Für Valtteri Bottas kommt der Back-to-back-Event im Formel-1-Rennkalender 2018 gerade recht. Nach der hoch umstrittenen Mercedes-Teamorder von Sotschi beim Russland GP kann der Finne jetzt in Suzuka sofort weitermachen, beim Japan GP den Frust in Hirn sofort überschreiben.

"Für mich ist das jetzt komplett Geschichte", sagt der Mercedes-Fahrer am Donnerstag vor dem Rennen in Japan. Ungewohnt viele Journalisten tummeln sich in der Medienrunde des Finne. Alle wollen wissen, wie es Bottas mit etwas Abstand von dem so bitteren Rennsonntag in Russland geht. Und wie es weitergeht.

Valtteri Bottas: Mir ist jetzt klar, wie es zur Teamorder kam

Doch zunächst muss der Blick natürlich noch einmal zurückgehen. Noch in Sotschi hatte sich Bottas verwirrt von der Teamorder gezeigt, sie nicht nachvollziehen können. Weil sie in durchaus vielen seitens Mercedes durchgespielten Szenarien in dieser Form nicht besprochen worden war.

Formel 1 2018: Brennpunkte vor dem Japan GP (07:37 Min.)

Genau das hat das Team jetzt nachgeholt. "Wir haben alles im Detail besprochen und jetzt ist uns allen klar, was warum passiert ist", sagt Bottas. "Es war schwer vorherzusehen. Das Team war besorgt wegen der Blasen bei Lewis und hat mich deshalb hinter ihm platziert, um ihn zu schützen. Das hatten wir so nicht im Detail besprochen, deshalb war es für mich in dem Moment etwas verwirrend. Rückblickend hätte ich es vielleicht auch erwarten sollen", schildert Bottas.

Bottas-Aussprache mit Hamilton, Wolff & Team

Die Aussprache habe nun alles geklärt. "Wir haben sehr offen mit allen Teammitgliedern und mit Lews gesprochen. Das ist bei so etwas der beste Schlüssel. Sprechen. Für mich passt es jetzt", so Bottas. Auch mit Teamchef Toto Wolff sei alles in Butter.

Damit genug des Rückblicks. Bottas schaut nach vorne. "Und hier in Suzuka bin ich mit dem selben Ziel wie in Russland. Ich bin hier, um mein Bestes zu versuchen, auf einem guten Level zu performen und sehe dann, was drin ist", sagt der Finne. Heißt: Seinen ersten Saisonsieg hat Bottas auch nach der auf dem Silbertablett servierten Chance in Russland noch nicht aufgebeben.

Bottas: Ich kann und darf noch gewinnen

"Solange ich meine Leistung bringe. Es liegt an mir", meint Bottas. "Wenn meine Performance stimmt, wird es noch ein Rennen geben, das ich gewinnen werde. Wenn nicht, dann nicht", stellt er klar. Er dürfe also sehr wohl noch gewinnen, sei kein Rubens Barrichello bei Ferrari. Diese Vergleiche wurden bereits bemüht. "Es ist anders", winkt Bottas ab. "Bei jedem Team und in jeder Situation. Jede Teamorder kann anders sein und es gibt immer mehrere Gründe dafür."

Diese Herangehensweise sei entscheidend. Für ihn als Fahrer und seine Mentalität. "Ich würde es wieder machen", sagt Bottas zwar. "Denn ich weiß, was ich zu tun habe. Ich bin ein Teamplayer und deshalb mache ich das. Und für das Team war es so das beste Rennergebnis, das wir uns nur erhoffen konnten. Aber das heißt nicht, dass ich kein Racer bin und nicht gewinnen will. Die Zeit dafür kommt aber später", meint Bottas.

Bottas: Darf nicht nur helfen wollen, mental nicht gut

Diesen Ansatz müsse er verfolgen, auch wenn Szenen wie Russland durchaus erneut geschehen könnten. "Wir müssen als Team spielen, wenn wir diese Titel gewinnen wollen. Aber ich muss mich eben auch selbst mental vorbereiten. Ich darf hier nicht in der Absicht hinkommen, nur zu helfen. Das ist der falsche mentale Ansatz. Du kannst dann nicht alles aus dir herausholen. Deshalb bin ich hier, um Pole zu fahren und um zu versuchen, das Rennen zu gewinnen."

An seinem Selbstvertrauen nagen würde Sotschi nicht, versichert Bottas im Gegenteil. "In den Statistikbüchern steht jetzt vielleicht nicht, dass ich gewonnen habe. Aber für mich selbst weiß ich, wie ich an diesem Wochenende performt habe. Ich fühle mich wie der Gewinne dieses Rennen. Auch das Team weiß das. Und das zählt für mich. Alles andere sind nur Zahlen und Statistiken. Trotzdem wäre es schön, die im Rest der Saison noch etwas zu ändern."

Die Erlaubnis, zu siegen, hätte er ohnehin noch. Nicht erst wieder dann, wenn Hamilton die WM vorzeitig entschieden haben sollte. "Die habe ich noch. Auch vergangenes Wochenende wäre es ohne die Blase bei Lewis und den Druck von Sebastian so gewesen. Dann hätte das Team da nicht eingegriffen", versichert Bottas.