Wie drückt man einem Trainingsfreitag seinen Stempel auf? Indem man Lewis Hamilton heißt. So kann das Fazit beim Formel-1-Auftakt in Austin lauten. Der WM-Spitzenreiter lieferte in den ersten beiden Trainings zum USA GP 2018 eine regelrechte Machtdemonstration ab, dominierte im Regen nach Belieben.

Das zeigen nicht nur die Bestzeiten in beiden Sessions allein, sondern auch wie der Mercedes-Fahrer sie erzielt hat. Zum Einen, indem Hamilton sowohl im ersten als auch zweiten Training nicht nur die Konkurrenz, sondern auch Teamkollege Valtteri Bottas deklassierte. 1,3 Sekunden brummte Hamilton dem zweitplatzierten Finnen im FP1 auf. Im FP2 fehlt der Vergleich. Bottas fuhr keine Zeit, um Reifen zu schonen.

Lewis Hamilton aus dem Stand zur Bestzeit im Regen

Doch immerhin zu seinen somit anderen ersten Verfolgern, Pierre Gasly und Max Verstappen, sorgte Hamilton erneut für einen gewaltigen Puffer von mehr als einer Sekunde. Zum Anderen zeigt sich Hamiltons überragende Vorstellung auch darin, dass er für seine Zeiten nicht groß Anlauf nehmen musste. Im FP1 fuhr Hamilton überhaupt nur zwei Runs, am Nachmittag reichte sogar eine einzige fliegende Runde zur Bestzeit.

Insgesamt fuhr Hamilton somit nur neun Runden in Austin. Zum Vergleich: Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen fuhren 26 bzw. 27. Trotzdem hielten die Ferrari nicht im Ansatz mit Hamilton - und auch Bottas wenn er fuhr - mit. "Der Vorteil bei Mercedes ist exorbitant", resümiert n-tv-Kommentator Christian Danner angesichts dieser Vorstellung.

Mercedes: Ergebnis heute spielt keine Rolle für möglichen Sieg

Doch bei Mercedes selbst will man ins das deutliche Ergebnis für den Rest des Wochenendes nicht zu viel hineininterpretieren. Immerhin soll sich das Wetter spätestens am Rennsonntag völlig anders präsentieren.

Wird Hamilton schon in Austin Formel-1-Weltmeister? (04:39 Min.)

"Es wird knifflig, das richtige Setup für morgen und Sonntag zu finden, da hier noch niemand mit den Trockenreifen gefahren ist", mahnt Bottas. "Aber ich denke, dann werden wir erfahren, wie gut unsere Simulationen sind. Denn unsere gesamte Abstimmung wird dann auf den Simulationen und all der harten Arbeit in der Fabrik anstelle der Streckenzeit hier beruhen."

Doch das müsse man erst einmal umsetzen. Kein leichter Job. "Wir haben andere Reifen als im letzten Jahr und auch der Asphalt hat sich verändert. Es gibt also viele Fragezeichen, welche die Wahl des richtigen Setups und der richtigen Strategie erschweren werden", sagt Bottas. "Selbst wenn wir ein gutes Qualifying hinlegen, gibt es also keine Garantien für den Sonntag."

Ähnlich zurückhaltend gibt sich deshalb auch Technikchef James Allison. "Im Qualifying wird es morgen hoffentlich zumindest ein bisschen trocken sein. Angesichts der begrenzten Eindrücke, die beide Fahrer im ersten Training im Auto sammeln konnten, sowie der kurzen Ausfahrt, die Lewis in der zweiten Session hatte, scheint das Auto in Ordnung zu sein", sagt der Brite zwar.

Valtteri Bottas: Mercedes bei Regen und im Trockenen stark

"Allerdings glaube ich nicht, dass ein gutes Abschneiden bei den heutigen Verhältnissen viel mit einem möglichen Sieg im Rennen am Sonntag zu tun haben wird." Dennoch: Ob Trocken oder Regen und trotz der schweren Aufgabe. Bottas ist sicher, dass Mercedes so oder so die Nummer eins sein kann.

"Selbst bei dem geringen Fahrbetrieb heute konnte ich heute Vormittag merken, dass sich das Auto trotz der schlechten Bedingungen richtig gut anfühlt. Es scheint sowohl im Nassen als auch im Trockenen ein starkes Auto zu sein", freut sich der Finne über sein Arbeitsgerät.

Lewis Hamilton selbst unterdessen hielt sich mit Einschätzungen zum Kräfteverhältnis zurück, hatte ohnehin auf der Strecke für ausreichend Tatsachen gesorgt. Stattdessen schilderte der Brite seine kurzen Runs umso detaillierter.

Formel 1 2018: Brennpunkte vor dem USA GP (08:14 Min.)

"Im ersten Training bin ich nur ein paar Runden gefahren, weil die Reifen bis zum dritten Training halten müssen und man im Regen nur sehr wenig lernen kann. Im zweiten Training habe ich bis kurz vor Schluss gewartet, bevor ich auf die Strecke gegangen bin, um zu sehen, ob sich die Bedingungen verändert hatten oder die Reifen im Vergleich zu meinen vorherigen Runden für den nächsten Run etwas abbauten", berichtet Hamilton.

Hamilton der Regenreifenflüsterer

Offensichtlich war das kaum der Fall. Mit den gebrauchten Inters reichte es eben noch immer komfortabel zur Bestzeit. "Das Auto fühlte sich immer noch gut an", sagt Hamilton. "Die Intermediates boten bei den nassen Bedingungen guten Grip, aber ich glaube trotzdem nicht, dass sie sehr lange halten werden."

"Auf den Intermediates kann man sogar mit relativ viel stehendem Wasser auf der Strecke fahren. Deshalb wird es entscheidend sein, den Übergangspunkt zwischen den Regenreifen und den Intermediates genau zu treffen. Wenn man das falsch einschätzt, kann man viel verlieren", schildert Hamilton, woran er jetzt noch mit den Ingenieuren arbeiten wird.