Die Formel 1 steht kurz vor dem ultimativen Showdown in der Saison 2018. Pünktlich zum großen Schaulaufen in den USA, Heimrennen der F1-Eigentümer, geht es an der WM-Spitze zwischen Lewis Hamilton und Sebastian Vettel um alles: In Austin, Texas kommt es beim Großen Preis der USA zum ersten Matchball im WM-Kampf zwischen dem Ferrari-Piloten und dem Mercedes-Star.

67 Punkte rangiert Titelverteidiger und WM-Leader Hamilton vor seinem Herausforderer aus Deutschland. Fährt der Brite in Austin acht WM-Punkte mehr ein als Vettel, ist für Hamilton auch der fünfte WM-Titel final im Sack. Alles andere als ein unmögliches Unterfangen. Das belegen allein die vergangenen Rennen. Zuletzt gelang es Hamilton vier Mal in Folge mehr als diese acht Punkte mehr zu holen als Vettel.

Vettel & Ferrari auf Mission Impossible

Noch dazu fuhr Mercedes zuletzt zwei Doppelsiege ein. Kommen die beiden Trends auch in Austin zusammen, ist es für Vettel gelaufen. Bei einem Hamilton-Sieg vor Teamkollege Valtteri Bottas und Sebastian Vettel steht die Entscheidung. Vettel steht also voll und ganz mit dem Rücken zur Wand. Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene sprach bereits selbst von einer unmöglichen Herausforderung (welche die Scuderia natürlich dennoch zu bewältigen versuche).

Formel 1 2018: Brennpunkte vor dem USA GP (08:14 Min.)

Doch der Hamilton-Sieg in Austin erscheint schon einmal so gut wie garantiert. Zumindest statistisch. Fünf der bisherigen sechs Rennen auf dem Circuit of the Americas (Cota) entschied der Brite für sich, zuletzt gleich vier Mal in Serie. Folgt 2018 der fünfte Streich wäre es in der Formel 1 das erste Mal seit Ayrton Senna in Monaco (1989 bis 1993), dass ein Fahrer so oft hintereinander einen Grand Prix beherrscht.

Vettel einziger Hamilton-Bezwinger in Austin

Aber Vorsicht: Wer in die Enge gedrängt ist, gilt dem Volksmund nach als besonders gefährlich. Noch dazu weiß auch Sebastian Vettel wie der Sieger-Champagner in Texas schmeckt. 2013 trug sich der Deutsche als einziger anderer Fahrer neben Hamilton in die Siegerliste des Cota ein. Doch das gelang in einem Hamiltons damaligem Mercedes völlig überlegenen Red Bull.

Damit nicht genug. Hinter die Qualitäten Ferraris und auch Vettels unter dem Druck eines WM-Kampfs kann nicht nur nach den jüngsten Misserfolgen, sondern auch den Eindrücken des Vorjahres ein Fragezeichen gesetzt werden - vielleicht muss es das sogar.

Alter Vettel-Vertrauter Berger rät: Jetzt einfach cool bleiben

Deshalb hilft jetzt nur noch eines, meint ein alter Wegbegleiter und Vettel-Vertrauter. "Der Schlüssel ist immer derselbe - cool bleiben", sagt Gerhard Berger. "Aber wir sind alle Menschen und unter Druck passieren Fehler. Mit Sebastian und Ferrari ist es genauso. Einfach menschlich", verteidigt der Österreicher die jüngste Serie von Rückschlägen, zum Großteil selbstverschuldet.

Doch was hilft noch gegen das im Kontrast dazu fast fehlerlos erscheinende Mercedes-Team? Und gegen diesen großen Rückstand. Für Berger relativ simpel: Nicht verkrampfen, Patzer abstellen, arbeiten. "Versuchen, Fehler zu vermeiden. Zu reagieren und hart zu arbeiten. Der Schlüssel von allem ist immer harte Arbeit. Wenn es nicht läuft musst du einfach deinen Fokus behalten", so der heutige DTM-Boss und früher Vettel-Chef bei Toro Rosso.

Hamilton mahnt: Eine Hand am Titel reicht nicht …

Entschieden sei auf jeden Fall noch nichts. "Du weiß nie. Die WM ist vorbei wenn sie vorbei ist. Es sieht gut aus für Hamilton - wenn er keinen Fehler macht. Er ist in einer großartigen Form. Zuletzt gab es aber ein paar Fehler auf Ferrari-Seite. Es kann sich aber schnell wieder drehen", mahnt der ehemalige Formel-1-Fahrer.

Damit klingt Berger schon fast so mahnend wie der vielleicht größte Zweckpessimist im Fahrerlager der F1, Toto Wolff. "Der Kampf ist noch lange nicht vorbei. Im Sommer hatten wir nicht das schnellste Auto, aber zuletzt hat sich die Performance zu unseren Gunsten gedreht. Allerdings geht es enger zu, als es bei den letzten Rennen den Anschein hatte. Ferrari hat ein starkes Auto und sie werden bis zur letzten Kurve in Abu Dhabi Vollgas geben", warnt der Mercedes-Teamchef trotz komfortablen Polsters in beiden WM-Wertungen und des doch ziemlich deutlichen Trends.

"Sie waren in den zurückliegenden 17 Rennen ein würdiger Gegner und es gibt keinen Grund, zu glauben, dass sich dies in den nächsten vier Läufen verändern wird. Entsprechend gehen wir Austin genauso an wie jedes andere Rennen. Der Titelkampf ist spannend und wir können das nächste Kapitel in diesem epischen Duell zwischen Rot und Silber kaum erwarten", sagt Wolff vor dem Rennwochenende.

Lewis Hamilton selbst? Fährt exakt dieselbe Linie. "Ich denke niemals, dass ich eine Hand daran habe (am Titel, Anm. d. Red.). Ich habe ihn lieber ihn beiden Händen - und das haben wir nicht", sagt der Top-Favorit im Programmheft zum Rennen. "Es ist noch immer ein langer Weg, viele Punkte sind noch zu haben", ergänzt der Brite. "Der Job bleibt also noch immer derselbe. Das Ziel bleibt dasselbe. Der Ansatz ist derselbe."