Der Formel-1-Kalender 2019 hält noch kein Heimspiel für Hollands Nationalhelden Max Verstappen parat. Die Chancen auf ein Comeback der Niederlande in der Königsklasse stehen aber besser als je zuvor. Seit Anfang des Jahres bemüht sich Assen für die F1-Zulassung. Doch nicht nur der aus der MotoGP bekannte TT Circuit buhlt um die Austragung des Grand Prix der Formel 1. Auch Zandvoort ist offenbar weiter als gedacht.

"Ich denke, Zandvoort hat großartiges Potential", erklärte Formel-1-Rennleiter Charlie Whiting kürzlich etwas überraschend. Zwar gastierte die Formel 1 zwischen 1952 und 1985 ganze 30 Mal auf der Dünenachterbahn nahe Amsterdam. Dass das Layout für die aktuellen Autos geeignet sein soll, verwundert.

Nicht nur, dass Zandvoort über keinerlei asphaltierten Auslaufzonen verfügt. Auch der Streckenverlauf an sich verspricht mit Hinblick auf ein Formel-1-Rennen nicht sonderlich viel Spannung. Selbst in Assen, wo das Layout deutlich moderner und weitläufiger ist, muss für die Formel 1 Hand angelegt werden, um Überholmöglichkeiten zu schaffen.

FIA-Plan für Zandvoort: Schöne lange Gerade für DRS

Bei Zandvoort scheint es auf den ersten Blick unmöglich, das klassische und beliebte Layout Formel-1-tauglich zu machen, ohne alles komplett über den Haufen zu werfen. Laut Whiting ist das aber nicht der Fall. "Ein paar Dinge müssten geändert werden, aber es besteht große Bereitschaft für Änderungen", so der Brite.

Zandvoort befindet sich derzeit offenbar in dem Stadium, in dem sich Assen bereits zu Beginn des Jahres befand. Im Januar stattete eine Delegation der FIA dem TT Circuit einen Besuch ab, woraufhin sich die Streckenbetreiber ihre Gedanken über Anpassungen am Layout machten, um der Formel 1 gerecht zu werden.

"Eine schöne lange Gerade, wo auch DRS benutzt werden kann" wünscht sich Whiting. In Zandvoort ist die Start- und Zielgerade die einzige wirkliche auf der gesamten Strecke. In der schnellen Doppelrechtskurve davor würden die F1-Boliden beim Hinterherfahren aufgrund der Luftverwirbelungen aber derart viel Anpressdruck verlieren, dass ein Manöver am Ende von Start-und-Ziel kaum möglich scheint.

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Whiting will historisches Layout Zandvoorts wahren

Whiting sieht zwar wie in Assen die Notwendigkeit einer Zweikampf-freundlichen Geraden, jedoch nicht um jeden Preis. Die Umbauten würden Zandvoort für ihn nur dann aufwerten, "wenn sie die historischen Elemente des Kurses bewahren", wie er sagt. "Ich denke, das wäre eine sehr schöne Rennstrecke." Insgesamt sind die Anpassungen aber überschaubar. "Es ist nicht viel. Die notwendige Arbeit ist relativ minimal", so Whiting weiter.

Neben Änderungen zur Verbesserung des Racings muss in Sachen Sicherheit offenbar nicht allzu viel umgebaut werden. "Ich habe es lediglich vom Standpunkt der Sicherheit aus betrachtet, ob die Rennstrecke modifiziert werden kann, damit sie sich mit modernen F1-Autos verträgt", sagt Whiting. "Das ist alles."

Wie in Assen machen sich derzeit auch die Verantwortlichen in Zandvoort Gedanken darüber, wie die Anforderungen der Formel 1 umgesetzt werden können. "Es ist noch zu früh, aber sie werden mit Vorschlägen auf uns zurückkommen und dann werden wir vom reinen Standpunkt der Rennstrecke aus schauen", so der Rennleiter. Doch auch wenn das Layout zur Zufriedenheit der FIA angepasst werden kann, gibt es für Zandvoort noch Hürden.

Zandvoort-Infrastruktur noch Fragezeichen: Assen sieht sich im Vorteil

Die mittlerweile 70 Jahre alte Anlage des Circuit Park Zandvoort ist was Fahrerlager und Infrastruktur angeht dem Formel-1-Zirkus auf den ersten Blick nicht unbedingt gewachsen. "Wie groß das Paddock ist, der Zugang, wo die Zuschauer untergebracht werden können, das sind alles Dinge, in die ich normalerweise nicht involviert bin", wiegelt Whiting ab. Inwiefern Liberty Media mit der Infrastruktur von Zandvoort glücklich ist, wird die Zeit zeigen.

Die Streckenbetreiber von Assen sehen allerdings genau in diesem Bereich ihren Joker. "Es gibt 28.000 Parkplätze, wir liegen nur 20 Minuten von der deutschen Grenze entfernt und haben mit dem Flughafen Groningen-Eelde auch einen eigenen Flughafen in der Umgebung", erklärte Assen-Promoter Lee van Dam gegenüber dem Dagblad van het Noorden, dass auch die Infrastruktur rund um Assen die Position für den ersten Grand Prix in den Niederlanden seit 1985 stärkt. "Ich denke, wir haben ein sehr anständiges Gesamtpaket."