Das Formel-1-Rennen in Austin war für Sebastian Vettel der nächste bittere Rückschlag im Kampf um die Weltmeisterschaft 2018. Auf die Frage nach seinen WM-Chancen brach Gelächter aus. Fünf Punkte muss Lewis Hamilton in Austin holen, um Weltmeister zu werden. Dann ist es egal, was Vettel die letzten drei Rennen macht.

Doch eigentlich ist die WM-Situation ohnehin nur eine Randnotiz. Dass sich Hamilton zum Weltmeister krönen wird, ist klar. Die eigentliche Überraschung war Ferraris Performance: Im Qualifying verfehlte Vettel nur um 0,061 die Pole-Position, im Rennen holte sich Kimi Räikkönen seinen ersten Sieg seit Melbourne 2013.

Mit dieser Ferrari-Auferstehung hatte eigentlich niemand gerechnet. Seit dem Singapur GP ist Ferrari chancenlos. Zuletzt kämpften Vettel und Räikkönen in Monza ernsthaft um den Sieg. Viele glaubten, Ferraris plötzlicher Performance-Verlust würde mit einem zusätzlichen Batteriesensor zusammenhängen, den die FIA in Singapur anordnete.

Vettel: Ferrari-Entwicklung von drei Monaten für die Katz

Doch ganz offenbar lag der Teufel wo anders begraben. Die Updates, die Ferrari brachte, bewirkten das Gegenteil, funktionierten schlicht überhaupt nicht. In Austin ging Ferrari auf die Spezifikation aus Monza zurück - und gewann wieder.

"Es hat zu lange gedauert", mahnte Sebastian Vettel nach dem USA GP. "Es ist eine gute Neuigkeit, dass wir wieder da sind, aber man kann es auch als schlechte Neuigkeit sehen, wenn wir auf ein Auto zurückgehen müssen, das vor drei, vier Monaten konkurrenzfähig war. Wenn man darüber nachdenkt, ist es sicherlich keine gute Neuigkeit."

Außerdem macht sich Vettel noch aus einem anderen Grund Sorgen: "Wir verstehen es noch nicht. Es liegt jetzt an uns, die technische Seite zu verstehen, was da falsch lief. Wir haben noch viele Hausaufgaben zu machen."

Wie konnte es passieren, dass Ferrari den Fehler drei Rennwochenenden über nicht bemerkte? Singapur ist als Stadtkurs eine atypische Strecke, aber spätestens in Russland hätte auffallen müssen, dass etwas nicht stimmt. "Es ist schwierig zu erklären", gesteht Vettel. "Sicherlich haben wir gefühlt, dass das Auto nicht so stark war wie zuvor. Aber wenn du nicht siehst, dass etwas falsch ist, dann weißt du auch nicht, was falsch ist. Die Schritte, die wir gemacht haben, schienen Sinn gemacht zu haben. Aber rückblickend haben sie das nicht."

Vettel: Hatten großen Teil der Saison 2018 Speed nicht

Aber Vettel sieht auch die positiven Seiten: "Ich glaube nicht, dass es ein fundamentales Problem ist. Am Ende sieht es viel schlechter aus, als es war. Ich habe kein Problem damit, die Fehler zuzugeben, die ich gemacht habe. Aber das Entscheidende war, dass wir einen großen Teil der Saison nicht den Speed hatten. Und dann kam noch das andere hinzu."

Der viermalige Formel-1-Weltmeister nimmt nun seine Mannschaft in die Pflicht: "Wir müssen noch immer wachsen und lernen. Es gibt über den Winter viele Dinge, die wir uns nochmal ansehen müssen." Dabei nimmt er sich selbst nicht aus: "Alle, inklusive mir."