So ganz wusste Sebastian Vettel nicht, wie er mit diesem Formel-1-Rennen umgehen sollte. Der Ferrari-Pilot wurde beim USA GP 2018 in Austin nur Vierter, verlor weitere Punkte auf WM-Leader Lewis Hamilton und machte seine Titelchancen damit noch theoretischer, als sie ohnehin schon waren.

Auf der anderen Seite war sein Bolide erstmals seit dem Italien GP wieder siegfähig - was Teamkollege Kimi Räikkönen auch unter Beweis stellte. Aber Vettel hatte schon am Freitag den Grundstein für die Niederlage gelegt, als er sich wegen eines Rot-Vergehens eine Startplatzstrafe einhandelte.

Trotzdem hätte Vettel das Rennen noch gewinnen können, hätte es im Rennen nicht schon wieder einen Zwischenfall gegeben. "Das Drehen passt inzwischen schon ins Schema", sagte Vettel nach dem USA GP mit reichlich Galgenhumor.

Vettel: Drei Dreher in fünf Rennen

Schon in der ersten Runde kam es zum verhängnisvollen Zwischenfall. Auf der langen Gegengerade saugte sich Vettel im Windschatten an Daniel Ricciardo heran, mit dem leistungsschwächeren Red Bull hatte er nur wenig Schwierigkeiten.

Vettel bremst am Ende der Gegengeraden zu spät, Foto: Sutton
Vettel bremst am Ende der Gegengeraden zu spät, Foto: Sutton

Als der Überholvorgang eigentlich schon abgeschlossen war, machte er den entscheidenden Fehler. "Meine Hinterräder haben etwas überbremst, ich bin weit gegangen und hatte deshalb eine schlechte Traktion", analysierte Vettel.

Danach kam es beim Sprint zu Kurve 13 erneut zum Duell zwischen ihm und Ricciardo. Mit dem besseren Ausgang für den Australier. Vettel versuchte, auf der Innenseite durch die Rechtskurve zu kommen, Ricciardo außen. Vettel erwischte mit seinem linken Vorderrad Ricciardos rechtes Vorderrad und drehte sich. Ricciardo konnte ohne Probleme weiterfahren.

Italien GP 2018: Sebastian Vettel dreht sich im Zweikampf mit Lewis Hamilton, Foto: Sutton
Italien GP 2018: Sebastian Vettel dreht sich im Zweikampf mit Lewis Hamilton, Foto: Sutton

"Es ist jetzt das dritte Mal, dass ich auf gleicher Höhe war und ich derjenige bin, der sich dann dreht", ärgerte sich Vettel. In Monza verlor er den Zweikampf gegen Lewis Hamilton, in Japan gegen Max Verstappen.

Direkt nach dem Rennen gab sich Vettel vor den TV-Kameras noch selbstkritisch: "Ich hatte nicht genügend Grip, ich wollte nach innen ziehen aber es ging nicht weiter. Die Kurve macht weiter zu und er wollte seine Linie halten, so haben wir uns berührt. Doof, dass ich mich dann noch wegdrehen muss." Also muss Vettel auf sich selbst sauer sein? "Klar muss ich das sein", sagte er wenige Momente nach dem Rennen und fügte an: "Das muss ich mir noch einmal ansehen."

Etwa eine Stunde später stellte sich Vettel auch den schreibenden Journalisten. Da hörte sich das - offenbar nach dem Video-Studium - schon etwas anders an: "Er hat versucht, zurückzukommen. Nach meinem schlechten Kurvenausgang hatte ich eine schlechte Traktion, kam aber dann in der zweiten Phase wieder. Dann waren wir Seite an Seite und er hat mich nicht gesehen. Ich denke, das war ziemlich klar."

Sebastian Vettel und Daniel Ricciardo beim USA GP 2018 Rad an Rad, Foto: Sutton
Sebastian Vettel und Daniel Ricciardo beim USA GP 2018 Rad an Rad, Foto: Sutton

Also konnte Vettel den Unfall nicht vermeiden? "Mit einem besseren Ausgang aus Kurve zwölf", scherzte Vettel und drückt sich anschließend vor einer finalen Aussage: "Es war schwierig für ihn, mich zu sehen. Er wusste wohl nicht, wo ich war. Es war sehr unglücklich."

Hätte Vettel ohne Dreher den USA GP 2018 gewonnen?

Zwischenzeitlich auf Platz 15 zurückgefallen, konnte sich Vettel immerhin noch bis auf Rang vier nach vorne arbeiten, überholte dabei sogar noch Valtteri Bottas.

Hätte es ohne Dreher zum Sieg gereicht? "Wenn ich in Runde eins Fünfter geblieben wäre, also viel näher an der Spitze gewesen wäre, wer weiß, ob dann noch alle das Gleiche gemacht hätten. Aber wir hätten das Rennen auf jeden Fall gewinnen können."

Drei Rennen vor Ende der Formel-1-Weltmeisterschaft 2018 hat Vettel nun 70 Punkte Rückstand auf Lewis Hamilton. "Wir hätten heute mehr Kapital aus den Schwächen von Mercedes schlagen müssen", ärgerte er sich. Selbst wenn Vettel nun alle Rennen gewinnen sollte, reichen Hamilton insgesamt fünf Punkte für den Titelgewinn.