Die Silly Season hat in der Formel 1 hat über den Sommer immer mehr an Fahrt aufgenommen. Angefangen mit dem Deal zwischen Daniel Ricciardo und Renault, über den Rücktritt von Fernando Alonso bis zur größten Transferbombe, dem Tausch von Kimi Räikkönen und Charles Leclerc bei Ferrari und Sauber. Nach diesem Beben vor dem Rennen in Singapur sind in der Formel 1 für 2019 noch neun Cockpits offen.

Bei Sauber wird noch ein Teamkollege für Kimi Räikkönen gesucht, bei Toro Rosso, Force India, Haas und Williams sind sogar noch beide Autos für die kommende Saison unbesetzt. Während beim einen oder anderen Team die große Überraschung möglicherweise ausbleibt, scheint bei anderen so gut wie alles möglich. Längst in Vergessenheit geratene Piloten werden in der Gerüchteküche plötzlich wieder in den Topf geworfen. Wir schauen auf den derzeitigen Stand der Dinge.

Haas auf Schleichfahrt: Magnussen und Grosjean Favoriten für 2019

Haas: Im Transferkarussell sind die US-Amerikaner wohl das Team, welches am wenigsten für Wirbel sorgt. Teamchef Günther Steiner wurde trotz problematischer Phasen mit seinen beiden Piloten nie müde zu betonen, dass er von seinem Fahrerduo Kevin Magnussen und Romain Grosjean restlos überzeugt ist.

Der Verbleib Magnussens schien früh wie eine sichere Nummer, fährt der Däne in seinem zweiten Jahr bei Haas doch besser als je zuvor in seiner F1-Karriere. Eine Unterschrift erfolgte bis dato trotzdem noch nicht. Laut der dänischen Zeitung Ekstra Bladet soll die Option von Haas auf Magnussen Ende September auslaufen. Ein Vertragsverlängerung soll Gerüchten zufolge noch im September bekanntgegeben werden.

Nach einer desaströsen ersten Saisonhälfte konnte sich Grosjean über den Sommer am eigenen Schopf aus der Misere ziehen. Der Franzose gab seinem Team bis vor wenigen Monaten noch allerlei Gründe, ihn für 2019 in Frage zu stellen. Bei seiner momentanen Form scheint aber auch eine Vertragsverlängerung Grosjeans immer wahrscheinlicher - zumal sich Haas derart bedeckt hält, dass von etwaigen Konkurrenten für die Stammfahrer bisher nichts durchgesickert ist.

Force India mit Stroll-Garantie? Perez und Ocon buhlen um Verbleib

Force India: Das von Lawrence Stroll aufgekaufte Force-India-Team befindet sich in einer ähnlichen Situation wie Haas. Offiziell wurde noch nichts bestätigt, doch an der Fahrerpaarung für 2019 gibt es im Paddock kaum Zweifel. Es käme einer Sensation gleich, wenn Lance Stroll im kommenden Jahr keinen der pinken Boliden im Team seines Vaters pilotieren würde. Dass Esteban Ocon diese Saison diversen Berichten zufolge noch zu Ende fahren und nicht schon vorzeitig durch Stroll ersetzt werden soll, ist schon eine kleine Überraschung.

Der Favorit auf das andere Cockpit heißt zweifelsohne Sergio Perez. Der Mexikaner verhalf Lawrence Stroll mit der Initiierung des Insolvenzverfahrens von Force India letztendlich zum Kauf des Teams. Es ist zu erwarten, dass der neue Eigentümer dem langjährigen Teamangehörigen dementsprechend zugetan ist. Zumal Perez selbst Sponsorengelder aus Mexiko mitbringt und eine gestandene Größe in der Formel 1 ist.

Solange nichts bestätigt ist, ist aber auch Ocon noch nicht ganz aus dem Rennen. Der Mercedes-Junior, den sein Boss Toto Wolff "in einer Million Jahren" nicht hergeben will, ist gleichermaßen anerkannt wie Perez und hat mit Mercedes einen echten Trumpf in der Hand. Als Motorenlieferant des Teams könnte Mercedes es am Ende vielleicht schaffen, ihm den Verbleib in der F1 bei seinem jetzigen Arbeitgeber zu sichern.

Transfer-Roulette bei Toro Rosso: Kvyat, Wehrlein oder doch Vergne?

Toro Rosso: Wenn einem Team auf dem Fahrerkarussell schwindelig wird, dann ist es Toro Rosso. Red Bulls Juniorteam muss sich nach der Beförderung Gaslys für 2019 komplett neu aufstellen. Ein Verbleib Brendon Hartleys scheint angesichts dessen bisherigen Leistungen als unwahrscheinlich. Stattdessen wird bei Toro Rosso mittlerweile jeder Name in den Topf geschmissen, der irgendwann mal mit Red Bull zu tun hatte oder jetzt nicht mehr mit einem ihrer Erzfeinde in Verbindung steht.

Zu den Ex-Red-Bullern gehören der amtierende Formel-E-Champion Jean Eric Vergne, der ehemalige Toro-Rosso-Pilot und jetzige Red-Bull-Reservist Sebastien Buemi sowie der vergangenes Jahr erst in die Freiheit entlassene Daniil Kvyat. Letzterer dürfte in der Pole Position für eines der Autos stehen. Gerüchte besagen, dass Kvyats Comeback schon in Sochi offiziell gemacht werden soll. Eine Rückkehr Buemis schloss Red-Bull-Teamchef Christian Horner als in Singapur aus.

Vergne hatte im August von Angeboten für die Saison 2019 gesprochen und ist unter Umständen noch bei Toro Rosso auf der Liste. Stoffel Vandoorne ist seit seinem Aus bei McLaren ebenfalls ein Kandidat. McLaren CEO Zak Brown brach zuletzt gleich mehrere Lanzen für seinen ehemaligen Piloten, der trotz der desaströsen Jahre in Woking einen guten Ruf genießt.

Neu dabei und bei den Spekulationen gleich ganz vorne mit dabei ist Pascal Wehrlein. Durch die Auflösung seines Vertrages mit Mercedes ist der 23-Jährige für ein Team wie Toro Rosso definitiv eine interessante Option. Von Motorsport-Magazin.com in Singapur darauf angesprochen, wich Dr. Helmut Marko jedoch aus: "Das ändert im Moment nichts. Geduld."

Für Red Bulls einzigen für die Formel 1 in Frage kommenden Junior Dan Ticktum sind das schlechte Nachrichten. Doch auch so wären seine Chancen gering. Seine Förderer würden den Sieger des letztjährigen Formel 3 Grand Prix von Macau zwar gerne in der Formel 1 sehen, doch selbst wenn er sich im Kampf um den Titel in der Formel 3 EM gegen Mick Schumacher durchsetzen sollte, hätte er immer noch nicht genügend Superlizenzpunkte für einen Start in der Königsklasse.

Williams: Die einzige Chance für die Mercedes-Junioren Ocon und Russell?

Williams:Durch den Ausstieg von Stroll ist beim britischen Traditionsrennstall für 2019 mehr oder weniger alles in der Schwebe. Da zudem der Ausstieg von Hauptsponsor Martini vor langem bekanntgegeben wurde, ist zu erwarten, dass die finanzielle Stabilität des Teams bei der Fahrerwahl ein entscheidender Faktor sein wird. Das erhöht Sergey Sirotkins Chancen auf einen Verbleib. Der durch das Förderprogramm SMP Racing unterstütze Russe hat sich in seiner Debütsaison besser gemacht als von vielen erwartet und bringt einen Batzen Geld mit.

Der Run auf das zweite Cockpit könnte dafür umso intensiver werden. Robert Kubica dürfte nach seinen vielversprechenden Testeinsätzen für Williams in einer guten Position für das heißersehnte Formel-1-Comeback sein. Das Kapital des Polen beschränkt sich jedoch auf seine fahrerischen Qualitäten und seine große Fanbase. Eine finanzielle Mitgift würde bei ihm verhältnismäßig gering ausfallen. Ein besseres Paket bietet da vielleicht ein Mercedes-Junior.

Spekulationen zufolge soll Silberpfeil-Youngster George Russell bei Williams im Gespräch sein. Der Brite führt momentan die Gesamtwertung der Formel 2 an und würde seine Förderer mit einem Titelgewinn in die Bredouille bringen, denn als F2-Champion dürfte er 2019 nicht mehr im Unterhaus der Formel 1 starten und Mercedes müsste sich für ihn etwas einfallen lassen. Als Motorenlieferant von Williams könnte Mercedes seinem Rohdiamanten möglicherweise an Grove vermitteln.

Gleichzeitig könnte Mercedes diese Chance auch für Ocon wahrnehmen wollen. Wenn die Silbernen den Franzosen für ein Cockpit im Werksteam weiter aufbauen wollen, wäre es sicherlich ein nicht von Vorteil, ihn außen vor zu lassen und stattdessen Russell bei Williams unterzubringen. Der soll zwar langfristig auch Top-Team-tauglich gemacht werden, steht aber noch ganz am Anfang seine Karriere und könnte ein Übergangsjahr sicherlich verkraften

Sauber 2019 mit Giovinazzi neben Räikkönen? Ferrari-Junior in der Pole Position

Sauber: Nach der überraschenden Bekanntgabe des über zwei Jahre laufenden Vertrages mit Kimi Räikkönen ist bei Alfa Romeo Sauber für 2019 nur noch ein Cockpit offen. Marcus Ericsson galt dank seiner Förderer, welche gleichzeitig Mehrheitseigner an Sauber sind, bei den Schweizern über viele Jahre als gesetzt. Der Schwede ist auch für das kommende Jahr noch im Rennen, doch seine Leistungen sprechen eher gegen eine Vertragsverlängerung.

Wenn Ferrari sein Satellitenteam im Mittelfeld stark aufstellen will, braucht man neben Räikkönen einen ähnlich starken Fahrer oder zumindest einen, der das Potential hat. Vergangenes Jahr vereinbarte Ferrari mit Sauber, dass Maranello eines der Cockpits in Hinwil eigenmächtig bestücken darf. Für 2018 nutzte die Scuderia dieses Cockpit für Leclerc. Da die Verpflichtung Räikkönens offenbar Saubers Entscheidung war, hat Ferrari auch für 2019 noch ein Cockpit bei Sauber frei.

Demzufolge würde Junior Antonio Giovinazzi in der Pole Position stehen. Der Italiener sprang bereits 2017 bei den ersten beiden Saisonrennen für den verletzten Wehrlein bei Sauber ein und überzeugte sofort mit Pace. Außenseiterchancen soll auch Stoffel Vandoorne haben, der bei Teamchef Frederic Vasseur hoch im Kurs steht. Bis auf seine Reputation bei diesem hat der Belgier allerdings nicht viel vorzuweisen, weshalb seine Chancen als eher geringe eingestuft werden dürfen.