Charles Leclerc wird 2019 definitiv für Ferrari fahren. Das hatte der italienische Rennstall vor dem Singapur GP bekanntgegeben. Auf der einen Seite ein Erleichterung für den Monegassen, auf der anderen Seite eine Belastung.

Auf der einen Seite musste Leclerc am Donnerstag nicht mehr die immer gleichen Fragen nach seiner ungewissen Zukunft beantworten, auf der anderen Seite erschienen zu seiner Medienrunde nicht mehr fünf Journalisten, sondern plötzlich so viele, dass die Statik der aufgestockten Team-Hospitality auf die Probe gestellt wurde.

Doch Leclerc gefällt seine neue Position. "Ich verspüre keinen Druck", sagte er Motorsport-Magazin.com. "Ich reagiere anders darauf. Ich fokussiere mich immer nur genau auf das, was ich mache und das Ergebnis kommt dann."

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Bei den Zielen nimmt der Ferrari-Junior, der die Saison 2018 noch für Sauber beenden wird, kein Blatt vor den Mund. "Sie haben ein Auto, mit dem man dieses Jahr den Titel gewinnen kann. Wenn es das nächste Jahr wieder so ist, dann ist mein Ziel der Titel", so Leclerc. "Das ist eine große Aufgabe."

Mit einem Wasserträger kann Vettel bei seinem neuen Teamkollegen also nicht rechnen. Im Vertrag des Räikkönen-Nachfolgers steht davon auch kein Wort. "Mein Verständnis ist, dass zu Beginn der Saison beide Fahrer bei Null beginnen", erklärt Leclerc. "Und im Laufe der Saison kann ein Punkt kommen, an dem es Order gibt. Das macht jedes Team."

Vettel: Mit Räikkönen kein Bullshit

Vettel ist angesichts des Wechsels nicht übermäßig begeistert. "Natürlich spricht man auch über die Fahrerwahl, aber letztendlich habe ich kein Stimmrecht dabei", sagte Vettel in Singapur. Es ist kein Geheimnis, dass der Deutsche gerne Räikkönen als Teamkollegen behalten hätte. "Mit ihm gab es einfach null Bullshit", gesteht Vettel.

Auf eine Gratulation von Vettel musste Leclerc verzichten. Mangels Handynummer gab es keine Glückwünsche des vierfachen Formel-1-Weltmeisters. "Aber er war die Tage wohl eh gut beschäftigt. Und dafür haben wir ja jetzt dann genug Zeit", scherzte Vettel.

Schlecht ist die Beziehung aber zwischen Vettel und Leclerc nicht, für Vettel überwiegt eher die Trauer über Räikkönens Abgang. "Wir tun unser Bestes, um ihn willkommen zu heißen", so der Deutsche.

Zweifel an der Reife seines neuen Partners hat Vettel nicht: "Wenn der Speed und das Talent da sind, dann spielt das Alter keine Rolle - das ist ja bei Kimi genauso." Besonders gute Erfahrungen hat Vettel mit jungen Teamkollegen nicht gemacht. Als ihm nach Mark Webber Daniel Ricciardo vor die Nase gesetzt wurde, unterlag Vettel dem jungen Australier im teaminternen Duell und wechselte schließlich zu Ferrari.

"Aber für die aktuelle Saison ändert das alles nichts", ist sich Vettel sicher. Sollte er dennoch vor Leclercs Ankunft dessen Handynummer wollen, Teamchef Maurizio Arrivabene hat sie sicher. Der Italiener informierte Leclerc am Telefon über seine Beförderung.

Leclerc: Formel 1 größerer Schritt als Ferrari

Für Leclerc ist es die zweite große Beförderung in zwei Jahren. Erst 2018 kam der Monegasse aus der Formel 2 in die Formel 1. "Der Sprung von Sauber zu Ferrari ist aber kleiner als der aus der Formel 2 in die Formel 1", glaubt Leclerc selbst. "Die ganzen Prozedere in der Formel 1 sind so kompliziert..."

Seit dem Mexikaner Ricardo Rodriguez im Jahr 1961 fuhr kein so junger Pilot mehr für Ferrari. Die Scuderia setzte seither lieber auf erfahrene Piloten. Leclerc wird bei seinem Ferrari-Debüt 21 Jahre alt sein.

Kommt der Aufstieg vielleicht zu früh? "Das ist für viele die große Frage, aber wenn ich nicht gut genug bin, dann ist es normal, dass man wieder herabgestuft wird - aber dann habe ich das Ferrari-Cockpit auch nicht verdient." Leclerc geht hart mit sich selbst ins Gericht: "Ich gehe nicht zu Ferrari, um zu lernen. Ich muss abliefern."

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