In der Formel 1 kämpfen die besten Fahrer der Welt in den schnellsten Autos der Welt. Während der erste Teil durch Paydriver & Co. schon immer mal mehr, mal weniger in Frage stand, stimmt der zweite in der gegenwärtigen F1 absolut. Bestes Beispiel: das vergangene Wochenende in Monza. Kimi Räikkönen brach einen 14 Jahre alten Speed-Rekord, fuhr damit die schnellste Runde der F1-Geschichte überhaupt.

Eigentlich sollte es noch einen dritten Teil geben. Die besten Fahrer, die schnellsten Autos und die genialsten Konstrukteure. Doch letzterer Aspekt verkommt in der Formel 1 zunehmend zur Randnotiz. Nicht falsch verstehen: Qualitativ ist die Königsklasse noch immer Vorreiter. Dazu muss man nur ansehen, welche gewaltige Schritte Mercedes und Ferrari im Wettstreit allein mit der Power Unit gelingen.

Kundenteams in der Formel 1 auf dem Vormarsch

Das Problem ist die Quantität. Die Zahl der Konstrukteure nimmt ab, stattdessen wird zunehmend Kundensport großgeschrieben. Ferrari pflegt mit Haas und Alfa-Romeo-Sauber bereits gleich zwei enge Kontakte, Red Bull mit Toro Rosso ohnehin, legt hier 2019 sogar wieder nach. Bei Mercedes unterdessen sollen offenbar die Bande mit dem jetzt seitens Lawrence Stroll übernommenen Force India (Racing Point) intensiviert werden.

Doch warum Problem? Nur, weil es die Formel 1 verändert? Nein. Sondern, weil es nicht nur positive Effekte, Kosteneinsparungen und Größenvorteile nicht für alle gibt. Die Opfer sind die alten Werksteams. Das sind vor allem Giganten der Geschichte des Sports, Williams und McLaren. Bereits gegenwärtig zeigt sich der Trend eindeutig: Das Duo tut sich zunehmend schwer. Kein Kampf mehr an der Spitze ist das Eine. Doch inzwischen scheinen teils kaum mehr Chancen gegen manchen Kunden zu bestehen.

McLaren prangert B-Team-Wildwuchs an

Genau deshalb wird in der Formel 1 jetzt Kritik und Sorge laut. "Ich habe sehr große Bedenken. Das ist genau was passieren würde, wenn die FIA und die F1 nicht einschreiten würden. Letzten Endes würdest du die großen Teams immer enger mit den kleinen arbeiten sehen, um einen anderen Weg herauszufinden, ihr Geld auszugeben", poltert McLaren-CEO Zak Brown.

"Das muss angegangen werden und ich bin froh, dass der FIA und F1 auch sehr bewusst ist, dass das die Richtig sein wird, in die der Sport geht, wenn man da nicht einschreitet. Ich bin also sehr besorgt, aber zuversichtlich, dass sie deshalb etwas machen werden."

Auch die FIA meldet Bedenken an

Tatsächlich hat die FIA sich das Thema auf die Agenda geschrieben. "Ja, wir sind besorgt", sagt Rennleiter Charlie Whiting am Wochenende in Monza. Dabei war jüngst erst ein Schlupfloch geschlossen worden. Als Haas in die Formel 1 kam, fehlten noch Beschränkungen für neue Teams, was Kooperationen anbelangt. Die gab es nur für existierende Teams. In Zukunft aber muss sich ein neues Team schon im Vorlauf zu den Regeln bekennen. "Aber jetzt geht es auch um existierende Teams, das müssen wir uns noch genauer ansehen", verspricht Whiting.

Der Hintergrund ist brandaktuell. Gemeint Racing Point Force India und die leidige Frage, ob die Umbenennung des Teams durch die Übernahme - trotz Verzichts auf alle WM-Punkte vor der Insolvenz - den Rennstall wegen der neuen Startlizenz zu einem Neueinsteiger macht. Hier geht es vor allem um Geld, den Grundbetrag, unabhängig von den Preisgeldern aus den TV-Rechten für die Platzierung in der Konstrukteursweltmeisterschaft. Aber es geht eben auch um eine Kooperation mit Mercedes, bei dem der neue Force-India-Boss Stroll ein- und ausgeht.

Streit um Force India nicht ganz vorbei

Insbesondere Williams, Renault (ebenfalls ohne B-Team, McLaren ist nichts als Motorenkunde) und McLaren zählten hier zu den Kritikern, widersetzten sich dem Bestreben des Teams, seine kommerziellen Rechte zu behalten. Kurioserweise ist es zuletzt aber vor allem Haas, das sich querstellt, das Thema noch nicht als erledigt ansieht. Zur Not will man auch alleine kämpfen, was F1 und FIA wenig schmeckt.

Mit Blick auf das Thema B-Team ist auch McLaren hier weiter voll dabei. "So wie ich es verstanden habe, ist es so, dass sie als B-Team nicht berechtigt wären, das Geld auf kurze Sicht zu erhalten", so CEO Brown über eine Vorstellung der FIA in Monza. "Aber uns wurde versichert, dass das Thema B-Teams angeschaut wird."

McLaren & Williams: Angst um sportliche Relevanz & Image der F1

Hier gehe es auch um den Charakter der ganzen Formel 1. Brown: "Es führte zuletzt weg davon, was die Formel 1 in unseren Augen ist: jeder ist ein Konstrukteur. Du musst dann einen Motor und ein Getriebe holen, ja. Aber mir geht es darum, wie weit es jetzt in dieser Hinsicht gekommen ist. Es geht bis zum Personal, zum Windkanal, ins Extrem. Das geht zu weit und muss von der Zukunft der F1 abgewendet werden."

Ähnlich sieht es Williams. Große Forderungen wie aus Woking kommen aus Grove zwar nicht, doch teilt man dort die grundlegender Vorstellung der Formel 1 voll und ganz. Trotz der schwierigen Lage des Teams will sich Williams ein Bein ausreißen, um eigenständiger Konstrukteur zu bleiben. "Die Idee, dass Teams zusammenarbeiten und dann auf der Strecke gegeneinander antreten, macht für mich keinen Sinn. Das ist für mich nicht, was die Formel 1 ist oder sein sollte", sagte Teamchefin Claire Williams im Interview mit Motorsport-Magazin.com.