Zum zweiten Mal schlug in der Sommerpause der Formel 1 2018 eine Nachricht ein wie eine Bombe. Nach Daniel Ricciardos Sensationstransfer von Red Bull zu Renault für 2019 verkündete Fernando Alonso per Pressemitteilung durch McLaren sein Karriereende nach 17 Jahren Formel 1. Damit ist für den Spanier Ende 2018 Schluss beim Team aus Woking.

McLaren steht somit vor einem gewaltigen Problem. Der in den vergangenen Jahren arg hinter dem eigenen Anspruch herfahrende Traditionsrennstall muss einen Ersatz für seinen letzten großen Punktegaranten finden. Genau der war Fernando Alonso mit seinem stets unermüdlichen Einsatz - egal wie wenig siegfähiges Material ihm das Team auch zur Verfügung stellte.

Alonso bei McLaren der letzte Erfolgsgarant

Das zeigt schon der Blick auf den WM-Stand: 2018 holte Alonso 44 Punkte, Teamkollege Stoffel Vandoorne nur 8. Zudem liegt der Belgier im Qualifying-Duell als einziger F1-Pilot sieglos 0:12 zurück. Auch deshalb ist McLaren natürlich alles andere als happy. "Wir respektieren seine Entscheidung, obwohl wir glauben, dass er sich in der besten Verfassung seiner Karriere befindet", erinnert Zak Brown. Alonso könne also noch locker weitermachen.

Doch will der Spanier einfach eine Veränderung. Heißt wieder Rennen gewinnen. Das ist mit dem gegenwärtigen McLaren unmöglich. Später vielleicht wieder? "Ich weiß, dass sie stärker zurückkommen werden und in der Zukunft besser sein werden", sagt Alonso. Was er anfügt, ist ein echter Hammer: Comeback? "Das könnte für mich der richtige Moment sein, zurück in der Serie zu sein. Das würde mich sehr glücklich machen", so Alonso.

Alonso stellt Comeback in Aussicht - doch nicht 2019

2019 ist der Spanier jedoch fix raus bei McLaren. Frühestens 2020 könnte er also sein eigener Nachfolger nach einem Sabbatjahr werden. Das Team muss also einen adäquaten Nachfolger finden - schwer genug bei Alonsos Kaliver. "Unser offener Austausch mit ihm führte aber dazu, dass wir uns auf diese Möglichkeit vorbereiten konnten", sagt Brown. Tatsächlich hatte Alonso durchblicken lassen, seine Entscheidung bereits vor langer Zeit gefällt zu haben. Doch wer sind die Kandidaten?

Vandoorne, Norris, Sainz: Die möglichen McLaren-Stars im Check

Stoffel Vandoorne: Zugegeben, der Belgier wäre kein direkter Alonso-Nachfolger, ist er bereits jetzt als Teamkollege bei McLaren. Dennoch ist er hier zu nennen, geht es doch um einen Ersatz des Spaniers als Teamleader. Ein Job für Stoffel? Schwierig. Er müsse dringend einmal anfangen, Alonso zu schlagen, hieß es ob der klaren teaminternen Angelegenheit jüngst schon vom Team.

Zumindest für den Fahrermarkt generell hat Vandoorne durch Alonsos Aus nun weniger Druck, stehen jetzt zwei Cockpits zur Verfügung. Doch auch sportlich fing sich der Belgier jüngst etwas. Ein merkwürdiges Chassis wurde ausgewechselt, prompt war er zumindest etwas näher dran an Alonso. "Die Statistik ist das eine, etwas anderes ist die eigentliche Performance. Und da ist der Abstand sehr klein", meinte er deshalb bereits. Für Vandoorne spricht aber in jedem Fall, dass er das Team jetzt zwei Jahre kennt.

Lando Norris: Der logischste Alonso-Nachfolger. Auf den britischen McLaren-Youngster und aktuellen Zweiten der Formel 2 hält das Team große Stücke. "Lando ist ein McLaren-Pilot und wir glauben, dass er hier eine glänzende Zukunft vor sich hat. Wir sind nicht daran interessiert, Lando langfristig irgendwo hingehen zu lassen", stellte CEO Zak Brown vor einigen Monaten klar. Nicht ohne Grund, hatte Toro Rosso schon die Fühler ausgestreckt, um Ersatz für den strauchelnden Lando Norris zu finden.

Der selbst bestätigte in Ungarn zwar Motorsport-Magazin.com durchaus an einem Leihmodell interessiert zu sein, um Formel-1-Erfahrung zu sammeln. "Aber ich denke nicht, dass das der beste Weg ist. Idealerweise bin ich auch nächstes Jahr bei McLaren, das ist für mich die perfekte Situation", so Norris. Da träumte er jedoch noch nur vom Freitagstester. Weil man eben nicht wisse, was aus Alonso werde. Bereit zur Nachfolge sei er aber. Lando: "Es wäre natürlich schön, in der Formel 1 zu fahren."

Carlos Sainz: Ersetze Spanier durch Spanier? Zuletzt machte noch die Vorstellung eines spanischen Dreamteams bei McLaren für 2019 die Runde. Für Carlos Sainz wäre das der Traum gewesen - ausgerechnet Teamkollege seines großen Vorbilds Alonso zu werden. Bereit für diesen F1-Riesen hätte er sich gefühlt.

Sainz: "Ich bin bereit, jeden im Feld zu schlagen. Mein Racing-Spirit und meine Konkurrenzfähigkeit und mein Selbstvertrauen sagen mir, dass ich jeden schlagen kann. Vielleicht wäre Fernando die größte Aufgabe, die du im ganzen Grid haben kannst. Aber ich fühle mich für alles bereit." Jetzt wird dieses alles wohl Norris oder Vandoorne heißen, sollte Sainz tatsächlich zu McLaren gehen.

Doch warum sollte er? Ganz einfach: Es gibt nur eine bessere Alternative, die aber nur vermeintlich besser ist: Red Bull. Durch Ricciardos Wechsel zu Renault ist Sainz bei den Franzosen raus, dafür das Cockpit neben Max Verstappen freigeworden. Sainz gilt neben Toro Rossos Pierre Gasly als heißester Anwärter.

Doch will sich der Spanier tatsächlich erneut ein Teamduell gegen Superstar Verstappen antun? Schon damals bei Toro Rosso stand Sainz nur im Schatten des Max-Hypes. Für viele Experten - auch Red-Bull-Teamchef Christian Horner - aus demselben Grund, wechselte auch Ricciardo mitunter überhaupt nur. Und: Nimmt Red Bull ohnehin Gasly, um neuen Sainz-Krach mit Verstappen auszuweichen, wäre Toro Rosso für Sainz zudem ein Rückschritt. Deshalb: Besser bei McLaren der Star sein. Alonso-Erbe neben einer weit weniger schillernden Figur auf der anderen Seite der Garage.

Weitere Kandidaten: Viele sind nicht mehr vorstellbar. Möglich erscheint vielleicht eine Rückkehr von Sergio Perez, der 2013 bereits für McLaren fuhr, sich in der Frühphase seiner Karriere allerdings durch zu viel Druck beim damals noch Top-Team, nicht durchbeißen konnte. 2019 jedoch wäre McLaren für Perez jetzt vielleicht die Rettung: Weil Lawrence Stroll Force India gekauft hat, gilt ein Wechsel von Lance Stroll als sicher. Esteban Ocon gilt wegen der guten Mercedes-Connection Strolls ebenfalls als gesetzt. Damit wäre kein Platz mehr für Perez. Neben McLaren gibt es für den Mexikaner sonst kaum halbwegs attraktive Optionen - allenfalls Haas, sollte dort Grosjean abgesetzt werden.