Es will in Woking einfach keine Ruhe einkehren. Nach den Querelen rund um Freddo-Gate und die Trennung von Racing Director Eric Boullier ist McLaren auch in der Sommerpause der Formel 1 wieder aus politischen Gründen im Mittelpunkt. Laut einem Bericht des britischen Independent soll sich der langjährige Shareholder Mansour Ojjeh aus dem Unternehmen verabschiedet haben. McLaren widersprach dem jedoch vehement.

"Der Bericht war irreführend", so das Team in einem Statement. Es hieß, dass sich Ojjeh am 26. Juli nach über 30-jähriger Beteiligung am britischen Traditionsrennstall sowohl aus dem Formel-1-Team als auch dem gesamten Konzern zurückgezogen habe. Der Saudi-Arabier wurde 1984 Teilhaber des damals von Ron Dennis geführten McLaren-Teams.

"Mansour Ojjeh hat das Unternehmen nicht verlassen und bleibt Leiter der McLaren Group", widerspricht das Team in seiner Stellungnahme. Ojjeh bleibt außerdem der zweitgrößte Anteilseigner sowie ein vollwertiges Mitglied des Vorstands von McLaren. Der 66-Jährige hält weiterhin 21 Prozent an der McLaren Technology Group.

McLaren: Ojjeh-Rücktritt nur Teil einer Umstrukturierung

Tatsache ist jedoch, dass sich Ojjehs Rolle im Konzern in den vergangenen Wochen verändert hat. Sowohl seinen Vorstandsposten innerhalb des Formel-1-Teams als auch im McLaren Applied Technologies-Business hat er Ende Juli aufgegeben. McLaren besteht darauf, dass diese Entscheidung im Rahmen der im Moment laufenden Umstrukturierungsmaßnahmen getroffen wurde.

In der Woche vor dem Grand Prix in Silverstone musste bereits Eric Boullier nach vier erfolglosen Jahren im Team seinen Hut nehmen. An seine Stelle trat, wenn auch unter dem Titel des Sport- statt des Racing Directors, US-Legende Gil de Ferran. Kurz zuvor wurde Zak Brown vom Executive Director zum CEO des F1-Teams.

"Wir sind dabei unsere Unternehmensstruktur in Folge der im vergangenen Jahr durchgeführten Neuorganisation der Gruppe zu vereinfachen", heißt es von McLaren. Der Konzern will sich darauf beschränken, auf den Vorstandsebenen der Businesses nur noch in das Geschäft involvierte Personen einzusetzen.

Mehrere McLaren-Aufsichtsratsmitglieder aus Vorstand zurückgetreten

"Ein wichtiger Teil der McLaren Group war, nur noch geschäftsführende Direktoren in den Vorständen der Firmen einzusetzen, anstelle von Aufsichtsratsmitgliedern. Daher kam es zu einigen Rücktritten und Mansour war ganz einfach eines dieser Aufsichtsratsmitglieder", erklärt McLaren.

"Die Aufsichtsratsmitglieder, die sich zum Rücktritt von den untergeordneten Vorständen des Konzerns entschieden haben, bleiben natürlich Geschäftsführer des Mutterkonzerns, der McLaren Group. Praktisch hat sich nichts geändert, außer dass diese Entscheidung zu effizienteren und schlankeren Prozessen führt.

McLaren hatte mit dem Geschäftsmann Michael Latifi, seines Zeichens Vater des Formel-2 und Force-India-Testpiloten Nicholas Latifi, erst im Mai einen neuen Shareholder dazugewonnen. Der Kanadier hat mit seiner Firma Nidala (BVI) Limited Anteile im Wert von 200 Millionen Euroa an der McLaren Group erstanden.

McLaren: Nicht der erste Zwist mit den britischen Medien

McLarens Klarstellung in Folge des Berichts vom Independent ist nicht der erste Zwist des Teams mit den britischen Medien in diesem Jahr. Vor einigen Wochen sorgten die Berichte der Daily Mail über das sogenannte Freddo-Gate für Aufsehen, sowie ein Wortgefecht zwischen einem ihrer Reporter und Eric Boullier im Rahmen der Teamchef-Pressekonferenz beim Frankreich GP.

Die Daily Mail hatte damals behauptet, dass McLaren die Arbeit seines Personals lediglich mit Schokoriegeln als Bonus vergüten würde und obendrein einige Mitarbeiter einen Aufstand gegen die Teamführung anstrebten. Zak Brown hatte diesen Berichten sehr klar widersprochen, wenige Wochen später folgte dennoch die Absetzung Boulliers.