Stoffel Vandoornes Tage in der Formel 1 scheinen vorerst gezählt. In Sotschi erklärte der Belgier, dass er keinerlei Chancen auf eines der für 2019 noch offenen Cockpits sieht. Während es bei Force India und Williams eher an der Politik und dem Geld scheitert, hält man ihn bei Toro Rosso schlichtweg für nicht gut genug.

"Wir werden Stoffel nicht nehmen", so Red-Bull-Berater Dr. Helmut Marko gegenüber dem belgischen Rundfunksender RTBF. Vandoorne war nach seinem Aus bei McLaren in der Gerüchteküche sofort mit Toro Rosso in Verbindung gebracht worden. Red Bulls Juniorteam wurde der 26-Jährige sogar von McLaren CEO Zak Brown persönlich wärmstens empfohlen.

Während Daniil Kvyat in der Saison 2019 bei Toro Rosso seine dritte Chance erhält und auch der in diesem Jahr weit hinter den Erwartungen gebliebene Brendon Hartley noch auf eine Vertragsverlängerung hoffen darf, hält man im Lager von Red Bull nicht allzu viel vom einstigen Supertalent Stoffel Vandoorne.

Vandoorne von Alonso demontiert: Spanier 2018 noch ungeschlagen

"Ich denke, er ist einfach nicht schnell genug für die Formel 1", lautet das harte Urteil von Helmut Marko. Ein sicherlich nicht unbegründetes, schaut man auf den teaminternen Vergleich zwischen Vandoorne und seinem Stallgefährten Fernando Alonso. Dort steht es nach 16 Rennwochenenden in Qualifying und Rennen 16:0 für den Spanier.

Alonso ist auf dem besten Weg, zum zweiten Mal in seiner Karriere ein teaminternes Duell zu Null zu entscheiden. 2008 gelang ihm dies bereits bei Renault, als der Teamkollege Nelson Piquet Jr. hieß. Ein Umstand, der Vandoorne in der Tat nicht sonderlich gut aussehen lässt. Anders als im Falle Dr. Marko hat seine Reputation aber nicht bei jeder Schlüsselfigur im Fahrerlager derart gelitten.

Vandoorne hat den Anschluss an Alonso 2018 nie gefunden, Foto: LAT Images
Vandoorne hat den Anschluss an Alonso 2018 nie gefunden, Foto: LAT Images

Vandoorne bei Wolff noch hoch im Kurs: Würde gut bei Mercedes funktionieren

"Ich habe Stoffel immer gemocht, er war in den Nachwuchsserien ein brillanter Fahrer", so Mercedes-Teamchef Toto Wolff unlängst. "Es geht jetzt darum, zu verstehen, warum es für ihn in der F1 nicht geklappt hat. Aber vielleicht gibt es bald Neuigkeiten über ihn", so der Österreicher, der mit seinen Aussagen durchaus Gerüchte über eine Reserverolle bei den Silberpfeilen anheizt.

"Ich denke, seine Persönlichkeit und sein Speed würden bei Mercedes gut funktionieren. Aber wir müssen erst abwarten und schauen", so Wolff. Vandoorne selbst glaubt, dass ihm ein Neuanfang helfen würde, wie es einst bei anderen zunächst gescheiterten F1-Piloten der Fall war. Im aktuellen Feld befinden sich mit Romain Grosjean und Kevin Magnussen gleich zwei Piloten, deren Karrieren nach einem Fehlstart zunächst einen Dämpfer erhielten.

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Vandoorne wünscht sich Neuanfang: Magnussen hat davon profitiert

"Ich spüre immer noch viel Unterstützung von einigen hochangesehenen Leuten im Formel-1-Paddock. Die Leute erkennen, in welch einer Situation ich bei McLaren war", so Vandoorne. "Fragt Kevin [Magnussen], er war in einer ähnlichen Situation und er hat von einem Neustart wirklich profitiert. Das ist etwas, wonach ich auch suche. Ein Neuanfang."

Magnussen war Ende 2014 nach seiner Debüt-Saison bei McLaren vom Stamm- zum Reservefahrer degradiert worden. 2016 gab er ein durchwachsenes Comeback bei Renault, woraufhin er erstmals in seiner Karriere einen mehrjährigen Vertrag bei Haas erhielt. Dieser wurde unlängst um weitere zwei Jahre verlängert.

2019 wird Daniil Kvyat zum dritten Mal in seiner Karriere die Chance bekommen, sich bei Toro Rosso zu beweisen. Dass Marko auch mit Piloten in schwierigen Phasen äußerst viel Geduld beweist, zeigt das Beispiel des Russen. Dieser erhielt nach einer enttäuschenden Saison 2016 bereits für 2017 entgegen der allgemeinen Erwartungen eine weitere Chance.

Ähnlich könnte es dieses Jahr Hartley ergehen. Sein Cockpit stand bereits im Sommer auf der Kippe, doch Red Bull und Marko räumen auch ihm weiter die Möglichkeit ein, sich in der F1 doch noch zu beweisen. 2019 könnte der Neuseeländer wie Kvyat vor zwei Jahren noch einmal die Möglichkeit bekommen, in der Königsklasse Fuß zu fassen.