Beim Formel-1-GP in Monza darf sich Mercedes zu einer strategischen Glanzleistung gratulieren. Lewis Hamilton und Valtteri Bottas gingen als Underdogs gegen die mächtigen Ferraris ins Rennen, aber am Ende stand Hamilton ganz oben, und Bottas durfte sich über Platz drei freuen.

Eine wichtige Rolle spielte hierbei die Strategie. Ferrari holte Kimi Räikkönen früh von der Führung aus an die Box, Mercedes lies Hamilton und Bottas lange weiterfahren. Letztendlich lief Räikkönen mit seinen neuen Reifen auf den Mercedes von Bottas auf, der noch nicht gestoppt hatte.

Bottas leistet Schützenhilfe: Räikkönen kommt nicht vorbei

Räikkönen blieb hinter dem langsameren Bottas stecken, kam nach einigen schnellen Runden auch mit DRS nicht am mit alten Supersoft-Reifen ausgestatteten Mercedes vorbei. Inzwischen kam auch Hamilton an die Box und holte sich neue Reifen. Während Räikkönen weiter hinter Bottas feststeckte, fuhr Hamilton mit einigen schnellen Runden die Lücke wieder zu.

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Bottas fuhr weiter, und weiter, und weiter. Für Räikkönen waren das schlechte Nachrichten: Beim Versuch, endlich an Bottas vorbeizukommen, verheizte er seine Reifen. Als Bottas endlich an die Box kam, konnte sich Räikkönen zuerst nicht von Hamilton lösen, und verlor schließlich die Führung. Bottas hatte seinen Job getan.

Wolff zu Bottas-Strategie: Stand so im Plan

Bottas hatte vor der Blockade mit Max Verstappen um Platz drei gekämpft. Nach seinem späten Stopp fiel er entsprechend zurück, über drei Sekunden hinter Verstappen. Zuvor war er noch im DRS-Fenster, aber Verstappen war viel früher an die Box gekommen und hatte sich dank des Undercuts ein kleines Polster gegen Bottas erarbeitet. Mit neuen Reifen konnte der die Lücke aber sofort wieder zufahren und Verstappen attackieren. Am Ende erbte er Verstappens dritten Platz, als der Red-Bull-Fahrer für eine Kollision bestraft wurde.

Wie Mercedes Ferrari austrickste - Italien GP 2018 (Analyse): (21:32 Min.)

Das war alles so geplant, erklärt Toto Wolff nach dem Rennen im RTL-Interview. "Es war die bestmögliche Strategie für Valtteri, weil wir den größtmöglichen Reifen-Vorteil generieren mussten. Wir wussten, dass Valtteri am Ende noch einmal gegen den Verstappen fahren kann."

Genau so stand es im Strategie-Plan? Ja, versichert Wolff: "Es war im Strategie-Planer für Valtteri das schnellste Rennen. Im Ergebnis war es dann ganz praktisch." Sicherlich war es eine strategische Meisterleistung für Mercedes, nachdem sich deren Taktik-Abteilung in der Saison 2018 bei Rennen wie in China und in Österreich eher blamiert hat.

Bottas zu Blockade-Aktion: Kein Problem für mich

Bottas ist nach dem Italien-GP ebenfalls mit der Strategie seines Teams zufrieden. "Ich glaube, der ideale Zeitpunkt für den Stopp wäre etwas früher gewesen", meint er, "aber hier ist das kein großer Unterschied. Das Rennen hätte etwas besser sein können, aber keine Ahnung, ob Platz zwei möglich gewesen wäre." Das Boxenstopp-Fenster ist in Monza groß, und Mercedes ging gut mit den Reifen um. Ferrari hatte hingegen mit stärkerer Blasenbildung zu kämpfen.

Bottas gibt nach dem Rennen an, dass er jedenfalls angewiesen wurde, Räikkönen zu blockieren: "Zuerst war es meine Aufgabe, Kimi aufzuhalten, und dann kämpfte ich mit Max." Im Rennen schien es für Mercedes einfach perfekt zusammenzulaufen: Bottas war in der perfekten Position, um Räikkönen aufzuhalten, ohne dabei sein eigenes Rennen kaputtzumachen.

Mit dem langen ersten Stint und der Blockade hatte Bottas auch keine Probleme. "Ich habe es gerne gemacht, weil ich wusste, dass ich noch immer die Chance bekommen würde, Verstappen zu attackieren. Ich glaube nicht, dass wir unser Ergebnis schlechter gemacht haben." Er vermutet, dass er zwar den optimalen Zeitpunkt für den Boxenstopp verpasst hat, aber er glaubt nicht, dass ihm das Positionen gekostet hat.

Bottas freut sich über Strategie: Gutes Teamwork

"Es ist toll, wieder am Podium zu sein", so Bottas nach dem Rennen. "Es war eine schwierige Zeit, und heute auch kein einfaches Rennen." Die letzten Runden verbrachte er im Duell mit Max Verstappen, welches dann in einer leichten Kollision endete. Verstappen bekam eine 5-Sekunden-Strafe, nachdem er Bottas vor Kurve 1 aufs Gras drückte.

In der Formel-1-Saison 2018 bleibt Bottas aber weiterhin sieglos. Inzwischen ist er jedenfalls bereit, Hamilton den Vortritt zu lassen: "Die Punkte-Differenz zwischen mir und Lewis ist jetzt sehr groß. Da muss ich bereit sein zu kooperieren. Wir sind ein Team, da muss ich realistisch sein." Einen Sieg hätte er aber schon noch gerne - er hofft auf einen vorzeitigen Titelgewinn von Hamilton, um freie Fahrt zu haben.