50 Punkte fehlen Sebastian Vettel seit dem Russland GP in der Fahrerweltmeisterschaft auf Lewis Hamilton. Dabei lag der Ferrari-Pilot 2018 zwischenzeitlich bereits 17 Punkte vor seinem Mercedes-Konkurrenten. Lange Zeit war es ein Hin und Her, doch zuletzt ist der Trend klar: An fünf der letzten sechs Rennwochenenden verlor Vettel auf Hamilton.

Die letzte Chance sieht Vettel deshalb in Japan aber noch nicht. "Ich mag die 'jetzt oder nie Herangehensweise' nicht, das macht für mich keinen Sinn", so der Deutsche. Ob er sich ob des Trends langsam Sorgen macht? "Ich wusste gar nicht, dass ich in fünf von sechs Rennen verloren habe. Das Geheimnis war, ich habe einfach nicht gezählt", scherzt er.

Doch hinter der Fassade ist die Lage ernst. In Sotschi war Ferrari chancenlos gegen Mercedes, auch wenn Vettel im Rennen deutlich näher am Silberpfeil-Duo dran war als noch im Qualifying. "Aber ein Rennen wie das am letzten Wochenende, die Art und Weise wie sie mit uns spielen konnten, bedeutet, dass sie mehr Pace hatten", weiß auch Vettel selbst.

Vettel: Ferrari hat Entwicklungs-Richtung nicht verloren

Vettel wehrt sich schon länger gegen die lange Zeit vorherrschende Meinung, Ferrari hätte das beste Auto im Feld. "Mercedes hat das nur clever kommuniziert", meint er. Spa und Monza wären auch keine guten Belege für die Ferrari-Dominanz. "In Spa waren wir im Qualifying nicht vorne, in Monza war es im Rennen sehr eng. Es gab aber in dieser Saison zu viele Rennen auf unserer Seite, bei denen wir nicht nah genug dran waren."

Während Ferrari aber in Monza zumindest noch um den Sieg kämpfte und im Qualifying sogar stärker als Mercedes war, hatte die Scuderia zuletzt in Singapur und Sotschi größere Probleme. An Siege aus eigener Kraft war nicht mehr zu denken.

Hat man in Italien bei der Entwicklung von Vettels Roter Göttin die Richtung verloren? "Nein, das ist einfach nicht richtig", wehrt sich Vettel. "Ich glaube nicht, dass wir die Richtung verloren haben. Wir haben mit unseren Autos Fortschritte gemacht. Die Schritte, die wir geplant hatten, sind gekommen. Aber man weiß nie, wie diese Schritt im Vergleich zur Konkurrenz sind. Vielleicht haben sie kleinere oder größere Schritte gemacht. Aber ich habe mit all unseren Ingenieuren gesprochen und ich bin mir ziemlich sicher, dass wir dort stehen, wo wir stehen wollten."

Hat Ferrari ein Motoren-Problem?

Doch woran liegt es, dass Ferrari plötzlich deutlich hinter Mercedes liegt? Laut einem Bericht von Auto Motor und Sport hat die FIA vor Singapur einen zusätzlichen Sensor an allen Ferrari-Power-Units anbringen lassen. Ähnlich wie das Fuel-Flow-Meter den Benzinfluss misst, messen Sensoren an der Batterie den Fluss von elektrischer Energie. Da Ferrari offenbar als einziger Motorenhersteller auf zwei Batterien setzt, konnte der Energiefluss bislang nicht fehlerfrei gemessen wurden.

Formel 1 2018: Brennpunkte vor dem Japan GP: (07:37 Min.)

Kritiker vermuteten, dass Ferrari dadurch zusätzliche Energie ins System einspeiste und sich dadurch einen Vorteil verschaffte. Fehlt diese Leistung Ferrari seit Singapur? "Nein, das glaube ich nicht", sagt Vettel. "Wir sind in Sotschi vollen Boost gefahren aber waren nicht konkurrenzfähig. Wir haben mehr Zeit in den Kurven als auf den Geraden verloren."

Vettel hofft, dass es an der Streckencharakteristik lag: "In einer Woche kannst du ohnehin nicht viele Dinge anders machen. Aber wir haben einige Ideen, wie wir hier Pace finden können. Hoffentlich kommen uns Strecke und Bedingungen entgegen."

Japan-Spezialist Vettel vs. Regen-Spezialist Hamilton

Für Vettel jedenfalls kommt Japan genau zur rechten Zeit. "Es ist meine absolute Lieblingsstrecke im Kalender", verrät er. Mit vier Erfolgen - alle für Red Bull - ist Vettel der erfolgreichste der aktuellen Piloten in Suzuka. Nur Michael Schumacher (sechs Suzuka-Siege) liegt in der Statistik noch vor Vettel.

Neben der Strecke könnte in Japan auch noch das Wetter einen Einfluss auf das Kräfteverhältnis haben. Am Freitag und Samstag ist Regen vorhergesagt, erst am Sonntag soll die Sonne rauskommen. Ein zusätzlicher Nachteil für Ferrari? Schließlich ist Lewis Hamilton der Regen-König der Moderne. Dazu scheint der Silberpfeil zuletzt im Nassen besser funktioniert zu haben als der Ferrari.

Vettel sieht es jedoch anders: "Ich glaube, dass bei nassen Bedingungen nichts gegen uns spricht. Hie und da hat es uns nicht in die Karten gespielt, aber so ist es nicht immer. Ich habe keine Angst vor Nässe."