Das Sahara Force India F1 Team ist tot. In Spa wurden bereits sämtliche Team-Logos von der Hospitality und den Team-Trucks entfernt. Inzwischen ist klar, dass der Rennstall nun Racing Point Force India heißt. Klar ist auch, dass der Rennstall all seine WM-Punkte verliert, die in der Formel-1-Saison 2018 eingefahren wurden. Motorsport-Magazin.com bringt Licht ins Dunkle und liefert die Antworten auf die brennendsten Fragen.

Warum musste Force India um den Start zittern?

Zu Beginn des Spa-Wochenendes war noch nicht einmal klar, ob Force India überhaupt starten könnte. Der neue Rennstall hatte keine Startlizenz von der FIA. Mit Zustimmung aller Teams hat die FIA kurzfristig noch eine Startlizenz erteilen können. Doch die Zustimmung war keine Formsache - dazu gleich mehr.

Warum verliert Force India alle Punkte?

59 Punkte - einfach weg. Doch warum? Der Sachverhalt ist komplizierter. Konkret geht es um Artikel 8.2 des Sportlichen Reglements. Der besagt, dass ein eingeschriebener Rennstall, an allen Events der Formel 1 Weltmeisterschaft teilnehmen muss. Durch die Insolvenz des Rennstalls ist das streng genommen nicht mehr gegeben. Force India verliert nicht nur die Punkte, sondern wird komplett aus er WM-Tabelle gestrichen. Das neue Team startet bei Null. Die Fahrer dürfen ihre Punkte behalten.

Formel 1 2018: Alles über Racing Point Force India (09:10 Min.)

Warum ist die Formel 1 so stur?

Einem Team, das am Boden liegt, auch noch alle WM-Punkte stehlen - geht's noch? Tatsächlich ist es nicht ganz so einfach, wie es scheint. Auf der einen Seite gibt es kommerzielle Belange, auf der anderen Seite sportliche. Die kommerziellen Verträge regeln, wer überhaupt Antrittsgeld und Preisgeld vom Rechteinhaber erhält. Haas musste zum Beispiel die ersten Jahre auf viele Millionen verzichten, weil man nicht Teil der Verträge war.

Genauso dürfte nun der Force-India-Nachfolger nicht am großen Kuchen teilhaben. Streng genommen handelt es sich eben um ein neues Team. Ohne die Millionen vom kommerziellen Rechteinhaber wäre das Team aber endgültig tot. Dann würde sich niemand antun, das Team zu 'retten'. Damit der Force India Nachfolger Point Racing Geld kassieren kann, müssen alle Teams ihre Zustimmung geben.

Nicht alle Teams waren davon begeistert. Teilweise geht es darum, dass das eigene Stück Kuchen dadurch kleiner wird. Aber nur teilweise. Es ging auch darum, dass Regeln eingehalten werden. Würde man eine Ausnahme machen, wären in der Zukunft allen derartigen Vorhaben Tür und Tor geöffnet. Warum sollte Haas auf die Millionen verzichten, wenn sie Force India geschenkt werden? Das Recht am Geldkuchen wurde von Stroll mitgekauft - doch eben nicht die Startlizenz.

Den Tod des Teams kann sich die Formel 1 aber nicht leisten - das wissen auch die anderen Teams. Deshalb wurde am Ende ein Kompromiss gefunden. Die Konkurrenten stimmten der Startlizenz zu. Durch die Streichung der Konstrukteurspunkte fällt der Rennstall vorerst auf den letzten Platz zurück. Der Konstrukteursrang ist letztlich für die Höhe des Preisgelds verantwortlich. Force India verliert also Liberty-Millionen, aber eben bei weitem nicht alles. Ein Kompromiss, mit dem die neuen Eigentümer und die anderen Teams leben können.

Warum noch Force India?

Der vollständige Name des neuen Rennstalls lautet Racing Point Force India F1 Team. Force India ist also nicht Geschichte. Aber nur, damit das Recht auf das Preisgeld nicht verwirkt wird. Denn formal steht das Preisgeld Force India und nicht Racing Point zu. Auf kurz oder lang wird der Name Force India aber verschwinden.

Wer hat bei Racing Point das Sagen?

Es steckt ein ganzes Konsortium hinter den Käufern, der prominenteste Name ist sicherlich der kanadische Milliardär Lawrence Stroll, dessen Sohn bei Williams in der Formel 1 fährt. Mit an Bord sind aber auch der kanadische Geschäftsmann Andre Desmarais, Jonathan Dudman (Monaco Sports and Management), Modeunternehmer John Idol, Telekommunikationsinvestor John McCaw Junior, Finanzexperte Michael de Picciotto und Stroll Geschäftspartner Silas Chou.

Vijay Mallya ist damit Geschichte. Mit dem Teamchef musste auch sein Vertrauter und Stellvertreter Bob Fernley gehen. Der bisherige COO Otmar Szafnauer übernimmt dafür den Posten des Geschäftsführers und wird neuer Teamchef.

Fährt Lance Stroll für Racing Point?

Bei Williams investierte Lawrence Stroll Millionen, damit der Sohn ein Cockpit erhielt. Letztendlich ist der Plan klar: Lance Stroll soll bei einem konkurrenzfähigeren Team fahren. Auch wenn Lance vom guten Geschäftsriecher des Vaters spricht, Teil der Idee ist es natürlich, Lance das Cockpit zu verschaffen.

Die Frage ist nur: Erst 2019 oder schon in Monza? Sergio Perez scheint beim Team safe zu sein - für 2018 und für 2019. Esteban Ocon wäre der Leidtragende. Passiert der Wechsel schon in Monza, säße Ocon für den Rest der Saison auf der Straße - es sei denn, bei McLaren würde Stoffel Vandoorne vor die Tür gesetzt. Bei Williams würde Robert Kubica den vakanten Platz einnehmen.