Fernando Alonso rechnet nach seinem Ausstieg mit der Formel 1 ab. Der Spanier, der 2019 nicht an den Start gehen wird, nutzte das WEC-Wochenende in Silverstone, um Dampf abzulassen. "Ich habe aufgehört, weil die Action auf der Strecke meiner Meinung nach richtig schwach ist", sagte Alonso, der an diesem Wochenende mit Toyota in der Langstrecken-Weltmeisterschaft antritt.

Und weiter: "Tatsächlich reden wir in der F1 mehr über Dinge, die abseits der Strecke stattfinden. Wir sprechen über Polemik. Wir sprechen über Funksprüche. Wir reden über all diese Dinge und wenn man das so häufig macht, dann ist das ein schlechtes Zeichen. Das liegt daran, dass die Action auf der Strecke an so einem Wochenende nicht gut war - und dieses Gefühl gibt mir die F1 aktuell."

Alonso glaubt, dass andere Rennserien bessere Action und mehr Freude für die Fahrer böten, deshalb wolle er ein neues Abenteuer in seiner Karriere beginnen. Zwar räumte Alonso im gleichen Atemzug ein, dass er möglicherweise in der Formel 1 geblieben wäre, wenn seine Chancen auf die dritte Weltmeisterschaft besser gewesen wären. Doch die Formel 1 vermittele ihm gleichzeitig nicht mehr die Freude vergangener Jahre.

Alonso: Alles ist so vorhersehbar

"In den Jahren 2003, 2004, 2008 und 2011 habe ich nicht viele Rennen gewonnen", führte der McLaren-Star weiter aus. "Aber es war schwieriger, vorauszusagen, was in Spa oder Monza passieren würde. Jetzt können wir schon vorher schreiben, was dort passieren wird. Wir können die ersten 15 Plätze vorhersagen und liegen bis auf ein oder zwei Fehler richtig. Es ist hart, wie vorhersehbar alles geworden ist."

Ob Alonsos Sicht auf die Formel 1 ähnlich klingen würde, wenn er in den vergangenen Jahren in einem weltmeisterlichen Mercedes statt einem problembehafteten McLaren gesessen hätte? Nicht selten beschwerte sich Alonso über die Zustände in der Formel 1 - gleichzeitig musste er anerkennen, dass sein dritter WM-Titel in weiter Ferne lag. So zog er nun vorerst zum Saisonende die Reißleine.

Formel 1 schwierig für ambitionierte Fahrer

Die Vorhersehbarkeit der Formel 1 sei für Alonso allerdings kein großes Problem, merkte er an: "Denn ich habe nach 18 Jahren mehr erreicht, als ich mir hätte erträumen können. Aber für andere oder auch junge Fahrer ist es schwierig. Sie hoffen, dass ihr Team im nächsten Jahr unglaubliche Arbeit leistet oder dass sie einen Anruf von anderen Teams bekommen. Für ambitionierte Fahrer ist es schwierig geworden. Und das wird es auch in Zukunft, wenn sich nichts ändert."

Wie es künftig bei Alonso selbst weitergeht, wollte er nicht verraten. Eine Fortführung seines WEC-Engagements mit Toyota steht ebenso im Raum wie eine Saison in der IndyCar-Serie - womöglich auch als Vorbereitung auf das legendäre Indy 500, das ihm noch zur Komplettierung der Triple Crown fehlt.

Alonso: Warum die F1-Tür schließen?

Eine Rückkehr in die Formel 1 zu einem späteren Zeitpunkt hatte er schon bei seiner offiziellen Verabschiedung von McLaren nicht ausgeschlossen - und festigte seinen Standpunkt in Silverstone. "Ich denke, dass die Tür offen bleibt, weil ich aktuell auf dem besten Level meiner Karriere fahre", glaubte Alonso. "Und warum sollte man Türen schließen, wenn in der Zukunft alles möglich ist? Ich bin jung, ich bin ja keine 45 Jahre alt."

McLaren präsentierte am Donnerstag prompt Alonsos Nachfolger für die Saison 2019. Carlos Sainz Junior kommt von Renault und ersetzt seinen Landsmann und sein sportliches Vorbild. Wer das zweite Cockpit bekommt, will der Rennstall aus Woking zu gegebener Zeit mitteilen. Der aktuelle Stammfahrer Stoffel Vandoorne ist nicht unumstritten. McLaren-Junior Lando Norris werden gute Chancen eingeräumt, nach einem Jahr in der Formel 2 den Schritt in die Königsklasse zu schaffen.