Dass Lance Stroll zu Force India wechselt, daran zweifelt in der Formel 1 längst niemand mehr. Wenn es noch einer Bestätigung dafür bedurfte, dann kam die nun von Force India selbst. "Lance war bereits zum Seatfitting bei uns im Werk", bestätigte Technik-Chef Andy Green.

Die Sitzanpassung erfolgte aber in erster Linie für die nächste Saison. "Wir wollten nur sicherstellen, dass er in das 2019er Auto passt", erklärt Green. Dafür mussten in der Tat sogar noch Anpassungen vorgenommen werden.

Doch diese Anpassungen wären auch noch für das aktuelle Auto möglich. Einige glaubten, Stroll würde schon in Monza im Force India sitzen. Bekanntermaßen blieb alles beim Alten, Stroll fährt weiter für Williams, Esteban Ocon und Sergio Perez für Force India.

Doch ein Wechsel während der Saison steht weiterhin im Raum. Der Wechsel würde Fahrer-Vater Lawrence Stroll aber wohl um einige Millionen erleichtern. Denn Stroll hat noch einen gültigen Vertrag mit Williams. "Wenn sich zwei einig sind, dann gibt es keine Probleme", meint Force-India-Boss Otmar Szafnauer angesichts der verzwickten Vertragssituationen.

Heißt: Wenn Stroll ein paar Extra-Millionen Richtung Grove überweist, darf Sohn Lance schon früher in den konkurrenzfähigeren Force India steigen.

Vorzeitiger Stroll-Wechsel zu Force India könnte teuer werden

Doch Stroll könnte durch den Wechsel noch tiefer in die Tasche greifen müssen: Denn nachdem Force India vor dem Belgien GP alle Konstrukteurspunkte gestrichen wurden, musste der Rennstall von Null beginnen.

Der Rang in der Konstrukteursweltmeisterschaft ist aber entscheidend dafür, wie viel Preisgeld ein Team erhält. "Ein realistisches Ziel ist jetzt noch Rang fünf", meint Szafnauer. Doch dafür muss sich das Team im Schlussspurt strecken.

In Singapur kommt ein größeres Update samt Aero-Teilen und neuer Aufhängung. "Wir gehen davon aus, dass wir für den Rest der Saison das schnellste Auto außerhalb der Top-Teams haben", glaubt man bei Force India. Aber man muss eben noch den Punktevorsprung von Haas, respektive Renault abknabbern.

Dass man noch an Sauber, Toro Rosso und McLaren vorbeikommen wird, daran glaubt man im Team fest. Doch dafür braucht man auch die richtigen Piloten. Und ein Wechsel während der Saison wäre dafür nicht unbedingt die beste Lösung. "Am liebsten wäre es mir, wir würden diese Saison in der aktuellen Konstellation zu Ende fahren", gibt Szafnauer zu.

Nicht nur die Umgewöhnung könnte zum Problem werden, sondern auch Stroll an sich. Denn im Fahrerlager zweifelt kaum jemand daran, dass Perez und Ocon beide schneller sind als der kanadische Milliardärssohn. Zugeben kann man das bei Force India freilich nicht, muss man sich mit dem Gedanken doch langsam anfreunden, Stroll in die Familie aufnehmen zu müssen.

Wer muss Force India verlassen: Ocon oder Perez?

Die zweite große Frage neben dem 'wann' lautet: Für wen kommt Stroll? Keiner der beiden Piloten hat rechtlich gesehen einen gültigen Vertrag. Die Verträge der Mitarbeiter wurden in die neue Firma transferiert, die Piloten gelten aber nicht als Angestellte.

Perez soll zwar die besseren Karten haben, weil er das Team rettete, indem er es in die Insolvenz führte und sich dabei angeblich auch Zusicherungen machen ließ, Ocon ist allerdings Mercedes-Junior. Dass Lawrence Stroll bei Mercedes aus und eingeht ist längst kein Geheimnis. Und Motorsportchef Toto Wolff braucht dringend ein Cockpit für seinen Junior.