Sprit für eine Renndistanz überhaupt getankt.

Zumindest wenn es darum geht, die Regeln einzuhalten, funktionierten die Regelvorgaben jedoch zuletzt ausgesprochen gut. Strafen wegen eines zu hohen Benzinverbrauchs gab es lange nicht. Doch in Austin setzte es nach dem Rennen am vergangenen Wochenende dann gleich zwei Disqualifikationen. Force Indias Esteban Ocon hatte sich in der Startrunde nicht an die maximale erlaubte Durchflussmenge gehalten, Kevin Magnussen von Haas F1 schlicht zu viel Benzin verbraucht.

Haas gesteht: Haben zu viel Risiko genommen

Warum? "Das klingt jetzt ziemlich offensichtlich, aber es war ganz einfach. Wir sind mit zu viel Risiko gefahren, haben zu lang attackiert und konnten es dann nicht mehr zurückbekommen", erklärt Haas-Teamchef Günther Steiner vor dem kommenden Formel -1-Rennen in Mexiko auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com..

Doch wieso verkalkulierte sich das Team? Weil es Rennen fahren wollte. "Wir haben noch versucht, Ocon anzugreifen. Das hat nicht funktioniert. Denn selbst wenn du ihn überholt hättest, hättest du danach wieder mehr sparen können", erklärt Steiner den Hintergrund. Noch dazu hatte man sich eine Überrundung durch die Führenden erhofft. "Dann wären wir locker im Limit gewesen", sagt Steiner über die dann für Magnussen um eine Runde verkürzte Renndistanz.

Kevin Magnussen verbrauchte nur 170 Gramm zu viel

Wie locker enthüllt Steiner auch: Es ging um lediglich 170 Gramm, die der Däne zu viel verbraucht hatte. "Es war am Ende noch ein halbes Kilogramm im Auto. Das Benzin selbst wird nicht gemessen. Es wird nur mit einem Flow-Meter gemessen, wie viel du verbrauchst. Du könntest auch mehr Benzin drin haben, dir ist aber nur gestattet eine gewisse Menge zu nutzen. Er hat eben 170 Gramm zu viel genutzt", so der Tiroler.

Formel 1 2018: Brennpunkte vor dem Mexiko GP (07:02 Min.)

Einen Vorwurf macht Steiner deshalb niemandem. Dem Teamchef ist klar, gegen die Regeln verstoßen zu haben. "Wir sind da einfach zu viel Risiko gegangen. Es war unser eigener Fehler", sagt er. "Ich beschwere mich nicht über die Disqualifikation, die war komplett richtig. Wir sollten nur darüber nachdenken. Vielleicht sollten wir drei Runden weniger fahren, damit jeder genug Sprit hat, um das ganze Rennen auch als Rennen zu fahren. Das würde nichts kosten, aber die Show verbessern. Denn diese drei Jungs (Magnussen, Ocon, Perez, Anm. d. Red.) hätten wie die Verrückten um diese Position gekämpft!"

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Auch Magnussen könne man nicht beschuldigen, zu wenig gespart zu haben. "Er hat getan, was er tun musste. Es lag nicht an ihm. Er kann die Daten nicht sehen, sondern nur Lift&Coast, Lift&Coast machen. Wir sehen die Zahlen. Dem Fahrer kannst du deshalb keinen Vorwurf machen, dass er nicht genug gespart hat. Denn wenn er überholt wird, dann wird er dann auch gefragt, warum er nicht mehr Gas gegeben hat", stellt Steiner klar.

Unterrichtet habe man Magnussen selbstredend, er müsse dringend sparen. Das war allein schon dessen Klagen darüber nach dem Rennen deutlich zu entnehmen (Formula Fuelsaving!"). Doch die Situation war eben kritisch. Nicht nur, dass man kein Sklave des Benzinverbrauchs sein, Rennen gegen Ocon davor fahren wollte - man musste auch. Denn von hinten drückte auch noch in Form von Sergio Perez der andere Force India.

Darum gab Haas nicht einfach Platz neun auf

Hätte man sich im Zweifel nicht überholen lassen sollen, um wenigstens noch P10 mitzunehmen statt eine Disqualifikation zu erleben? "Im Rückblick würde ich darüber nachdenken, ja!", sagt Steiner. Doch er lässt sofort ein Lachen folgen. "In dem Moment aber glaubst du einfach noch an deine Fähigkeit, es zu sparen. Aber es geht so schnell. Die Leader kommen dann und Räikkönen war schon zwei Runden vorher kurz davor, uns zu überrunden", schildert er die Momente.

"Aber er hatte auch kein Benzin mehr und konnte nicht attackieren. Wenn er Perez in die blaue Flagge bekommen hätte, hätten wir erreicht, was wir erreichen mussten. Aber dazu kam es nie. Er kam ihm nicht nah genug. Wenn du mal willst, dass die blaue Flagge kommt, dann kommt sie nicht", sagt Steiner mit einer guten Portion Galgenhumor. "Wir haben jetzt einfach zu viel Risiko genommen, und es ist so gekommen. Wir müssen da keine Ausreden suchen. Es ist jetzt eben so."

Steiner: Bedauerlich, aber kein Bedauern

Doch unbedingt anders machen würde er es mit seinem Team in Zukunft wohl nicht. "Es gibt einen Punkt, da musst du mal angreifen. Du kannst nicht imemr nur abwarten und sehen was passiert. Wir haben es gemacht und müssen die Konsequenzen ragen. Es ist bedauerlich, aber es gibt kein Bedauern, dass wir es so gemacht haben", stellt Racer Steiner klar. "Hier werden wir versuchen, es besser zu machen."

Besser machen muss es Haas in Mexiko ohnehin. Schon in Sachen Performance. Im Vorjahr zählte das Wochenenden zu den schwächsten Grands Prix des Teams. "Wir haben wegen der Kühlungsprobleme hier letztes Jahr viel Abtrieb verloren, weil wir eben viel kühlen mussten und da nicht effizient gewesen sind", erinnert Steiner. Daran habe man aber gearbeitet. "Wir haben jetzt ein besonderes Bodykit, sodass es nicht mehr so sein sollte", versichert Steiner. Mit Blick auf den Wetterbericht fürchtet der Teamchef jedoch: "Vielleicht war es ein falsches Investment, denn jetzt ist es hier kälter!"