Haas versucht die in Monza durch die Disqualifikation in der Formel-1-Weltmeisterschaft 2018 verlorenen Punkte am grünen Tisch zurückzubekommen. Der Clinch mit Renault ist auch im Vorfeld des Grand Prix von Singapur eines der großen Themen im Paddock. Haas-Teamchef Günther Steiner glaubt, dass die Renault-Manager ihre Köpfe retten wollen.

"Ich hätte das nicht so gemacht. Aber ich denke, Renault ist in dieser Position: Sie haben den vierten Platz verloren und das hat sie alarmiert etwas unternehmen zu müssen, weil sie sonst Fünfter werden", so Steiner gegenüber Motorsport-Magazin.com. Etwas, das für das 2016 zurückgekehrte Werksteam definitiv eine große Enttäuschung wäre. Steiner glaubt, dass angesichts dessen die Verantwortlichen bei Renault um ihre Position im Team bangen.

"Renault macht was es machen muss. Ich denke, dass intern einige Leute dort in Frage gestellt werden", so der Tiroler, der außerdem den Standpunkt vertritt, dass die Franzosen gegen ein Gentlemen's Agreement zwischen den Teams verstoßen haben. Dass der Unterboden am VF-18 in Monza nicht der ab dem Wochenende in Italien geltenden Technischen Direktive entsprechend würde, hätte Renault schon im Training auffallen können.

Haas: Renault hat gegen Gentlemen's Agreement verstoßen

Dementsprechend hätten die Franzosen auch schon am Freitag bei der FIA vorstellig werden können. Es geschah jedoch erst, als Haas das bessere Resultat eingefahren und in der Konstrukteurs-WM gleichgezogen hatte. "Meiner Meinung nach gab es schon lange keinen Protest mehr nach einem Rennen. Ich war deshalb etwas überrascht, aber dann natürlich auch nicht, denn was soll man an Renaults Stelle sonst machen?", so Steiner.

Er würde letztendlich zwar auch nicht davor zurückschrecken auch Einspruch gegen die Konkurrenz einzulegen, dies jedoch nicht erst nach Abschluss des gesamten Rennwochenendes machen. "Nach dem Training würden wir Protest einlegen, wenn etwas nicht in Ordnung ist", erklärt Steiner. Haas hatte am Sonntagabend gleich seinen Einspruch gegen die Disqualifikation Grosjeans angekündigt und diesen am Donnerstag eingereicht.

"Erst musst du die Absicht eines Einspruchs erklären und dann den Einspruch. Wir bereiten uns jetzt auf die Anhörung bei der FIA vor, die Anfang November stattfinden wird", so Steiner über das weitere Vorgehen im Kampf um die acht verlorenen WM-Punkte von Monza. "Wir bereiten uns darauf vor zu erklären, weshalb die Disqualifikation unserer Ansicht nach nicht korrekt war."

Haas zieht vor Gericht: Stewards haben uns nicht verstanden

Acht Punkte sind im Mittelfeld zweifelsohne eine Menge Holz und könnten am Jahresende entscheidend sein, was die Positionen in der Gesamtwertung angeht. Der Ausgang der Anhörung ist für Steiner jedoch völlig offen. "Es ist 50:50. Es kann in beide Richtungen laufen, deshalb würde ich nie behaupten, zuversichtlich zu sein, dass wir gewinnen. Du weißt nie was passiert und hast über die Entscheidung keine Kontrolle."

Formel 1 2018: Brennpunkte vor dem Singapur GP (11:14 Min.)

Haas ist der Ansicht, dass die Technische Direktive vom 25. Juli 2018 und ihre Umsetzung seitens der FIA nicht eindeutig war. "Es ist sehr komplex. Es ist eine Formsache die mit den Arbeitsabläufen Hand in Hand geht, welche wie ich denke nicht korrekt befolgt wurden, und das nicht von unserer Seite, sondern von einer anderen", so Steiner. "Ich denke, die Stewards haben nicht verstanden was wir versucht haben zu erklären."

"Ich hoffe, dass unsere Berufung vor Gericht zu einem besseren Verständnis führt und das Gericht uns mehr Zeit einräumt, es zu erklären." Haas beteuert, schlichtweg nicht dazu in der Lage gewesen zu sein die Anpassung am Unterboden bis Monza vorzunehmen. "Es war einfach Timing. Wir konnten es nicht umsetzen, da wir den Shutdown im Sommer hatten. Wir haben keine eigene Fertigung und sind auf Zulieferer angewiesen", erklärt Steiner.

Haas in Singapur mit neuem Unterboden nach Fahrplan

"Es ist zwar nur eine kleine Änderung, aber auch die musst du ordentlich erledigen. Diese Autos sind sehr kompliziert, es ist nicht wie früher, als du einfach mit der Feile den Radius eines Bauteils verringern konntest." Das ganze Theater, so glaubt Steiner, wird sich spätestens nach der Anhörung relativieren. Der nicht regelkonforme Unterboden habe in Sachen Performance wenig bis gar nichts gebracht: "Du kannst es in den Daten nicht einmal sehen."

"Wenn hinterher alles rauskommt, werden sich die Leute fragen was der ganze Aufriss sollte", so Steiner weiter, dessen Team in Singapur mit einem den neuen Anforderungen entsprechenden Unterboden ausrückt. Ein Update, das laut ihm in keinem Zusammenhang mit der Monza-Disqualifikation steht. "Wir hatten ein Update im Zuge der Weiterentwicklung geplant. Das ist nicht wegen Monza, es war schon lange davor geplant."