Daniel Ricciardo verlässt Red Bull Racing in Richtung Renault. Die große Nachricht der Formel-1-Sommerpause 2018. Die große Frage danach: Wer wird sein Nachfolger? Tauscht er einfach mit Carlos Sainz? Holt Red Bull den Spanier zurück? Schnell war klar: Nein. Stattdessen befördern die Bullen Pierre Gasly von Toro Rosso zum großen Schwesterteam.

Dass es so schnell ging, hatte für manchen Beobachter einen klaren Hintergrund: Max Verstappen wollte nicht mit Sainz zusammenarbeiten. Tatsächlich hatte es mit dem Duo zu gemeinsamen Toro-Rosso-Zeiten einige Spannungen gegeben. Doch tatsächlich soll etwas anderes dahinter stecken.

Christian Horner: Performance sprach für Gasly, nicht Sainz

"Er ist ein fantastisches Talent. Er hat im Toro Rosso soweit einen großartigen Job gemacht. Er entwickelt sich sehr gut, war der offensichtliche Kandidat. Wir hatten intern bereits die 'Was-wäre-wenn-Szenarios' besprochen und er war immer der Anwärter Nummer eins", erklärt Red-Bull-Teamchef Christian Horner die rasche Entscheidung. "Wie Daniel vor ihm, Max, Sebastian hat er jetzt diese Lehre von Toro Rosso und jetzt schauen wir, was er auf der großen Bühne zeigen kann."

Keine Rolle gespielt hätte dabei die Vorgeschichte Verstappen/Sainz. "Wir haben Pierre Gasly aufgrund des Jobs, den er in Sachen Performance bei Toro Rosso macht, gewählt", so Horner. Über Sainz: "Wir hatten die Option, ihn zurückzuholen, aber angesichts der anderen Option, die wir hatten, angesichts, der Performances im Verhältnis zueinander, war Pierre Gasly der richtige Kerl, um dieses Cockpit auszufüllen", stellt Horner klar.

Franz Tost: Gasly sehr schnell auf hohem Niveau

Rücksprache mit Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost dürfte diese Entscheidung nur untermauert haben. "Wie alle anderen Fahrer (die von Toro Rosso schon zu Red Bull gingen, Anm. d. Redaktion) hat er sehr gute Skills, einen guten natürlichen Speed, gutes technisches Verständnis. Er hat gleich von Anfang an als er zu Toro Rosso gekommen ist ein hohes Level in seiner Arbeit und in Sachen Verständnis, besonders beim Reifenmanagement, gezeigt. Ich bin überzeugt, dass er auch bei Red Bull einen guten Job macht", lobt Tost.

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Sein Erfahrungsrückstand gegenüber Sainz? Soll keine Rolle spielen, meint unterdessen der direkte Vorgänger des Franzosen. "Die Jungs sind heute sehr früh schon sehr erwachsen. Er wird schon klar kommen", sagt Daniel Ricciardo.

Max Verstappen & Pierre Gasly: Best-Bullen-Buddies?

Und Gasly selbst? Wenn er so gut ist, wie alle bei Red Bull und Toro Rosso erzählen, wie seine starke Debütsaison 2018 auch auf dem Papier nahelegt - droht dann nicht auch mit Gasly teaminterner Fahrer-Ärger? Offenbar nicht, lauscht man den beiden Protagonisten. Gasly und Verstappen sind ziemlich dicke.

"Er ist ein klasse Kerl. Ich kenne ihn schon seit wir zusammen Kart gefahren sind. Anfang dieses Jahres war er außerdem mal eine Woche in Monaco und hing bei mir im Apartment ab, wir haben abends FIFA gezockt und eine gute Beziehung", berichtet Verstappen. "Ich bin sicher, dass er sehr schnell ist, das kann nur gut für das Team sein."

Doch muss sich Verstappen ohnehin keine Sorgen machen, weil jetzt er auch in Sachen Erfahrung sowieso erstmal der Teamleader ist? "Ich sehe nicht wirklich einen Unterschied. Ich fühle mich nicht wie der Anführer, ich versuche einfach den bestmöglichen Job für das Team und mich selbst zu machen. Klar, habe ich mehr Erfahrung als er. Das werde ich zu meinem Vorteil zu nutzen versuchen", sagt Verstappen.

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Gasly freut sich auf Verstappen-Duell: Willst du der Beste sein, musst du die Besten schlagen

Genau das nimmt Gasly als Ansporn. "Max ist gerade einer der besten Fahrer im ganzen Grid! Natürlich bin ich erst in meiner ersten Saison in der Formel 1 und sammle noch meine Erfahrungen, trotzdem sehe ich das als große Gelegenheit", meint Gasly. "Zu Max pflege ich eine sehr gute Beziehung, ich keine ihn schon lange Zeit. Wir sind schon im Kartsport zusammen gefahren."

"Als Team haben wir das Potential, zusammen große Dinge zu bewerkstelligen. Er arbeitet mit dem Team jetzt schon ein paar Jahre. Ich werde noch ein paar Rennen lernen müssen, weil ich gerade erst in der F1 angekommen bin. Aber mein größtes Ziel ist, der Beste im ganzen Sport zu werden. Und um das zu erreichen, muss ich auch gegen die Besten kämpfen. Max ist einer der Besten. Deshalb sehe ich es als so große Gelegenheit."

Der Franzose fürchtet nicht, verheizt zu werden wie einst ein Daniil Kvyat: "Nächstes Jahr kämpfe ich in einem Top-Team dann um viel besseren Positionen. Das bedeutet mehr Druck auch vom Team. Und ich habe einen sehr starken Teamkollegen. Aber ich freue mich auf die Herausforderungen. Ich kann mich noch in vielen Bereich verbessern und werde immer an mir arbeiten. Ich brauche niemanden, der mir das sagt. Ich will nächstes Jahr meine Leistung bringen."