So wolle er nicht gewinnen. Lewis Hamilton freute sich nach seinem Sieg beim Russland GP in Sotschi mal so gar nicht. Mercedes hatte ihm seinen achten Erfolg in der Formel-1-Saison 2018 gerade durch eine Teamorder gegen Valtteri Bottas und für den WM-Führenden geschenkt.

Nur wenige Tage später ist das Thema Stallregie unmittelbar vor dem anschließenden Japan GP in Suzuka natürlich noch immer das große Thema im Fahrerlager. Vor allem bei Valtteri Bottas Interviews, aber auch in der gewohnt ausgedehnten Medienrunde von Lewis Hamilton.

Lewis Hamilton: Mercedes-Team nach Sotschi intakt

Da stellte der Brite erst einmal klar: Keine miese Stimmung bei Mercedes als Folge, nicht bei Teamorder-Opfer Bottas, nicht bei ihm, nicht bei den Verantwortlichen, deren Entscheidung Hamilton in Russland nicht so wirklich begrüßte, wohl aber das Ergebnis mitnahm.

"Ich war zurück in Großbritannien und habe das Team am Montag getroffen, der Teamgeist ist so gut wie er immer war", sagt Hamilton über einen kurzen Abstecher in die Fabrik diese Woche. Da habe man mit 900 Leuten sogar einen Toast auf Bottas ausgesprochen. Für Hamilton ein unglaubliches Bild.

Hamilton: Teamorder wider Instinkt, aber Formel 1 Ausnahme im Sport

Von Stallregie generell halte er aber nach wie vor nicht viel. Das wieder spreche seinem Instinkt als Rennfahrer, meint Hamilton. "Es ist etwas, das dir einfach nicht in den Kopf will", so der Brite. Aber man müsse das in einem Teamsport, der die Formel 1 eben auch sei, akzeptieren.

In diesem Sinn ist es der ungewöhnlichste Sport von allen. Du hast zwei Meisterschaften. Anders als im Fußball oder jedem anderen Sport, wo jeder auf ein Ziel hinarbeitet, hast du her zwei Ziele, sodass du einen Konflikt hast, beide zu erreichen, weil immer nur ein Fahrer gewinnen kann. Das ist eine komische Dynamik, weil das Team auch keinen Fahrer bevorzugen will", erklärt Hamilton. Deshalb sei er letztlich doch geteilter Meinung. Oder muss geteilter Meinung sein.

Hamilton: Bottas-Hilfe nimmt möglichem WM-Titel keinen Glanz

Von einem möglichen fünften WM-Titel am Ende dieser Saison - bei aktuell 50 Punkten Vorsprung auf Sebastian Vettel alles andere aus unwahrscheinlich - nehme das jedoch keinen Glanz weg. "Für mich nicht", winkt Hamilton ab. "Denn ich denke, dass ich das Jahr über so hart ich nur kann gefahren bin. Dass ich mich das Jahr über auf die richtige Weise verhalten habe. Dass es das Jahr meiner Karriere ist, in dem ich bisher am besten abgeliefert habe."

Seinem Mercedes-Team würde Hamilton dieses Zeugnis wohl trotz Sotschi noch ausstellen - nicht aber dem Konkurrenten. Genau aus demselben Grund jedoch. Hamilton wundert sich doch sehr, dass ausgerechnet Ferrari noch nicht auf klare Stallregie gesetzt hat.

Hamilton erstaunt von Ferrari: Warum keine Stallregie?

"An entscheidenden Stellen wie in Monza haben sie es nicht gemacht. Ist das eine Überraschung? Yeah! Sie haben es ja in der Vergangenheit gemacht. Warum sie es geändert haben, weiß ich nicht. Aber das ist nicht mein Problem", sagt Hamilton.

Formel 1 2018: Brennpunkte vor dem Japan GP (07:37 Min.)

Geteilt wird diese Einschätzung von Sebastian Vettel. Zumindest indirekt. In Russland hatte der Deutsche Mercedes-Teamorder als Selbstverständlichkeit bezeichnet. Was das im Umkehrschluss für seine wahre Meinung über die Taktik bei Ferrari bedeutet, ist offensichtlich.