Das Qualifying hat die Formel 1 in Austin noch nicht einmal abgehalten, und doch weiß Sebastian Vettel bereits, was ihm im Rennen blüht. Für ein Rotvergehen im 1. Freien Training kassierte der Ferrari-Pilot eine Grid Penalty von drei Positionen. Angesichts der umstrittenen Strafe ergreifen sogar die Teamchefs von Red Bull und Mercedes Partei für ihren Rivalen.

"Diese Regel ist Müll", wettert Red-Bull-Teamchef Christian Horner im Gespräch mit Sky Sports F1 gegen die Entscheidung der Stewards. Gleichzeitig versteht der ehemalige Teamchef Vettels, weshalb die Offiziellen so entschieden. "Sie müssen Beständigkeit zeigen, ansonsten macht es aus all den Regeln eine Farce, wenn du bei einem Rennen eine Strafe aussprichst und bei einem anderen nicht", so der Brite.

Vettel hatte im ersten Training bei roter Flagge nicht ausreichend verlangsamt, weshalb ihm die Rennleitung wie Daniel Ricciardo beim Saisonauftakt in Australien und Esteban Ocon zuletzt in Suzuka eine dementsprechende Strafe verpasste. "Das ist keine gute Regel", meint Horner, dass die anderen Strafen gleichermaßen überflüssig waren.

"Gebt ihm irgendeine Strafe, einen Klaps auf die Finger, eine Geldstrafe oder so und gebt das Geld an eine Wohltätigkeit", fordert Horner. "Ihm eine Startplatzstrafe von drei Positionen zu geben für - wie sehr über dem Limit war er? Nicht so sehr, so wie Daniel. Das beeinflusst das Rennen, das Qualifying und es ist einfach keine gute Strafe."

Wolff schlägt sich auf Vettels Seite: Lieber tolle Show statt Strafe

"Es ist schwierig, denn am letzten Rennwochenende gab es eine Entscheidung gegen Esteban, die ich als etwas harsch empfand", so Mercedes-Boss Toto Wolff ebenfalls gegenüber den britischen TV-Kollegen von Sky. "Das hat für einen Präzedenzfall gesorgt." Während Horner von Vettels Bestrafung nicht unbedingt direkt betroffen ist, sieht es bei Wolff anders aus.

Zwar ist die Weltmeisterschaft fast schon zugunsten seines Piloten Lewis Hamilton entschieden, doch der Österreicher würde sich für den Rivalen eine andere Ausgangslage wünschen. "Für die Weltmeisterschaft ist es natürlich nicht gut, wenn Sebastian bestraft wird. Wir hätten ihn lieber dabei, damit er eine tolle Show zeigen kann", meint Wolff.

Horner findet Formel 1 "völlig überreguliert", Vettel wünscht sich "gesunden Menschenverstand"

Sebastian Vettel nahm die Entscheidung der Rennleitung hin, war jedoch der Ansicht, in der strittigen Szene richtig gehandelt zu haben. "Ich sah die rote Flagge, habe langsam gemacht und mich umgesehen, ob da vielleicht ein Auto in der Mauer steckt oder ob in Kurve neun oder zehn eins war. Dann habe ich verlangsamt, den Regeln entsprechend. Aber sie fanden, dass es zu lange gedauert hat", so der Ferrari-Pilot.

Nachvollziehen kann er die Strafe nicht. "Ich denke, das sollte gesunder Menschenverstand sein mit den Regeln. 27,7 Sekunden so präzise vorzugeben, ist für mich falsch. Ich habe langsam gemacht und mich ordentlich umgesehen, was los war", sagt er. Auch Horner wünscht sich bei den Entscheidungen der Stewards wieder mehr individuelle Beurteilung anstelle von unflexiblen Richtlinien.

"Wir sind ein völlig überregulierter Sport. Manchmal brauchst du einen Schiedsrichter, und der muss standhaft sein. Jedes Vergehen wird immer ein wenig anders sein, also liegt es beim Schiedsrichter, mit jeder individuellen Situation die aufkommt zu verfahren", so der Brite. "Ich denke wir versuchen, durch all diese Meetings mit Team-Managern Strafen und Regeln für absolut alles zu finden, aber die Umstände sind immer etwas unterschiedlich."