Sebastian Vettel und Ferrari sind nach einem langen Kopf-an-Kopf-Rennen mit Mercedes und Lewis Hamilton in der Formel-1-Saison 2018 zuletzt durch diverse Fehler und Patzer Stück für Stück zurück gefallen.

Sechs Rennen vor dem Finale steht vor dem Russland GP in Sotschi deshalb ein inzwischen deftiger Rückstand in den WM-Wertungen zu Buche: Vettel fehlen 40 Punkte auf Hamilton, Ferrari 37 Zähler auf Mercedes.

Vettel: Müssen jetzt alles geben

Dennoch: Der Glaube an den WM-Titel lebt bei Sebastian Vettel wie eh und je. "Ich glaube noch immer, dass wir die Chance haben", beteuert Vettel vor dem Rennen in Russland, das noch keinen anderen Sieger als Mercedes gesehen hat.

"Aber natürlich müssen wir an diesem Punkt jetzt versuchen, alles zu geben, was wir haben. Ich denke, dass wir dann noch eine ordentliche Chance haben", meint Vettel trotz des jetzt großen Rückstands. Tatsächlich kann der Ferrari-Fahrer zumindest noch immer aus eigener Kraft Weltmeister werden. Um sicherzugehen, müsste Vettel 'einfach' alle noch ausstehenden Grands Prix gewinnen.

Vettel: Taktik gegen Hamilton bleibt gleich

"Ich plane aber nicht, alle sechs Rennen zu gewinnen. Zuerst einmal ist es mein Ziel, hier zu gewinnen, dann, wenn das erledigt ist, fahren wir zum nächsten und dann schauen wir auf das nächste. Es macht keinen Sinn, fünf oder sechs Rennen vorauszuschauen", schildert Vettel seinen Ansatz.

"Da, wo wir jetzt stehen ist es recht einfach. Wir liegen ein paar Punkte hinten und müssen aufholen und idealerweise geht das, indem du vor allen anderen ins Ziel kommst. Das versuchen wir generell, weshalb sich der Plan nicht ändert. Ich denke, du bist besser dran, wenn du bei dem Moment bleibst, der direkt vor dir liegt. Und das ist gerade das erste Training."

Russland keine Mercedes-Strecke mehr?

Gerade in Russland sei das entscheidend, um schnell in den richtigen Rhythmus zu gelangen, so Vettel. Wegen der überragenden Mercedes-Bilanz in Sotschi macht sich Vettel keine Sorgen, versprüht allerdings auch keine Euphorie, bedenkt man, dass Ferrari 2017 immerhin auf Pole stand, Vettel im Rennen Sieger Valtteri Bottas wie ein Schatten ins Ziel folgte.

Formel 1 2018: Brennpunkte vor dem Russland GP: (07:11 Min.)

"Es war nicht einmal eine Zehntel. Wenn du daraus jede Menge Zuversicht ziehen kannst, dann sag mir wie", so Vettel in seiner Medienrunde vor dem Rennwochenende in Sotschi über das letztjährige Qualifying-Ergebnis. "Es war sehr eng, aber im Rennen war es ausgeglichen und wir waren sehr knapp dahinter", schildert Vettel recht neutral, analytisch.

Vettel vorsichtig: Zuletzt nichts zusammenbekommen

Für die diesjährige Ausgabe könne man daraus jedoch nicht viel schließen, nicht nach den Eindrücken der bisherigen Saison voller Unvorhersehbarkeiten. "Wir werden sehen … Unser Auto ist dieses Jahr ganz anders. Vergangenes Jahr war es vielleicht überraschend, dass wir hier zu konkurrenzfähig waren, dieses Jahr erwarten wir es auf gewisse Weise. Aber du musst eben auch die vergangenen Rennen bedenken, wo wir aus verschiedenen Gründen zu kämpfen hatten, es im Rennen zusammen zu bekommen", mahnt Vettel.

Deshalb dürfe man sich von nichts ablenken lassen, müsse sich schlicht und ergreifend auf den reinen Job fokussieren. Auch nicht auf die Konkurrenz. "Klar kann auch bei den anderen etwas passieren, aber das ist nicht die Art, wie wir es langfristig anschauen. Ich denke, dass du erwarten musst, dass die anderen ihre Bestleistung bringen. Und wir erwarten, dass wir das Beste geben, um sie zu schlagen."

Vettel versichert: Jede Menge Rückhalt

Das klingt nach Motivation. Genau die sei bei Ferrari größer denn je, versichert Vettel. Nicht trotz, sondern gerade wegen der jüngsten Rückschläge. "Es ist ziemlich genau das Gegenteil", so Vettel auf eine Frage, ob bei Ferrari jetzt gedrückte Stimmung herrsche, er das Team aufbauen müsse.

"Die Jungs im Team haben die ganze Saison über alle sehr, sehr hart gearbeitet, aber es war sehr aufbauend zu sehen, dass alle schöne Dinge zu mir gesagt haben und es auch so gemeint haben, als ich nach vielleicht enttäuschenden Rennen und Ergebnissen zurück in die Garage gekommen bin."

Das habe ihm sehr geholfen, über diese Rennen hinwegzukommen. Also nichts da mit mangelndem Rückhalt von Ferrari, wie es zuletzt bereits an verschiedener Stelle durchs Fahrerlager geisterte? Offenbar. Vettel: "Es ist echt schön, in Zeiten, wo du vor allem Negatives erwartest, positive Nachrichten zu bekommen. Aber ich denke, dass das sowieso nicht das Problem war."