Das Mittelfeld der Formel 1 wartete beim Singapur-Qualifying abermals mit der einen oder anderen Überraschung auf. Renault blieb deutlich hinter den Erwartungen zurück während Force India sein neustes Update auf beeindruckende Art und Weise zündete. Haas überzeugte abermals durch Pace, leistete sich aber bei der Strategie einen Patzer und verlor dadurch Kevin Magnussen. Fernando Alonso holte nach langer Zeit wieder die Kastanien für McLaren aus dem Feuer.

"Ich würde lieber von Position acht starten", so Nico Hülkenberg gegenüber Motorsport-Magazin.com.. Für die Renault-Speerspitze reichte es letztendlich nur zum zehnten Platz, zwei Positionen vor Teamkollege Carlos Sainz. Da stellt sich die Frage, ob ein K.o. im Q2 die freie Reifenwahl für den Rennstart wert gewesen wäre. "Das ist alles Hypothese", winkt Hülkenberg ab. "Das brauchen wir nicht diskutieren, denn das ist nicht die Situation in der wir stecken."

In dieser Situation steckt anstelle von ihm nämlich niemand Geringeres als Fernando Alonso. Nach zwei desaströsen Wochenenden in Spa und Monza ist McLaren auf dem Marina Bay Circuit zumindest wieder halbwegs konkurrenzfähig. "Ich bin mit Platz elf ziemlich glücklich. Es ist hier wichtig, dem Hypersoft aus dem Weg zu gehen. Auf dem Longrun ist der Reifenabbau ziemlich hoch", so der Spanier, der Hülkenberg mit dem Schwarzen Peter sieht.

Force India dominiert Mittelfeld: Perez mit Fabelrunde

"Wenn du im Q3 landest und Elfter wirst, hast du natürlich einen großen Nachteil", glaubt Alonso. Das Maximum aus dem Qualifying herausgeholt hat Force India - wieder einmal. Sergio Perez distanzierte als Siebter die Mittelfeldkonkurrenz um üppige vier Zehntel. "Ich bin wirklich glücklich mit unserer Performance. Ich denke, ich habe eine fast perfekte Runde auf einer Strecke gefahren, wo das schwer zu erreichen ist", feierte sich der Mexikaner als Lewis Hamilton des Mittelfeldes.

Nachdem Force India auf den traditionell starken Rennstrecken zuletzt klar die vierte Kraft im Feld war, war man vor Singapur zunächst skeptisch. Die Hoffnungen ruhten auf dem für das Rennen in Südostasien zuvor angekündigten Update. "Wir waren vier Zehntel vor Haas und sechs vor Renault. Ich denke, das zeigt, dass unser Update-Paket hier bereits einen Unterschied macht. Denn das hier ist ein Kurs, der uns normalerweise nicht in die Karten spielt", glaubt Perez.

"Ich denke, die anderen haben etwas aufgedreht. Force India und Haas waren beide schnell", muss Hülkenberg neidlos anerkennen. Vor allem sein ehemaliger Arbeitgeber Force India verblüffte ihn: "Sie sehen gut aus, ihre Updates dieses Wochenende scheinen zu funktionieren. Sie haben gute Arbeit geleistet", so der 31-Jährige, der im Zeittraining selbst gerne noch etwas mehr rausgeholt hätte.

Grosjean hat Rückenwind: Perez fast erwischt

"Ich denke, wir haben im Q3 unser Potential nicht voll ausgereizt. Die letzte Runde war nicht gut, da ich eine schlechte Outlap hatte. Man steckt hinter so vielen Autos fest, dann gab es im letzten Sektor einen Stau. Ich habe dann in der ersten Kurve gleich beide Vorderreifen eckig gebremst, das hat den Rest der Runde beeinträchtigt. Das war eine Konsequenz des langsamen Fahrens im letzten Sektor. Vielleicht sind wir etwas zu spät rausgefahren", erklärt Hülkenberg.

Während er nicht glaubt, dass er Perez' Fabelzeit hätte erreichen können, war Romain Grosjean da zuversichtlicher. Der Franzose fährt nach seiner schwierigen ersten Saisonhälfte wieder konstant in die Top-10 und rettete Haas als Achter den Samstag. "Auf meiner letzten Runde hatte ich in Kurve 21 hinein massives Übersteuern. Ich denke, ich habe da rund drei Zehntel verloren. Das hätte mit Perez also richtig eng werden können", glaubt er.

Magnussen verzweifelt an Singapur: Noch nie so weit hinter Teamkollegen

Mit Platz acht durfte Grosjean im Gegensatz zu seinem Teamkollegen allerdings noch zufrieden sein. Kevin Magnussen flog als 16. schon im Q1 raus. Der Däne kam in Singapur einfach auf keinen grünen Zweig. "Ich war noch nie eine Sekunde hinter meinem Teamkollegen, in meiner ganzen Karriere nicht", so der ratlose Däne. "Es ist frustrierend. Das gesamte Wochenende ist irgendwie hoffnungslos."

"Ich war nie in der Lage den Grip zu finden, den Romain zu haben schien. Von der ersten Runde an fühlte ich, einen großen Schritt hintendran zu sein, egal was ich mache. Es macht irgendwie keinen Sinn. Das kann eigentlich nur an den Reifen liegen. Mein Auto sieht in Ordnung aus, also waren wir wohl mit den Reifen irgendwie nicht im richtigen Fenster", mutmaßt Magnussen.

Mittelfeld-Piloten einig: In Singapur bloß nicht crashen

Für Magnussen wird der Weg in die Punkte am Sonntag ein beschwerlicher. An der Spitze des Mittelfeldes sind Perez und Teamkollege Esteban Ocon, der von Platz neun startet, für den Kampf gerüstet. "Ich denke, wir haben die Rennpace um einige gute Punkte zu holen", glaubt Ocon. Perez will an seine Erolgsserie in Singapur anknüpfen: "Hoffentlich kann ich im achten Rennen in Folge hier in die Punkte fahren."

Einer der sich gleich zu Rennbeginn dazwischendrängeln will, ist Nico Hülkenberg. "Wir haben den Start und die erste Runde. Hoffentlich können wir sofort etwas Boden gutmachen und ein oder zwei Autos erwischen", so der Emmericher. Einen noch größeren Vorwärtsdrang als er wird wohl Alonso haben, der gleich hinter ihm seinen Reifenvorteil ausspielen will. "Der Reifenabbau hier ist nicht so gering wie erscheint", glaubt der McLaren-Pilot.

Eine gute Pace und die richtige Strategie sind in Singapur bekanntermaßen nur zwei Zutaten für ein erfolgreiches Rennen. Bei der zweistündigen Hitzeschlacht heißt es vor allem, keinen Fuß falsch zu setzen. "Wir müssen hier durchhalten, denn es ist ein langes Rennen. Es geht darum sich aus allem rauszuhalten und im Rennen zu bleiben", so Hülkenberg. Da stimmt auch Alonso zu: "Das Rennen ist lang. Wir müssen wieder um Punkte kämpfen, aber erstmal müssen wir die Zielflagge sehen."