Lewis Hamilton bleibt für Sebastian Vettel in der Formel-1-Saison 2018 eine harte Nuss. Im Qualifying von Spa-Francorchamps hatte der Mercedes-Pilot wieder einmal den längeren Atem. Dem WM-Leader kam in Belgien wie schon beim letzten Rennen in Ungarn der Regen zur Hilfe. Doch auch unter trockenen Bedingungen war Hamilton auf Tuchfühlung mit der Konkurrenz von Ferrari.

"Der Regen ist mir immer ein Freund", freute sich Hamilton über seine sechste Pole Position des Jahres, die nicht nur sportlich sondern vor allem auch psychologisch ein wichtiger Punktsieg gegen Vettel war. Wieder einmal kam der Brite seinem Rivalen im letzten Moment zuvor, nachdem es das ganze Wochenende nach einer Pole Position in Rot gerochen hatte. Wieder war es der Regen, der die Entscheidung zu seinen Gunsten brachte. Hamilton scheint im Nassen momentan für seine Gegner unbesiegbar zu sein. Doch er will davon nichts hören. "Definitiv nicht", winkt er ab.

Abgesehen davon spürten Vettel und Räikkönen auch als es noch trocken war den heißen Atem Hamiltons deutlich. Im Q2 landete er als Dritter hinter dem Scuderia-Duo, nur fünf Hundertstel hinter Vettels Bestzeit. "Ich hatte mich darauf gefreut, dass es im Trockenen richtig eng werden würde. Ich denke, Ferrari hatte leicht die Oberhand, doch ich dachte mir, dass ich vielleicht gut genug sein würde um vor ihnen zu sein. Das waren spannende Aussichten", so Hamilton.

Noch spannender machte es dann aber der Regen, der pünktlich zum Beginn des Q3 einsetzte. Hamilton verfiel angesichts des Wetterumschwungs nicht gleich in Jubelstürme. "Als es zu regnen begann, war das schrecklich", so Hamilton, der zunächst mehr Probleme zu haben schien als Vettel. Während der Rivale sich mit seinem ersten Versuch auf Intermediates wenige Minuten vor Schluss an die Spitze setzte, strauchelte Hamilton.

Seitenhieb gegen Vettel: Hamilton spricht über das knifflige Anbremsen im Nassen

"Ich bin in den Kurven eins und zwölf komplett neben der Strecke gewesen", so der 33-Jährige, der seinen vorletzten Versuch wegwarf und danach unter Zugzwang stand: "Ich hatte dann nur noch eine Runde, ohne die wäre ich viel weiter hinten gelandet." Im entscheidenden Moment lieferte Hamilton ab. Vettels Konter war sieben Zehntel langsamer und reichte nicht, um den Mercedes von der Pole zu verdrängen.

"Ich denke, das war eine der härtesten Sessions an die ich mich seit langem erinnern kann", so Hamilton über die Mischbedingungen. Bedingungen, wie sie Vettel in Hockenheim zum Verhängnis geworden waren. "Du weißt nie wann die Vorderräder blockieren. Wenn sie einmal blockieren ist es so, als ob das Auto beschleunigt", geht Hamilton bei seinen Ausführungen über die kniffligen Bedingungen ausgerechnet auf die Situation ein, die dem Rivalen in Deutschland das Rennen kostete.

Der Deutsche hatte beim Qualifying in Spa außerdem von Schwierigkeiten mit der Technik berichtet. Auch hier hatte Hamilton etwas zu sagen. "Vielleicht hatte Sebastian wie er sagte ein Batterie-Problem, aber ich habe meine selbst gemanagt und sichergestellt, dass ich ausreichend Power habe", so der Brite. "Mein Team hat mir aber auch dabei geholfen, dass ich darauf achte."

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Hamilton 2018 unaufhaltbar? "Dieses Jahr nicht perfekt gefahren"

Ob Hilfe vom Team oder vom Wettergott, Hamilton scheint in der Saison 2018 einfach nicht kleinzukriegen zu sein. In Hockenheim fuhr er aus dem Mittelfeld zu einem sensationellen Sieg, in Budapest und Spa nun ein erfolgreicher Gegenschlag im nassen Qualifying. Egal welchen Knüppel Hamilton dieses Jahr zwischen die Beine geworfen bekommt, er scheint einfach nicht aufzuhalten zu sein.

"Ich denke definitiv nicht, dass ich dieses Jahr perfekt gefahren bin", wiegelt Hamilton ab und fügt an, dass es längst bei ihm trotz der jüngsten Darbietungen im Regen längst nicht nur im Nassen klappt. "Ich denke, ich mache meinen Job auch im Trockenen. Ich liebe es im Nassen zu fahren, aber ich wollte nicht, dass es regnet."

Seine Performance in diesem Jahr ist für ihn nur die logische Weiterentwicklung des schon in den vergangenen Jahren erfolgreichen Lewis Hamiltons. "Das Ziel von uns Fahrern ist, gewisse Elemente zu perfektionieren, und ich arbeite an allen. Es geht darum wie du mit dem Team arbeitest, wie du deine Zeit neben der Arbeit einteilst, wie viel du trainierst, wie sehr du dich rannimmst. Es geht auch ums Fahren, wie du deine Konstanz verbesserst, Risiken und Fehler."

Auch der in diesem Jahr intensivere WM-Kampf trägt seinen Teil dazu bei. "Erfahrung hilft auch, aber du musst auch immer weiter an dir arbeiten. Du musst Motivation finden und es hilft einen Kampf gegen einen großartigen Fahrer wie Sebastian zu führen. Es sorgt dafür, dass du noch mehr aus dir herausholst und die Latte noch höher legst, als du es jemals für möglich gehalten hättest."

Hamilton bleibt dabei: Ferrari in Spa auch im Rennen der Favorit

Etwas, das auch am Rennsonntag wieder notwendig sein wird. Am Sonntag soll es trocken bleiben. Vorteil Ferrari? "Sie waren heute der Favorit und werden es auch morgen sein", so Hamilton. "Aber das heißt nicht, dass sie auch gewinnen werden. Sie waren schon einige Rennen der Favorit, aber irgendwie haben wir es geschafft vor ihnen zu landen", so der viermalige Champion.

Vor allem die Longruns der Konkurrenz waren am Freitag eine Ansage. "Es wird ein hartes Rennen, denn Sebastians Longruns haben jeden verblüfft. Ich weiß nicht, ob ich in der Lage sein werde eine Pace zu fahren mit der ich einen Vorsprung herausfahren kann. Es wird ein hartes Rennen nach dem Start bis Kurve fünf. Die Jungs sind auf den Geraden unglaublich schnell", fürchtet Hamilton den ersten Run auf Les Combes.