Obwohl wir dazu tendieren die Formel 1 als einen europäischen Sport anzusehen, ziehen die nordamerikanischen Rennen einige der größten Hardcore-F1-Fans der Welt an.

So traf ich beispielsweise einen verrückten kanadischen Ferrari Fan namens Pino, der sowohl nach Montreal als auch nach Indy fuhr.

Er ließ sich in Montreal ein Autogramm von Michael Schumacher auf den Arm geben und ließ sich dann zwischen den beiden Rennen ein Tattoo daraus machen! Ist das zu glauben? Das nenne ich wahre Liebe. Ich glaube nicht, dass viele Tifosi so etwas machen würden...

In Montreal machte ich am Donnerstag meinen üblichen Track Walk und war überrascht zu sehen, dass sie die Kerbs in der letzten Schikane neu betonierten. Sie hatten offenbar beschlossen, dass die existierenden Kerbs nicht ausreichten um die Fahrer vom Abkürzen abzuhalten. Deshalb zementierten sie sie und machten sie viel steiler.

Aber auch Mark Webber erweckte am Donnerstag meine Aufmerksamkeit, als er sich in das Cockpit von Michael Schumachers Ferrari lehnte und alle Kontrollen und Knöpfe anschaute. Coulthard machte es ebenfalls - es war sehr interessant, da ich noch nie gesehen habe, dass die Fahrer so intensiv in die Cockpits ihrer Kollegen schauten.

Am Ende des Rennens in Kanada konnte ich einige gute Bilder von den feiernden Teams an der Boxenmauer schießen, aber ich verpasste leider eine einmalige Möglichkeit...

Nach seiner Jubelrunde kam Räikkönen in die Box zurück, schaltete den Motor frühzeitig aus und kam in meine Richtung. Die Boxengasse in Montreal hat eine leichte Steigung und deshalb rollte er direkt vor mir aus. Ich dachte mir: 'Das ist großartig, er steigt aus dem Auto, reist seinen Arm in die Luft und ich bekomme ein exklusives Foto.'

Aber stattdessen wusste er nicht was er tun sollte und wartete einfach im Auto. Die Marshals kamen ihm dann zur Hilfe und schoben ihn die Boxengasse entlang, weswegen ich mit ihnen mit rannte und ein schönes Bild von Norbert Haug machte wie er Kimi im Vorbeigehen zuwinkte.

Indianapolis

Als das US Grand Prix Wochenende begann, wussten wir natürlich noch nicht welche seismischen Wellen die anstehenden Ereignisse schlagen würden. Vor dem Wochenende gehörte die Aufmerksamkeit der Medien Danica Patrick, die sich in den USA einen guten Namen verschafft hat und nah an einem Indy 500 Sieg dran war.

Sutton Motorsport Images hat Danica unterstützt als sie in den späten 90er Jahren ihre Karriere in Großbritannien startete. Wir trafen uns mit ihr und sagten ihr, dass wir einige alte Fotos ausgraben würden, wobei ich mir nicht sicher bin ob sie davon so begeistert war. Denn damals war sie noch nicht das heutige Glamour Girl!

Es gab auch ein großes Renault Photoshooting am Donnerstag, bei welchem die Fahrer in schwarzen Anzügen Modell standen - sie sahen aus wie Mafiosi!

Der Modefotograf der das Shooting leitete kannte die Fahrer nicht und nannte Giancarlo Fisichella ständig 'Gianluca'. Danach nannten die Mechaniker Fisi und selbst Alonso die ganze Zeit 'Gianluca', was sehr lustig war.

Ich war am Freitag in der Boxengasse als Ralf seinen schweren Unfall hatte. Nachdem ich es gesehen hatte, rannte ich rüber und er stieg gerade aus dem Wrack seines Autos. Als er ausstieg trat er zuerst gegen die Fahrzeugnase und erholte sich dann an der Boxenmauer und wartete dort auf das medizinische Personal.

Der Sonntag war ein bizarrer Tag - alle waren den ganzen Tag in Meetings und niemand hatte die Ereignisse unter Kontrolle. Aus Fotografensicht war es schwierig das ganze abzudecken, da man nicht wusste wo man sein sollte.

Ich stand eineinhalb Stunden neben einem Stuhl vor dem großen Meeting am Sonntagmorgen und wartete darauf, dass jemand herauskam. Ich bekam am Ende ein paar Bilder und dann kamen die Fahrer im Gänsemarsch in den Raum und so ging es bis zum Start weiter.

Bernie streifte im Paddock herum und versuchte herauszufinden wer starten würde und wer nicht. Er wurde immer wütender - ich habe ihn noch nie so verärgert gesehen. Der TV-Kommentator Derek Daly kam wegen eines Interviews zu ihm und er stieß ihn einfach aus dem Weg.

Dann versammelte er alle und sie gingen wieder in den Raum. Die Autos waren im Grid und die Teamchefs gingen mit ihren Kopfhörern in dieses Meeting. Sie gaben die Informationen an die Teammitglieder und die Fahrer weiter - alles in letzter Minute.

Letztlich sagte Benie: 'Okay, fahrt in die Startaufstellung', aber sie drehten sich alle um und sagten: 'Nein, wir möchten erst wissen was los ist...'. Er versuchte die Situation herunterzuspielen und sagte: 'Die Autos sind alle hier, könnt Ihr sie nicht sehen?'

Aber diesmal funktionierte Bernies Magie nicht und das Rennen begann und zog all die bekannten Konsequenzen nach sich...