In etwa einem halben Jahr wird Charles Leclerc beim Saisonauftakt der Formel-1-Saison 2019 den Traum seines Jugendfreundes Jules Bianchi leben. Als Teamkollege von Sebastian Vettel wird der junge Monegasse für Ferrari an den Start gehen. Die Erinnerung an Bianchi ist für ihn allgegenwärtig. Vor allem am kommenden Rennwochenende im japanischen Suzuka, wo dieser 2014 seinen tragischen Unfall hatte.

"Es ist natürlich ein sehr schwieriges Wochenende", so der 20-Jährige, der bei Alfa Romeo Sauber seine Debütsaison in der Formel 1 bestreitet. "Jules hat mir unglaublich geholfen, es bis hierher zu schaffen. Nicht nur was den Sport angeht. Er war wie ein Teil der Familie, auch seine ganze Familie. Deshalb ist es sehr schwer."

Noch vor seiner ersten Runde auf dem Suzuka Circuit wurde Leclerc mit der Schicksalsstrecke seines Freunde konfrontiert. "Ich war noch nie in Japan, aber schon die Streckenbegehung heute Morgen war ziemlich emotional", erklärt er. "Auf der anderen Seite muss ich mich auf das Wochenende konzentrieren und meinen Job bestmöglich erledigen. Auch, wenn es schwierig ist."

Leclerc vom Reglement ausgebremst: Kein Helmtribut für Jules Bianchi

Für sein erstes Formel-1-Rennen an dem Ort, an dem Bianchi vor vier Jahren seine tödlichen Verletzungen erlitt, hätte sich Leclerc gerne einen Tributhelm zugelegt. Laut Reglement dürfen die Piloten ihre Helmdesigns seit einigen Jahren aber nur noch einmal pro Jahr ändern, und Leclerc zog seinen Joker bereits.

"Ich habe das dieses Jahr schon für meinen Vater genutzt", so der Sauber-Pilot, der bei seinem Heimrennen in Monaco ein spezielles Helmdesign zu Ehren seines 2016 verstorbenen Vaters Herve benutzte. Es handelte sich dabei um das Design, dass sein Vater selbst als Formel-3-Pilot trug. "Ich werde mir für nächstes Jahr definitiv etwas überlegen, was den Helm angeht."

"Ich habe die Idee, das Helmdesign in zwei Seiten zu teilen. Die eine Für Jules, die andere für meinen Vater", so Leclerc. "Dieses Jahr habe ich nichts was spezieller ist, als zu versuchen, die Leute so gut ich kann an ihn zu erinnern."

Charles Leclerc fuhr in Monaco mit dem Helmdesign seines verstorbenen Vaters, Foto: Sutton
Charles Leclerc fuhr in Monaco mit dem Helmdesign seines verstorbenen Vaters, Foto: Sutton

Sauber und Leclerc im Aufwind: Russland-Performance überraschend

Vor einer Woche lieferte Leclerc in Russland das bisher wohl beste Formel-1-Rennen seiner Karriere ab. Im Sauber fuhr er ganz aus eigener Kraft auf den siebten Platz und war dabei der einzige Pilot aus dem Mittefeld, der nicht von Rennsieger Lewis Hamilton überrundet wurde.

"Wir waren von unserer Performance dort ziemlich überrascht", sagt Leclerc, dessen Team in der Konstrukteurs-WM als Neunter nur noch drei Punkte hinter Toro Rosso liegt. Dabei hatte es unmittelbar nach der Sommerpause nicht so rosig ausgesehen.

Leclerc bleibt auf dem Boden: Suzuka könnte schwieriger werden

"Ich denke, wir hatten in Spa und Monza zwei sehr schwierige Wochenenden. Besonders unser Low-Downforce-Paket kam mir nicht so stark vor. In Singapur haben wir uns davon erholt, und dann kam mit Sochi eine Strecke, die mit ihren vielen Geraden für unser Auto ziemlich gut war", lautet die Einschätzung Leclercs.

Für die in der Saison 2018 noch ausstehenden fünf Rennen ist der zuletzt gezeigte Trend ein positives Zeichen. Tiefstapler Leclerc bleibt aber gewohnt bescheiden: "Wir müssen mit den Füßen auf dem Boden bleiben und weiterarbeiten. Ich bin mir nicht sicher, ob wir hier so konkurrenzfähig wie in Sotschi sein werden. Das müssen wir erst abwarten. Aber es könnte etwas schwieriger werden."