Der Titel "Best of the Rest" ging im Qualifying der Formel 1 in Sotschi an Kevin Magnussen. Der Haas-Pilot schnappte sich in einem dramatischen, wenngleich von den Kameras unbeobachteten Q3-Showdown Platz fünf, setzte sich gegen die starke Konkurrenz von Force India und Sauber mit über zwei Zehntel klar durch.

Hinter Magnussen wurde das Qualifying am Ende zu einem Tausendstel-Krimi zwischen Esteban Ocon und Charles Leclerc - Ocon gewann das Duell mit gerade einmal sechs Tausendsteln Vorsprung auf Leclerc, der sich trotzdem über sein bestes Formel-1-Qualifying freuen konnte. Die Top 10 komplettierten Sergio Perez, Romain Grosjean und Marcus Ericsson.

Haas, Force India, Sauber mit Hypersoft in Q3: Taktischer Fehler?

Für das Rennen in Sotschi steht die Strategie von Haas, Force India und Sauber damit fest. Sie müssen mit den gebrauchten Hypersoft-Reifen starten, die sie im zweiten Qualifying-Segment verwendet haben. Die direkten Konkurrenten von Renault gingen es anders an: Sie fuhren in Q2 gleich gar nicht auf die Strecke, sondern blieben an der Box und verpassten damit bewusst die Chance auf Q3.

In Sotschi war das möglich, weil sowohl die Red Bulls als auch Pierre Gasly aufgrund von Motor-Strafen in Q2 gar nicht mehr antraten. Damit hatte Renault die Startplätze elf und zwölf sicher, ohne in Q2 auch nur einen Finger zu rühren. Der große Vorteil für sie ist, dass Nico Hülkenberg und Carlos Sainz für das Rennen freie Reifenwahl haben. Das ist sinnvoll, weil der Hypersoft in Sotschi an den meisten Autos gar nicht lange hält.

Haas und Force India besorgt: Hoffentlich für alle gleich

Nach dem Qualifying von Sotschi klangen die Wortmeldungen der Hypersoft-Fahrer daher etwas besorgt. "Ich glaube, alle sind damit ein bisschen nervös, hoffentlich ist es für alle gleich", meint Kevin Magnussen. Er blickt zurück auf die Renn-Simulationen von Haas im Training: "Wir konnten den Reifen am Leben halten, aber wir waren nicht besonders schnell. Im Rennen ist die Strecke normal etwas besser, da kann man die Reifen leichter am Leben halten."

Magnussen hat als Fünfter zumindest einige Fahrer hinter sich, die ebenfalls auf Hypersoft starten müssen und für ihn einen Puffer bilden. Trotzdem ist er vorsichtig: "Es wird definitiv ein schwieriger Stint. Danach werden wir wohl auf Soft wechseln. Das sollte alles gehen." Esteban Ocon, der neben ihm in der dritten Startreihe steht, schließt sich an: "Es wird glaube ich etwas seltsam. Die Reifen werden schwer durch den ersten Stint zu bringen sein."

Perez, Grosjean in Sorge: Hoffentlich genug Puffer

Diesen Puffer an Hypersoft-Fahrern zwischen sich und den Renaults haben andere nicht. Auf die Frage, wer morgen seine Gegner sein werden, antwortet der achtplatzierte Sergio Perez sofort: "Die Leute hinter uns werden es sein, das wird schwierig." Perez warnt ebenfalls vor dem ersten Hypersoft-Stint. An einen Renault-Durchmarsch glaubt er jedoch nicht: "Platz elf ist besser als zehn, aber nicht besser als Platz fünf. Trotzdem wird es interessant werden."

Für Romain Grosjean ist es der Albtraum schlechthin. Er schaffte es nicht, seine Reifen auf der letzten Runde ins Temperaturfenster zu bekommen, und startet jetzt direkt in der Reihe vor den Renaults. "Ich weiß nicht, wie das enden wird", meint Grosjean. "Wir werden unser Bestes geben, aber Platz neun ist definitiv nicht, wo wir sein wollten."

Sauber zuversichtlich: Unsere Reifen halten gut

Neben Haas und Force India schaffte es Sauber in Sotschi geschlossen in die Top 10. Charles Leclerc verpasste die dritte Startreihe nur um sechs Tausendstel, trotzdem ist es der beste Startplatz seiner Formel-1-Karriere. Eine Erleichterung für Leclerc, der am Freitag noch mit Setup-Problemen kämpfte.

Anders als Haas und Force India macht man sich bei Sauber keine so großen Sorgen. "Es wird interessant, was Renault machen wird, das wird ein interessantes Rennen. Aber ich wüsste nicht, warum wir die Position nicht halten könnten", ist Leclerc zuversichtlich. Marcus Ericsson startet zwar nur von Startplatz zehn, doch bei ihm klingt das sogar noch besser: "Auf den Hypersoft habe ich mich gestern sehr gut gefühlt, der Longrun war gut und wir wurden nicht viel langsamer."

Eine klare Ansage zur 1-Stopp-Stategie für die Hypersoft-Starter kommt von Pirelli jedenfalls nicht. "Die Ultrasoft-Starter können auf einen Stopp abzielen, für die mit Hypersoft ist es weniger eindeutig", so Pirelli-Sportchef Mario Isola. Ein Zwei-Stopper wäre langsamer, aber womöglich sogar notwendig. Im Mittelfeld ist also in Sotschi alles offen.