Wird der Rest der Formel-1-Saison 2018 zu einem WM-Kampf zwischen Lewis Hamilton und Sebastian Vettel mit ungleichen Waffen? Unter einem Gesichtspunkt deutet immer mehr darauf hin: teaminterne Schützenhilfe aus Finnland. Während bei Ferrari Kimi Räikkönen jetzt weiß, dass ihn keine Zukunft mehr bei der Scuderia erwartet, der Finne sich nun nicht mehr als großer Teamplayer empfehlen muss, sieht es bei Mercedes ganz anders aus. Valtteri Bottas hat seinen Vertrag für 2019 zwar in der Tasche, doch für 2020 nicht mehr als eine Option, die der zweite Finne der Formel 1 auch sehr gerne ziehen würde.

"Ich bin echt happy. Das ich mir vor der Sommerpause für das kommende Jahr schon sicher sein konnte, war wirklich schön", sagt Bottas. Trotzdem muss sich Bottas anders als Räikkönen noch langfristig empfehlen. Entsprechend anders fällt seine Antwort auf Fragen zu teaminterner Hilfe aus als die des Icemans. Der hatte in der Pressekonferenz vor dem Rennen in Singapur über weitere Vettel-Hilfe seinerseits vielsagend und viele Lacher erntend in den Raum gestellt: "Ich kann natürlich nur ein Auto fahren!".

Bottas: Meine WM-Chance schmal, helfe gerne

Bottas dagegen noch klarer: "Mir kommt es aber auf meine Performance und die Performance des Teams an. Jetzt sind wir in einer Situation, in der Lewis die WM anführt. Mein Rückstand auf ihn ist sehr groß und natürlich sind wir als Team hier und wollen als Team beide Titel gewinnen. Natürlich möchte ich deshalb helfen, will dabei aber versuchen, mein eigenes Rennen nicht allzu sehr zu beeinträchtigen. In Monza war die Strafe für mich durch den langen ersten Stint etwa nur sehr klein. Ich bin trotzdem noch auf das Podium gekommen. Das Team will, dass wir beide gut abschneiden. Ich sehe natürlich ein, dass Lewis um die WM kämpft und für mich die Chance sehr dünn ist. Wenn es einen Weg gibt, wie ich helfen kann, dann freue ich mich, das zu tun."

Für ihn selbst sei das zwar nicht das Schönste, doch ist Bottas eben Realist genug. Fast 100 Punkte Rückstand, also vier Siege, bei nur noch sieben Rennen - das ist einfach viel zu viel. Zumindest die Hoffnung auf ein Highlight für sich selbst hat Bottas 2018 aber noch nicht aufgegeben. "Die Saison war definitiv nicht, wie ich sie mir vorgestellt habe. Vor allem mit der Pechsträhne Mitte der Saison. Es gab die Gelegenheit, Rennen zu gewinnen, aber es ist nicht passiert. Wir haben aber noch sieben Rennen. Das ist viel und bedeutet sieben Chancen. Und ich glaube, dass ich als Fahrer besser werde. Die Chance auf einen Sieg wird besser!"

Bottas unbekümmert von Pleiten gegen Hamilton

Doch wirklich besser lief es beim Finnen zuletzt nicht so recht. Zu Saisonbeginn Lewis Hamilton noch oft sogar im Griff, hat zuletzt ganz klar der Weltmeister die Hosen bei Mercedes an. Session für Session. "Nach Spa war in Monza das Rennen etwas durch die andere Strategie beeinträchtigt. Ich mache mir da nicht wirklich Sorgen. Es waren einfach ein paar Dinge im Qualifying, aber ich bin kein Stück besorgt", gibt sich Bottas gegenüber Motorsport-Magazin.com entspannt. Zufrieden sieht der Finne dabei aber nicht aus.

Formel 1 2018: Brennpunkte vor dem Singapur GP (11:14 Min.)

Entsprechend überrascht dann auch die nächste Aussage nicht: "Hoffentlich wird 2019 ein erfolgreicheres Jahr für mich. Immerhin bin ich happy, wo wir als Team stehen. Wenn das Team auch happy ist, dann ist das gut." Eine starke Saison folgen lassen sollte Bottas auch unbedingt - insbesondere vor dem Hintergrund, dass Mercedes-Junior Esteban Ocon offenbar kaum noch andere Chancen in der Formel 1 bleiben als das Mercedes-Werksteam selbst.

Besonderen Druck verspürt der Finne deshalb aber nicht. "Wenn ich nicht abliefere, könnte jeder Fahrer meinen Platz übernehmen. Es geht da nicht um einen bestimmten Fahrer. So funktioniert der Sport einfach. Das habe ich in den letzten drei Jahren gelernt. Wenn ich meinen Zielen entsprechend performe ist alles okay. Wenn nicht, dann verdiene ich den Platz nicht. Es ist doch ganz einfach."