Es war der Schreckmoment beim Formel-1-Rennen in Spa-Francorchamps an diesem Sonntag: Nico Hülkenberg sorgte mit einem Verbremser am Start für einen heftigen Unfall zwischen Fernando Alonso und Charles Leclerc. Für Alonso war es ein Déjà-vu: 2012 wurde er in Belgien ebenfalls in eine Startkollision verwickelt. Der McLaren-Pilot sparte nicht mit Kritik am Unfallverursacher.

"Nico kam mit 300 km/h an und hat uns erwischt, er hat mit dem Rest des Feldes Bowling gespielt", schimpfte Alonso über den Fahrfehler Hülkenbergs, mit dem dieser bei der ersten Anfahrt auf La Source nach dem Start die verhängnisvolle Kettenreaktion auslöste. Seine Geschwindigkeitsangabe war zwar etwas überspitzt, doch Fakt war für ihn: "Er kam mit einem Speed an, mit dem es unmöglich war die Kurve zu bekommen."

Für Alonso blieb keine Zeit mehr zu reagieren, als er von der Wucht des Aufpralls in Charles Leclercs Sauber katapultiert wurde. "Ich habe nur im Spiegel gesehen, wie Nico alle vier Räder blockierte und seinen Bremspunkt komplett verpasste. Er kam mit so hoher Geschwindigkeit, die hast du sonst nicht einmal auf einer Quali-Runde drauf", so Alonso, der normalerweise als großer Bewunderer Hülkenbergs gilt. Schon mehrfach lobte er die fahrerischen Fähigkeiten des Deutschen.

Alonso fordert hartes Durchgreifen: Grosjean wurde 2012 gesperrt

Der Fahrfehler in Spa war für Alonso aber so gar nicht einem der seiner Ansicht nach besten Rennfahrer in der Königsklasse würdig. "Du fragst dich wie es möglich ist, den Bremspunkt so sehr zu verpassen und wie es möglich ist, einen derartigen Fehler in der höchsten Kategorie des Motorsports zu machen", übte Alonso scharfe Kritik. "Das ist ein wirklich großer Fehler."

Schon in Baku und in Montreal hatte Alonso die teilweise übermotivierte Herangehensweise in der Startphase moniert. Auch in Spa konnte er es nicht nachvollziehen. "Ich bin enttäuscht. Ich hatte einen guten Start, dann machst du alles ganz bewusst, bremst am richtigen Punkt, und siehst im Spiegel wie sie hinter dir glauben, dass es schon die letzte Kurve der Weltmeisterschaft ist", so Alonso. "Man sollte meinen, dass sie ein höheres Level haben um in dieser Serie zu fahren."

Ungeachtet dessen, dass er Hülkenberg als Fahrer eigentlich so sehr schätzt, wünscht sich Alonso, dass die Stewards bei derartigen Vergehen durchgreifen. "Nico hat den Bremspunkt wie Grosjean 2012 verpasst. Romain bekam damals eine Rennsperre, dieses Mal werden wir es noch sehen... Aber diese Art von Fehlern am Start mit solchen Konsequenzen sollten etwas strenger angeschaut werden."

Die Rennleitung teilte anderthalb Stunden nach dem Rennen mit, dass Hülkenberg für Monza eine Grid Penalty von zehn Position auferlegt wird und er drei Strafpunkte auf seine Superlizenz erhält. Mit der Startplatzstrafe wird er in Italien voraussichtlich wieder in unmittelbarer Nähe Alonsos stehen, sofern bei McLaren kein Wunder passiert.

Alonso beendete sein möglicherweise letztes Formel-1-Rennen in Spa nach wenigen Metern, Foto: Sutton
Alonso beendete sein möglicherweise letztes Formel-1-Rennen in Spa nach wenigen Metern, Foto: Sutton

Hülkenberg nimmt Unfall auf seine Kappe: Entschuldigung am Unfallort

Hülkenberg suchte aber gar nicht erst nach Ausreden. Ihm war sofort klar, was passiert war. "Es ging alles einfach relativ schnell und man weiß dann auch selbst relativ schnell, dass man in der Scheiße sitzt und nichts mehr retten kann", so der Renault-Pilot, der noch an der Unfallstelle bei Alonso dafür gerade stand. "Er kam zu mir um sich zu entschuldigen", so Alonso. "Es ist wie es ist. Wir schauen nach vorne und hoffen, dass wir in Monza ein sauberes Rennen haben."

Das einzig Positive war, dass bei dem Unfall niemand zu Schaden kam. "Mir geht es gut. Wir müssen in ein paar Stunden nochmal schauen wie es sich anfühlt, wenn sich alles beruhigt hat", so Alonso, der nicht ausschließt von dem Unfall vielleicht den einen oder anderen blauen Fleck zu haben. "Gott sei Dank sind wir aber alle okay. Vor allem Charles, denn ich bin genau durch sein Auto gegangen."

Leclerc hatte Glück, dass Alonsos Auto vor seinem Kopf auf das Monocoque traf. Als es Leclercs Kopf passiert hatte, touchierte es die vordere Strebe des Halos, die den Kopf des Fahrers vor einem Frontalaufprall mit großen Objekten schützen soll. "Es ist ein guter Beleg für den Halo. Wir haben zwar keinen gebraucht, aber bei Unfällen dieser Art wissen wir, dass der Halo ein guter Schutz ist", so Alonso.