Fernando Alonsos letztes Formel-1-Rennen in den USA war nicht von Erfolg gekrönt. Schon nach wenigen Kurven fiel der Spanier einer Kollision mit Williams-Pilot Lance Stroll zum Opfer. Wie schon zuletzt in Spa-Francorchamps und Suzuka ließ Alonso auch in Austin seinem Frust freien Lauf. Sein Urteil über die Fahrerkollegen in der Königsklasse fiel vernichtend aus.

"Hier gibt es mehr Amateure als in anderen Serien", schimpft Alonso, der seinen Konkurrenten aus der WEC mehr Können attestierte als Stroll & Co. Und damit meinte der zweimalige Weltmeister nicht seine direkten Gegner aus der LMP1-Klasse. "Ich fahre dort mit Fahrern, die in der Theorie Amateure sind, in der GT-AM-Klasse, und das ist nie ein Problem."

In Spa zweifelte er sogar die F1-Tauglichkeit von Nico Hülkenberg an, der den Startcrash dort auslöste und den er eigentlich als fähigen Piloten schätzt. In Austin schlug er in dieselbe Kerbe. "Das Level scheint niedriger als je zuvor", erneuert Alonso seine Kritik. "Es ist immer dasselbe nach dem Start. Die Leute versuchen sich gegenseitig ins Auto zu fahren, es ist wie beim Leihkart, wo du Stoßstangen hast und alle versuchen sich gegenseitig zu crashen."

Stroll sieht Rennunfall, Alonso unterstellt Unvermögen

Stroll hatte in Kurve vier innen eine Lücke gesehen und Alonso attackiert. Dabei erwischte er den McLaren am rechten Hinterrad. "Es war ein schrecklicher Tag. Ich sah eine Lücke und stach rein, aber ich denke er hat mich nicht wirklich gesehen und lenkte ein", sah Stroll die Schuld nicht allein bei sich. "Ich denke, es war ein Rennzwischenfall."

Absicht will Alonso seinem Unfallgegner mit seinen Aussagen auch keinesfalls unterstellen. Viel eher sieht er Unvermögen als Auslöser für die Kollisionen. "Niemand macht das vorsätzlich", sagt er. "Sie sind nur übermotiviert und machen diese optimistischen Manöver in der ersten Runde an seltsamen Stellen. In Kurve vier sollte eigentlich nicht so viel Action sein. Aber sie verschätzen sich bei der Distanz und der Geschwindigkeit, das ist einfach seltsam zu sehen."

Alonso klagt über Pech: Wir fliegen immer raus

Alonso ist vor allem von der Tatsache genervt, dass er dieses Jahr zunehmend in Startkollisionen verwickelt ist und dabei für sein Empfinden stets den Kürzeren zieht. "Wir fliegen immer raus. Manchmal gibt es eine Berührung und du kannst weiterfahren. Aber das Glück haben wir nie", klagt der 37-Jährige. "Einer muss in der Wand landen, und das war ich."

"Ich bin nicht sauer, ich bin enttäuscht. Ich bin neun Tage hier in den USA um ein Rennen zu fahren, dann fährst du nur 600 Meter und sie schießen dich ab", so Alonso, der durch diese Missstände eher ein Problem für die Rennserie als für sich sieht. "Es ist mehr ein Problem für die FIA, wenn sie diese Art des Rennfahrens dulden."

Alonso gibt's auf: Mehr Spaß mit Amateuren und 60-Jährigen

"Wenn es einen schlimmen Unfall gibt, unternehmen sie vielleicht etwas", hat Alonso wenig Hoffnung, dass sich in den für ihn noch drei ausstehenden Rennen in der Formel 1 etwas ändern wird. "Bis dahin versuchen wir in anderen Serien Spaß zu haben, wo wir gegen 34 Autos fahren, gegen Amateure und 60-Jährige, mit denen nie etwas passiert."